Ich möchte mich ganz herzlich für die freundliche Einladung und auch den sehr warmherzigen Empfang
bedanken. Es ist tatsächlich heute für mich eine Premiere, weil ich bisher meine Vorträge immer
nur an Universitäten gehalten habe, noch nie in einem Rathaus und ich freue mich sehr,
mal diesen anderen Kontext kennenzulernen. Ich möchte Sie heute in die Literaturwissenschaft
entführen. Ich bin Germanistin und Komparatistin. Vielleicht ist Ihnen der Begriff
Komparatistik nicht geläufig, das ist die vergleichende Literaturwissenschaft,
die sich über Nationalliteraturen hinausgeht mit dem Vergleich unterschiedlicher Nationalliteraturen
beschäftigt. Also ich habe zum Beispiel viel zum Vergleich von deutschsprachiger und britischer
Literatur gearbeitet oder auch zu deutschsprachiger und US-amerikanischer Literatur. Heute werde ich
vor allem über die deutsche Literatur sprechen. Vielleicht kommen wir in der Diskussion dann doch
noch einmal auf die britische Literatur, die auch einen starken Einfluss auf Etienne Hoffmann
geübt hat. Aber das können wir dann in der Diskussion gegebenenfalls bei Interesse vertiefen.
Ich habe Etienne Hoffmann deshalb als Autor gewählt, einerseits, weil ich selber viel zu
ihm geforscht habe. Mein neuestes Buch, was Sie auch tatsächlich online finden können,
setzt sich in einem Kapitel mit Etienne Hoffmann auseinander. Aber ich habe auch deswegen Etienne
Hoffmann gewählt, weil er wirklich ein Autor ist, der ganz, ganz stark das Thema von Utopien und
Visionen in seinen Texten verhandelt und der seine Texte gewissermaßen als Beweis für die
Funktionsweisen von visionären Denken und von Visionen, also von der Einbildungskraft,
geschrieben hat. Also bei ihm taucht man in fantastische Welten ein und dass das möglich ist,
will er eben mit seinen Texten beweisen. Genau und deswegen habe ich Etienne Hoffmann gewählt und
gerade der Goldene Topf ist ein Text, der das bis zum Exzess tatsächlich praktiziert. Also ich
kann Ihnen auch sehr empfehlen, den Goldene Topf, wenn Sie das noch nicht getan haben, zu lesen,
ist ein fantastischer Text im doppelten Wortsinn, ein toller Text, aber auch sehr viel mit Fantasie
arbeitend, kann ich Ihnen empfehlen, zur Lektüre den Goldene Topf sich durchzulesen. Können mich
alle gut verstehen? Nicht so ganz gut? Gut, okay, gut. Also dann mache ich ganz kurz noch hier den
Stick an. So, ich habe meinen Vortrag in drei Teile geklieder, der wird frei sein, aber ich
habe so eine grobe Gliederung, an der Sie sich dann auch mitorientieren können, vorgesehen für
den Vortrag. Ich möchte erst einmal anfangen, was ist überhaupt eine Utopie? Also wo kommt der
Begriff her? Wo wurde er verwendet? Dann werde ich überleiten zu dem Autor, Etienne Hoffmann,
der Ihnen vielleicht bekannt ist oder vielleicht auch nicht ganz so bekannt ist. Etienne Hoffmann
hat interessanterweise auch eine Zeit lang in Bamberg gelebt und ist also sozusagen hier auch
ganz, ganz nah. Da würde ich Ihnen auch empfehlen, nach Bamberg zu reisen und auf den Spuren von Etienne
Hoffmann zu wandeln. Und ich möchte Ihnen ein bisschen sozusagen den literarhistorischen Kontext
skizzieren. Das ist die Literatur der Romantik. Um 1800 kann man grob sagen, damit Sie auch einen
Eindruck davon haben, in welchem Zusammenhang Etienne Hoffmann seine Texte geschrieben hat.
Und dann möchte ich mich konkret auf den Goldenen Topf stürzen und da schauen, wie Utopien und
Visionen in diesem Text dargestellt werden. Das möchte ich an konkret einem Beispiel machen,
weil ich jetzt nicht Ihnen den ganzen Text vortragen kann. Wenn dann eben noch Fragen sind,
bin ich sehr daran interessiert, das mit Ihnen in der Diskussion zu besprechen.
Kommen wir zum ersten Teil zur Frage, was ist eine Utopie? Also ich will vor allem jetzt den
Begriff der Utopie in den Blick nehmen. Visionen wurde ja schon vom Kollegen erläutert, dass vor
allem auch Helmut Schmidt gesagt hat, wenn man Visionen hat, sollte man zum Arzt. Das würde Etienne
Hoffmann radikal bestreiten. Für ihn sind Visionen ganz, ganz lebenswichtiges Alexie unseres Alltags.
Und wenn man keine Visionen hat, dann ist man eigentlich ein unausgeglichener Mensch und nicht
sozusagen kann ich seine vollumfänglichen imaginären Kompetenzen nutzen. Deswegen wäre Etienne
Hoffmann radikal dagegen. Und Etienne Hoffmann hat selber auch sehr gerne unter Drogen- und
Alkoholeinfluss geschrieben. Also für ihn waren Visionen unterschiedlicher Art,
auch wenn es um Drogeneinfluss ging, sehr, sehr zentral. Also bei Etienne Hoffmann ist das
sozusagen eine wichtige Kompetenz im menschlichen Leben, die das menschliche Leben auch letztlich
ausmacht. Der Begriff der Utopie stammt, wie Sie hier auf der Folie sehen, aus dem Griechischen
Presenters
Prof. Dr. Franziska Bergmann
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:28:55 Min
Aufnahmedatum
2024-02-20
Hochgeladen am
2024-03-15 17:06:03
Sprache
de-DE
Der Vortrag soll am Beispiel von E.T.A. Hoffmanns bekanntem romantischen Kunstmärchen „Der goldene Topf“ erläutern, wie uns Literatur qua Imagination in phantastisch-utopische Welten zu entführen vermag. Gezeigt wird, dass es E.T.A. Hoffmann der Literatur zutraut, allein mit den Mitteln der poetischen Sprache die Einbildungskraft der Lesenden derart anzuregen, dass die Schönheit utopischer Welten nicht nur vor das innere Auge, sondern vor sämtliche inneren Sinne rücken kann und somit besonders plastisch vorstellbar wird.
Prof. Dr. Franziska Bergmann ist seit 2023 Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur mit komparatistischem Schwerpunkt an der FAU. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind neuere deutsche und west-europäische Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Interkulturalitätsforschung, Drama und Theater sowie Literatur und ihr Verhältnis zu anderen Künsten und Medien