Ich freue mich sehr heute Abend hier zu sein, um beim zweiten Abend der 44. Erlanger Universitätstage
zu Ihnen sprechen zu dürfen. Mein Name wurde schon genannt, Markus Beckmann. Ich habe den
Lehrstuhl für Corporate Sustainability Management und bringe damit gleich auch ein bisschen
Vielfalt in die Erlanger Universitätstage, denn ich bin in Nürnberg an der Wiesow,
also ein Nürnberger Erlanger, der heute zu Ihnen spricht. Bevor ich in den Vortrag einsteige,
würde ich gerne zwei Fragen stellen. Ich war letzte Woche schon hier, als mein Kollege André
Kiesling den Eröffnungsvortrag gehalten hat und meine Frage an Sie, wer von Ihnen war denn auch
letzte Woche da? Keine Angst, ich werde nicht nachfragen und Inhalte überprüfen. Okay, ganz
viele und einige nicht, aber ich war letzte Woche da und habe gedacht, es gibt viele
Anknüpfungspunkte und ich habe extra auch ein paar Themen reingenommen, wo man vielleicht den roten
Faden weiter spinnen kann und vielleicht können wir das in der Diskussion dann schauen, ob das
geklappt hat. Schauen wir einfach mal. Die zweite Frage war vielleicht verbunden mit einer Ankündigung.
Ich werde zu einem Thema sprechen, zu dem ich normalerweise in der Lehre auf Englisch unterrichte
und die Literatur ist auch Englisch und das hat dann immer die Herausforderung, dass ein Vortrag
Denglisch wird. Ich versuche das zu vermeiden. Herr Badora hat ja auch den Anspruch formuliert,
den ich versuche nachzukommen, einen inhaltlich behaltvollen Vortrag in leichter Sprache zugänglich
zu formulieren. Schauen Sie mich ganz böse und kritisch an, wenn mir das nicht gelingt. Dann
versuche ich das zu verbessern. Denn was ich als zweites fragen möchte, wer von Ihnen auch wieder,
Sie müssen es nicht erklären, hat schon mal etwas von Tipping Points oder Kipppunkten gehört? Das
würde mich interessieren. Ganz viele von Ihnen und wenn ich es nicht schaffe, über Kipppunkte zu
reden, sondern Tipping Points, ist immer das gleiche gemeint, aber es haben auch einige die
Hand gehoben, die gesagt haben, sie haben das nicht gehört und ich möchte erstmal die Grundlagen
legen, um alle mitzunehmen und habe deswegen folgende Agenda mitgebracht. Gute Nachricht,
ersten Punkt haben wir schon geschafft, Einleitung und Vorstellung. Dann möchte ich als nächstes,
eine kurze theoretische Grundlage legen, ein bisschen in die Systemtheorie gehen, um nochmal
genau zu erklären, was meinen wir mit Kipppunkten und möchte auch noch ein paar andere Konzepte,
insbesondere zwei Arten von Rückkopplung, von Feedback erklären. Die ersten zwei, drei Folien
sind die, wo am meisten Definitionen draufstehen, wenn Sie denken, oh Gott geht das 45 Minuten so,
keine Angst, danach kommt Anwendung und viele Bilder, aber nur als Vorschau. Diese gemeinsame
Grundlage aus der Systemtheorie möchte ich denn auf zwei unterschiedliche Arten von Kipppunkten
anwenden. Im dritten Teil auf Klima, Biodiversität, unsere Umwelt, wo es wahrscheinlich um viele der
Kipppunkte geht, von denen Sie schon gehört haben, die die uns Sorgen machen. Da möchte ich auch
darauf eingehen, aber kurz. Im vierten Punkt möchte ich dann den Schwerpunkt setzen, nämlich auf eine zweite Art Kipppunkte eingehen,
die uns anders zur Hoffnung geben und damit möchte ich am Anfang vielleicht auch so ein kleines
Bekenntnis abgeben. Ich bin ja seit vielen Jahren im Bereich Nachhaltigkeit, meine Studierenden
fragen mich manchmal, wie kann man damit noch guter Laune bleiben, weil wir viele kritische
Entwicklungen haben und ich würde mich als kritisch besorgten Optimisten bezeichnen und ich glaube,
es ist ganz wichtig, dass wir ansprechen, was kritisch ist, aber gleichzeitig auch den Optimismus
auf die Gestaltungsmöglichkeiten rechnen, wo wir Dinge ändern können und es eigentlich ganz gute
Botschaften gibt, die ich übermitteln möchte. Wenn ich das alles geschafft habe, gibt es am Ende noch ein
kurzes Fazit und natürlich Platz für Ihre Fragen und damit wir dahin kommen, steige ich gleich ein.
Wie gesagt, die erste Frage, was meine ich eigentlich mit Kipppunkten und wie können wir diese aus einer
theoretischen Perspektive herleiten? Das muss ich erstmal fragen, wenn ich über Systeme rede,
Systemtheorie, was meine ich mit dem System? Da kann man sagen, Systeme, das sind immer eine Summe
von verschiedenen Teilen, die verbunden sind mit Beziehungen, die dadurch irgendetwas leisten,
was sie abgrenzt von ihrer Umwelt und das ist jetzt völlig abstrakt. Man kann es aber plausibler
machen. Mein Körper ist ein System, der hat verschiedene Teile und erlaubt mir, rumzulaufen.
Ein Wald ist ein System, der hat mit verschiedenen Teilen Bäume und Beziehungen und das leistet uns
gute Luft. Jetzt möchte ich aber verstehen, wie kommen diese Kipppunkte rein und dazu möchte ich
als nächstes anschauen, wie sich Systeme, die stabil sind, die wir so kennen und die dauerhaft
Presenters
Prof. Markus Beckmann
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:01:46 Min
Aufnahmedatum
2023-03-08
Hochgeladen am
2023-03-13 13:16:03
Sprache
de-DE
Bei Nachhaltigkeit geht um unser langfristiges Wohlergehen. Mit Blick auf unser Klima, Artenvielfalt oder Wasser zerstören wir jedoch die dafür notwendigen Grundlagen. Eine besondere Gefahr geht von sogenannten Kipppunkten aus. Kipppunkte – oder englisch Tipping Points – bezeichnen den Übergang eines Systems in einen neuen Zustand. Es geht um irreversible Entwicklungen, die ab einem bestimmten Punkt nicht mehr aufgehalten und kaum rückgängig gemacht werden können. In ökologischer Hinsicht gilt es, gefährliche Tipping Points zu kennen und mit aller Kraft zu verhindern. Gleichzeitig erfordert dies eine weitreichende wirtschaftliche Transformation. Aber auch der Übergang unseres nichtnachhaltigen, fossilen, linearen Wirtschaftssystems zu einer dekarbonisierten, zirkulären Zukunft erfordert einen disruptiven Systemübergang. Auch hierfür gilt es, die entscheidenden Kipppunkte zu kennen – aber nicht, um sie zu verhindern, sondern aktiv herbeizuführen. Der Vortrag diskutiert abschließend die Rolle von Politik und Unternehmen bei der Vermeidung und Herbeiführung nachhaltigkeitsrelevanter Kipppunkte.