Vielen Dank für die einführenden Worte. Ein Geograf, der sich in die digitalen,
Geistes- und Sozialwissenschaften verirrt hat, da muss man mal gucken.
Besondere Blickwinkel werden sich da heute auftun und ich werde sie sicherlich auf eine
Reise mitnehmen können. Sicherlich auch eine ganz biografische Reise, die sich auch entlang
dieses Lebenslaufs, der dankenswerterweise nochmal vorgetragen wurde, auch entwickelt,
wie man sozusagen von einer rein angewandten geografischen Beschäftigung dann dort ankommt,
durch digitales Spurenlesen irgendwo entdeckt zu wollen, wie Menschen in ihrem Alltag mit Raum
umgehen, wie sie den gestalten, wie sie den sehen, wie sich der für sie verhält. Auf diese Reise
möchte ich sie heute mitnehmen. Also Digital Imalities und Social Studies, wie wir es gerade
gehört haben, eine erlanger Besonderheit, die sich zwischen sehr stark softwareentwicklungsorientierten
Studiengängen, wie zum Beispiel Computing in der Humanities und sehr, sehr stark fachwissenschaftlich
orientierten, wie zum Beispiel einer digitalen Kunstgeschichte eben genau in der Mitte ansiedelt
und eben zum Ziel hat, ein Methodenrepertoire zu entwickeln und zur Verfügung zu stellen,
mit denen man innerhalb der jeweiligen beteiligten Fachbereiche eben mit digitaler Unterstützung
mehr lesbar machen kann, als man es mit der vorhandenen Methodik des jeweiligen Faches tun
könnte. Mein Vortrag heute orientiert sich an lang des Themas, zu dem ich auch promoviert habe,
nämlich zu Möglichkeiten der informatischen Modellierung und den Datenanalysen bezogen auf
einen geografischen Ortsbegriff, so was ist Ort. Das ist ja schon mal dermaßen diffus, wie man
sich es eigentlich nur wünschen kann. Also Ort ist alles und nichts. Ort ist die Definition,
die mir irgendwie am nächsten ist, ist eine phenomenologische, also sprich ist Ort ist
quasi der Zugang, den wir zu unserer Umwelt haben, den wir als Menschen zu unserer Umwelt aufbauen
können. Also Ort ist, wenn wir jetzt hier zusammen in diesem Raum sind, Ort ist aber auch, wenn ich
draußen auf der Straße von hier zum Büro laufe, wobei da auch Mobilität mit reinkommt. Ort ist
natürlich so was wie der Schlosspark. Also das sind Orte, die aus sich heraus erstmal, und das
kommt schon in meine vehemente Setzung, erstmal gar nichts bedeutend, sondern die erst mit Bedeutung
aufgeladen werden durch die jeweiligen Menschen, die ihren Blick darauf richten. Und dann sind wir
mit dieser Vorstellung sehr, sehr nahe an dem, was ein geografischer Ortsbegriff will. Und im Folgenden
möchte ich Sie jetzt relativ tief in eine Entdeckungsreise hineinnehmen, wie man sich in
den Digital Humanities diesen Ortsbegriff in Form von Datenanalysen annähern kann. Also zunächst
mal, was ist Ort? Dann würde ich quasi erstmal auf Umwelt eingehen. Gibt es sowas wie die Umwelt
draußen? Klar gibt es die. Die kann sich verändern und nicht zum Guten. Es ist aber auf jeden Fall auch
so, dass der menschliche Blick darauf dann konstituiert, wie Gesellschaften mit dieser
Umwelt umgehen. Dann werde ich in kurzen Bogen schlagen über die Geografie, wie die auf Ort
schaut. Wer dann schauen, welche Möglichkeiten es in den Digital Humanities gibt, sich mit Ort zu
beschäftigen und schließlich mit einem Ausblick, vielleicht eine Synthese zwischen den kritischen
Geografien und den kritischen digitalen Geisteswissenschaften enden. Vielleicht nur ganz kurz,
was ist meine aktuelle Forschungsagenda? Sie mögen es mir verzeihen, viele diese Folien verwende ich
natürlich auch im internationalen Kontext. Ich werde es aber versuchen, gut auf Deutsch zu
erläutern. Wenn da das ein oder andere Wort auf Englisch steht, sehen Sie mir das bitte nach.
Die Forschungsagenda, für die ich einstehe, ist zum einen, dass ich mich eben, das sehen Sie,
rechts oben beschäftige, mit diesen individuellen Praktiken von, welche Zugänge zur Welt schaffe ich
mir innerhalb meiner sozialen Gruppe. In Assoziation damit beschäftige ich mich viel mit den Fragen,
wie krisen Diskurse räumlich verfasst werden, also sprich Covid-19, Klimawandel und so weiter.
Welche Art des Argumentierens gibt es damit? Nur als kurzes Beispiel vielleicht dazu,
man versucht solche Krisen natürlich immer wegzuschieben. Bei Covid-19 war es in der
Anfangszeit so, es ist in China egal, es ist in Italien egal, es ist in Tirschen-Royd egal.
Man kann die Grenze immer feiner, immer enger ziehen und da hat es mit einem selber überhaupt
nichts zu tun. Das ist immer sehr, sehr praktisch, das heißt, die eigene Alltagswelt ist dann nicht
berührt, man muss keine Routinen umstellen, Hauptsache ist es woanders und die Aufgabe von
Geografie, was man zwischenzeitlich auch Dashboard Pandemic genannt hat, ist dann halt die Container
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:44:22 Min
Aufnahmedatum
2024-01-25
Hochgeladen am
2024-02-16 13:26:03
Sprache
de-DE
Der Vortrag nähert sich aus einer phänomenologisch geprägten Perspektive auf den geographischen Ortsbegriff der Frage nach den Möglichkeiten der informatischen Modellierung und Analyse von ortsgebundenen Narrativen und Diskursen. Hierzu wird der geographische Ortsbegriff zunächst vom Begriff des Raums abgegrenzt und eine Typologie von individuellen Ortserzählungen (z.B. Erinnerungsorte, erlebte Orte oder Orte als Metaphern) vorgestellt. Es wird exemplarisch gezeigt, wie sich diese unterschiedlichen Facetten von Ort auf Grundlage multimodaler Daten und geeigneter informatischer Modelle in digitalen Datenanalysen im Sinne eines DistantReadings für die Digital Humanities and Social Studies lesbar machen lassen.