Passionslieder zum drücken denke ich, ja das läuft jetzt unter 2C mit den Handouts.

Also das dritte Passionslied, das ich explizit bespreche, nämlich Oh Hauptvolk,

Blut und Wunden. Ich muss aber den Kontext aller Passionslieder Paul Gerhards doch

auch benennen. Also ein kurzer Durchgang, was Paul Gerhards alles an Passionsliedern

gedichtet hat und welche Funktion da speziell dieses Oh Hauptvolk, Blut und Wunden,

dass er eher das bekannteste ist oder was man eher mit Passion und Paul Gerhards verbindet.

Also in welchem Kontext es steht. Dazu gibt es das Handout Passionslied,

Paul Gerhards, wo ich alles zusammengeschrieben habe. Also wie man sieht, es gibt ziemlich

viele Passionslieder. Wir hatten ja nur drei Osterlieder, wir werden später nur drei

Pfingstlieder finden, aber jede Menge Passionslieder. Also insofern typisch protestantisch sozusagen,

kann man sagen, die Reflektion auf die Bedeutung des Kreuzes Christi für unser Leben steht im

Zentrum. Erster Punkt, ich habe es chronologisch gemacht, ein Lämmelein geht und regt die Schuld,

haben wir besprochen. Zweites, O Welt, Sie hier dein Leben, haben wir auch besprochen.

Diese beiden Lieder sind 1647, also in der ersten Tranche der Veröffentlichung von Paul

Gerhards Liedern in Praxis Pietatis Melica erschienen. Das nächste Lied heißt, O Mensch,

beweine deine Sünd. Das muss schon 1648 erschienen sein, aus bestimmten Gründen.

Diese Ausgabe der Praxis Pietatis Melica ist nicht mehr erhalten, deswegen nur mit Fragezeichen.

O Mensch, beweine deine Sünd ist gefährlich. Moment, O Mensch, beweine dein Sünde groß,

wir kennen den anderen Liedtitel. Es ist genauso wieder eine bewusste Anspielung. O Mensch,

beweine dein Sünde groß stammt vom in Erlangen gebürtigen Sebaldus Heiden, ist also 100 Jahre

älter. Paul Gerhard erzählt genauso wie Sebald Heiden die gesamte Passionsgeschichte. Wir

hatten ja bei dem Osterlied, dieses eine tolle Osterlied mit 36 Strophen, wo die ganze Osterstory

erzählt wird. Genauso gibt es eine Erzählung der gesamten Passion, auch in der Weise der

Passionsharmonie, also alle Evangelien zusammengewürfelt. Und das sind 29 Strophen, also mehr als bei Sebald

Heiden in dieser großen Liedform. Diese Strophenform hat ja 12 Zeilen. Dann gibt es zu weiteren

biblischen Topoi, signifikanten Topoi der Passionsgeschichte, Lieder nämlich, Hör an

mein Herz die sieben Wort, die sieben Worte, die Jesus am Kreuz gesprochen haben soll,

nach der Wiedergabe der Evangelien kommt man auf sieben, also mein Gott, mein Gott, warum

hast du mich verlassen und so weiter. Die sind ein Meditationstoppos in der Frömmigkeitsliteratur,

auch des Mittelalters. Und auch dazu dichtet Paul Gerhard ein Lied. Ich habe jeweils hingeschrieben,

wie viele Strophen und wie viele Zeilen. Also für sieben Worte, 15 Strophen, zehn Zeilen,

sieht man schon, dass es sehr entfaltet ist. Dieses Lied wurde 1653 dann erstmalig veröffentlicht.

1653 ist diese Praxis-Bietasis-Medica-Ausgabe, wo der größte Wurf von neuen Paul Gerhard-Liedern

hineinkam, weshalb man davon ausgehen kann, dass sie zwischen 1647 und 1653 gedichtet wurden.

Der weitere wichtige Passionsbibeltext, Jesaja 53, des Gottesknechtslied, auch das wird paraphrasiert

in einem Lied, siehe mein geliebter Knecht, dieses Lied hat 18 Strophen. Ich habe vergessen

hinzuschreiben, wie viele Zeilen, ah ja, wie Christus den uns selig macht, das ist dieses Lied 77.

Man kann davon ausgehen, dass Paul Gerhard, gerade weil er das Strophenmaß, den Strophenbau,

sehr differenziert hat, immer auch die Melodie und das Vorbild durchaus vor Augen im Ohr hatte,

so wie wir es bei Owell, Sie hier dein Leben, ja auch gesehen haben. Jetzt kommen sieben Glieder

an die Gliedmaßen Christi, das überspringe ich kurz, da kommen wir gleich dazu. Unten hat es

noch zwei weitere, nämlich als Gottes Lamm und Leue entschlafen und verschieden. Das ist ein Lied

zum Begräbnis Jesu. Auch die Meditation der Grablegung Jesu ist ein fester Topos in der

Passionsmeditation. Sie ist ja in der Kultivierung der Karwoche mit dem Kar-Samstag verbunden. Man muss

ja am Samstag der Karwoche auch geistlich ein Thema haben, einen Bezugspunkt und das ist die

Grablegung. Da gab es ja auch sogar Handlungenspiele, in Anführungsstrichen, dass der

Crucifixus in Kirchen abgenommen wurde und förmlich bestattet und so weiter in der katholischen

Kultur. Also das Begräbnis Jesu als eigenes Thema, zehn Strophen, sieben Zeilen bezogen auf das Lied

Oh, Lamm Gott, Herr Sohn, schuldig am Stamm des Kreuzes geschlachtet. Also auch hier Bezugnahme auf

einen klassischen Passionsgesang der Kirche. Auch das ist schon 1653 erschienen und dann gibt es