Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ja, am Montag sind es genau 15 Jahre, dass ich hier promoviert habe. War am 14. Juli,
also doch schon ein paar Tage her. Und ich möchte jetzt, als ich überlegt habe,
worüber soll ich reden, wie war das eigentlich? So ein bisschen den Blick zurück wagen und gucken,
wie kam das eigentlich, dass jemand, der Mathematik studiert hat, bei Ferrari landen kann? Das ist
ja doch nicht der ganz normale Weg, promovierte Mathematiker. Und ja, wie ist das überhaupt,
mein ganzer Weg verlaufen? Sie haben das gerade gesagt, ich habe in Hannover studiert und bin hier
in Erlangen ein bisschen durch Zufall gelandet. Ich weiß gar nicht, ob Herr Knappner das weiß. Ich
habe, als ich mit meiner Diplomarbeit fertig war, 94 und die Prüfung noch nicht gemacht hatte,
habe ich so ein paar Tage Auszeit genommen, habe meine Schwester in Nürnberg besucht und habe gedacht,
na ja, promovieren möchte ich eigentlich auch, nicht gleich irgendwo in die Industrie weg von
der Mathematik, dann könnte ich mir ja mal Erlangen angucken. Und bin einfach auf gut Glück in
das Blaue Hoch ausgefahren und habe geguckt, wo sitzt denn da die Mathematik? Komme an,
AM 1 war Professor Knappner war nicht da, weil es ja auch mitten in den Semesterferien war. Und
seine Mitarbeiter haben mir gleich erzählt, ja, der hat da große Projekte am Laufen und braucht
viele Leute und ist neu hier, der braucht bestimmt Doktoranden. Er hat ja noch nicht so viele eigene
Diplomaten aus Erlangen. Und das war letztendlich dann auch so ein bisschen meine Chance. Ich habe
dann auch gleich eine Bewerbung geschrieben und es hat geklappt. Und ich habe dann,
angefangen, wie Herr Brechel schon gesagt hat, in dem großen Projekt D3F. Kurz nach mir ist dann
auch der Herr Tapp gekommen und wir haben eben an dicht getriebenen Strömungen gearbeitet. Wir haben
an einem ziemlich großen Paket gearbeitet, das ist auch ziemlich intensiv. Das heißt,
dieses ganze Programm, das waren fünf Universitäten, das waren vier Fachrichtungen,
ein Auftraggeber, der immer noch mit geredet hat. Das Ganze war sehr interdisziplinär,
das heißt, wir hatten Mathematiker, Physiker, Informatiker, wir hatten immer noch die
Bauingenieure dazwischen aus Hannover, wir hatten Geologen, die mit geredet haben. Und das hat uns
sehr viel Spaß gemacht. Jetzt muss ich ja auch mal in eine andere Kiste gucken. Ich habe nämlich
versucht, für alles, was ich so gemacht habe, irgendwas mitzubringen. Das, was ich hier habe,
für die Zeit, die ich in Erlangen war oder die ich an dem Projekt gearbeitet habe, ist ein Stück
Salz. Wir haben nämlich in der Zeit bei diesem Projekt auch, sind wir ständig irgendwo hingereist,
wir haben nämlich alle Universitäten besucht, die an dem Projekt beteiligt waren, mussten immer
unseren Projektstatus dabei präsentieren und einmal haben wir auch die Chance gehabt, direkt
nach Gorleben zu reisen. Und da habe ich das Stück Salz mitgenommen, das eben aus dem Salzstock in
Gorleben kommt, aus irgendwelchen Probebohrungen da. Denn das ganze Projekt hatte eben als Hintergrund,
ein Programm zu entwickeln, das im Zweifelsfall mal die Strömungen rund um den Salzstock in
Gorleben simulieren kann, um zu wissen, ja ich sage immer, wann radioaktives Material, was aus
den Tonnen austritt, aus den Behältern austritt, im Hamburger Trinkwasser landet. So wie es jetzt
aussieht nach den vielen vielen Jahren, nach 15 Jahren wird es ja wohl nicht mehr nötig sein,
das zu berechnen. Ich weiß auch gar nicht, ob das Programm mal angewendet worden ist.
Ist es angewendet worden? Es ist immer noch in der Entwicklung. Es ist halt eine ziemlich große
Sache auch geworden. Und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, es war ein sehr intensives Arbeiten,
eben auch dadurch, dass wir regelmäßig zusammen irgendwo hinreisen mussten,
dann zwei Tage Statusgespräche hatten mit entsprechendem Abendprogramm. Wir haben
viele Freundschaften geschlossen, erstmal ich mit meinen direkten Mitarbeitern hier in Erlangen,
aber auch mit den anderen Hochschulen. Und das hat mich sehr geprägt, einfach diese
Interdisziplinarität. Dass wir ganz eng mit den Physikern gearbeitet haben, dass wir mit
den Bauingenieuren in Hannover gearbeitet haben, das hat viel, das hat mich ziemlich beeinflusst.
Ich habe gelernt, die Sprache der Ingenieure zu sprechen. Denn das ist das, was am Anfang
erstmal schwierig war. Herr Knabner hatte ja, ich denke auch von zu Hause aus, ein bisschen
mehr Erfahrung damit, wie man Anwender zu verstehen hat. Aber das ist etwas, was man erstmal lernen
muss, wenn man plötzlich als reine Mathematikerin auf einen Anwender stößt, der unter dem, was man
Presenters
Prof. Dr. Katrin Thiele
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:20:57 Min
Aufnahmedatum
2014-07-11
Hochgeladen am
2014-10-20 23:44:27
Sprache
de-DE