1 - Altern als Zukunftshandeln: Eine (kleine) Psychologie der Vorsorge [ID:4252]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Ich freue mich sehr, dass ich hier vortragen darf. Ich denke, es ist immer wieder ganz schön,

dass wir diese Gelegenheit haben, ein bisschen über unsere Forschung zu sprechen. Was ich

Ihnen heute erzählen will, ist tatsächlich ein besonderer Ausschnitt aus der Alternsforschung.

Ich erzähle Ihnen das aus einer Perspektive heraus, die deswegen ganz besonders ist, weil sie

eben eine psychologische und keine medizinische Sicht auf das Altern ist. Das heißt, es wird heute

eben nicht um Fragen der Degeneration oder des Abbaus oder auch der Krankheit gehen, sondern der

Psychologe naturgemäß beschäftigt sich vor allem mit Fragen des Erlebens. Wenn es um Fragen des

Erlebens geht, dann sind das eben in unserem Fall vor allem auch Fragen des Deutens von Geschehnissen,

Erfahrungen und Erlebnissen. Und die besondere Bedeutung dieser Erlebnisse für das Altern sind

oftmals nicht unmittelbar erfahrbar und sichtbar und es ist eben doch ein bisschen aufregend und

spannend, immer mal wieder Versuche zu starten, genau diese Wirkungen auf unser Altern und unser

Alter dann eben auch nachzuweisen. Im Kern geht es mir um die Frage, wie denn eigentlich die Art und

Weise, wie wir die Zukunft deuten, unser Altern beeinflusst. Das hat natürlich mehrere Implikationen.

Also zum einen, das ist klar, wenn wir an die Zukunft denken, wenn wir erwarten, dass irgendwas

passiert, werden wir uns in unserem Handeln daran ausrichten, das ist im Grunde auch jedem bekannt,

dann wissen wir aber auch zweitens, dass Alter meistens in der Zukunft liegt, für die meisten.

Denn auch die Älteren unter uns fühlen sich ja in der Regel immer jünger, als sie tatsächlich

sind. Also auch vor diesem Hintergrund liegt das Alter in der Zukunft. Wenn wir die Menschen fragen,

wie alt fühlen sie sich, dann ist das in der Regel, wie älter man ist, umso weiter weg vom

tatsächlichen Alter. Wenn wir dann fragen, und wie alt wären sie denn gerne, dann geht das nochmal

ein Stück hinunter. Also wir wissen ganz genau, dass eigentlich Alter und die Erfahrung des Alters

für jeden, auch für den 100-jährigen vielleicht sogar vor allem etwas ist, was morgen passiert,

nicht heute. Und schließlich, jeder der alt hat, erlebt auch das Schwinden der Zeit. Unser Leben,

je älter wir sind, umso weniger Zeit haben wir in diesem Leben noch. Also sind auch diese Fragen

eben ganz relevant für das Verständnis eigentlich dessen, was wir dann in der Zukunft und im Altern

erleben. Also Deutungsmuster sind wichtig für diese Erfahrung des Alters. Und dann gibt es in der Tat

die große Frage, ob es denn möglich ist, über die Vorsorge, über das, was wir jetzt heute denken

und tun im Hinblick auf das Altern, besser zu altern. Macht das eigentlich Sinn? Man könnte

ja auch sagen, warum sollte ich heute darüber nachdenken? Warum sollte ein 20- oder 30-Jähriger

darüber nachdenken? Wir können doch das Altern einfach kommen lassen und wenn dann die Probleme

da sind, lösen wir sie. Diese Frage in der Tat beschäftigt uns ja sehr stark, weil das ja ein

bisschen an die Wurzel dessen geht, worüber wir forschen und nachdenken. Wenn wir tatsächlich gar

nicht nachweisen können, dass das, was wir tun, in irgendeiner Weise relevant ist, dann würde man

auch sagen, schaffen wir den Lehrstuhl ab. Es gibt auch noch andere wichtige Themen. Das ist also

ein bisschen auch die existenzielle Grundlage meines Vortrags. Fangen wir mal ganz einfach an

bei der Frage, was ist denn eigentlich unsere Vorstellung über das Alter? Wie stellen wir uns

Alter vor? Wann ist man eigentlich alt? Was ist es eigentlich, alt zu sein? Was bedeutet das?

Und auch da ist es ganz gut, vielleicht ein bisschen mal in die Extreme zu schauen und

einmal darüber nachzudenken, was können wir denn da eigentlich sagen? Zum einen, Ihnen allen

wahrscheinlich gut bekannt, wir alle leben immer länger. Wir werden alle immer älter. Im Prinzip

ist es so, dass in der demografischen Forschung wir relativ gut belegen können, dass seit etwa

Mitte des 19. Jahrhunderts es einen linearen Zuwachs der Lebenserwartung in allen größeren

Gesellschaften dieser Welt gibt. Überall, wo wir eben Sterbedaten kennen und betrachten können,

ist es ein Zuwachs. Jedes Jahr, dass Sie überleben, bedeutet, dass Sie noch einmal zwischen zwei und

drei Monate, je nachdem, ob Sie ein Mann oder eine Frau sind, dazu gewinnen. Wenn Sie jetzt also diesen

Vortrag hier überstehen, dann, wenn man mal davon ausgehen, es dauert eine Stunde, werden Sie also

noch mal zwölf Minuten dazu bekommen. Das ist also im Prinzip eine Zeit, die ich Ihnen extra noch

draufgeben dürfte. Das hat natürlich große Wirkungen. Wenn wir uns jetzt anschauen, wer sind denn

die Menschen, die wirklich sehr, sehr alt geworden sind, dann können wir über diese vielleicht auch

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:42:45 Min

Aufnahmedatum

2014-10-16

Hochgeladen am

2014-10-27 11:22:33

Sprache

de-DE

Der Vortrag behandelt im Kern zwei Fragen der psychologischen Altersforschung am Beispiel ausgewählter empirischer Illustrationen. Erstens geht es darum, wie Menschen über ihr eigenes zukünftiges Altern denken und zweitens, wie solche Vorstellungen über die eigene Zukunft im Alter sich auf das Vorsorgehandeln auswirken.

Tags

Alter Pflege Krankheit Tod Vorsorge Pflegebedürftigkeit Lebenserwartung Psychologie
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