[MUSIK]
dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert so
meine Damen und Herren heute ist unser Thema die deutsche Königswahl und dafür
müssen wir die Analyse-Kappe aufsetzen denn es geht hier wirklich um
die Verfassungsgeschichte und Verfassungsgeschichte ist etwas was erstmal die deutsche Geschichtswissenschaft sehr
liebt und zweitens worüber sich ausgesprochen scharfsinnige Menschen Gedanken
gemacht haben das bedeutet nicht unbedingt dass sie immer recht hatten aber es ist
wirklich jede Menge Scharfsinn ich habe schon angedeutet die Königswahl die
Erhebung eines Herrschers hat offenkundig etwas mit der Verfassung
zu tun es ist undenkbar und auch an den Quellen zu widerlegen dass diese Herrschaften einfach
jedes Mal improvisiert haben also wird es verfassungsrechtlich geregelt aber
das erhebt ja nur eine weitere Frage nämlich was ist denn überhaupt eine Verfassung
wenn ich im Hauptseminar Essays vergebe kommt
die Antwort in Bezug auf die Goldene Bulle immer wieder zurück das ist die erste Verfassung des
mittelalterlichen Reiches kann eigentlich nicht sein weil eine Verfassung für die Studenten
immer etwas Geschriebenes sein muss sowie das Grundgesetz wir haben aber gegenwärtig ein Gegenbeispiel
mindestens eins nämlich Großbritannien wo die Leute permanent über die Verfassung nachdenken
und reden aber es gibt keine geschriebene Verfassung hat es nie gegeben und umgekehrt im
Ostblock gab es jede Menge Verfassungen die mit der Wirklichkeit des Verfassungs-Lebens überhaupt nicht das
Geringste zu tun hatten die waren nur Aushängeschilder aus Propaganda-Gründen also wir
müssen uns fragen was ist denn eigentlich eine Verfassung im Gegensatz zu dem
was sagen wir mal in juristischen Handbüchern als Verfassung verstanden wird also ein geschriebenes Dokument
was das staatliche Leben regelt und wenn wir eine allgemeingültige also sowohl für
den Ostblock als auch Großbritannien als auch für die Bundesrepublik und womöglich auch die Vereinigten Staaten
ein Verfassungsbegriff definieren wollen dann müssen wir sagen das ist was anderes als
die schiere Tagespolitik als das was von Tag zu Tag geplant und projektiert wird
also es muss es darf sich nicht allzu rasch ändern es muss das staatlichen Leben regeln
aber es ändert sich eben langsam der technische Begriff dafür im Mittelalter ist
das Gewohnheitsrecht das gilt auch für gewisse andere tägliche Regelungen was
weiß ich wer pflügt und so weiter und so fort aber unser 1. Schritt ist dass
wir begreifen dass eine Verfassung sich aus Verhaltensweisen besteht die
nur sehr langsam sich ändern und das Leben des Staates regeln
nun im Mittelalter gibt es überhaupt keine geschriebene Verfassung in dem Sinne
wie unsere Verfassung heute die das ganze staatliche Leben regeln wir
haben Teile aber wir haben nie ein Ganzes dennoch ist die deutsche Königswahl
die Erhebung eines Reichsoberhaupt zweifelsohne ein verfassungsrechtlicher Akt
und sie wird eben durch Brauch und Sitte und nicht
durch eine geschriebene Verfassung geregelt wenn wir diese Verfassungsregeln aufdecken wollen dann
müssen wir die Quelle natürlich wie überall befragen und wir müssen auch
darauf achten was sich von Mal zu Mal ändert und das im
Grunde genommen als kosmisches Rauschen herausfiltern und die Dinge die entweder
identisch oder sehr ähnlich von Königswahl zu Königwahl sich fortsetzen das
sind unsere Verfassungsregeln problematisch dabei ist dass die Quellen uns
nicht unbedingt eine Antwort auf diese Frage geben
kleine Fußnote das ist eine der
der schwierigsten Sachen bei der Geschichtswissenschaft allgemein nämlich dass wir alle
davon ausgehen und davon ausgehen müssen dass egal welche Frage wir an
die Quellen stellen irgendwo in den Quellen wenn man nur
methodisch korrekt vorgeht und scharfsinnig genug ist irgendwo in den Quellen
lässt sich eine Antwort finden das ist eine unbewiesene und unbeweisbare
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:31:12 Min
Aufnahmedatum
2012-01-27
Hochgeladen am
2012-02-21 16:29:24
Sprache
de-DE