Ich begrüße sehr herzlich den Günter Koch bei uns, eine fränkisch-bayerische Legende
auf den Hörfunksendern. Jeder kennt ihn, wenn er ihn nicht persönlich kennt, dann kennt er oder
sie ihn von der Stimme her. Sie machen das jetzt schon eine ganze Zeit lang. Hat sich dieses Klima
der Spannung rund um den Fußball, rund um die Vereine verändert in den letzten 30 Jahren oder
in den letzten zehn Jahren auch dramatisch verändert? Hat sich Ihre Rolle als Journalist
verändert? Können Sie das beschreiben? Die kürzeste Antwort lautet Ja. Die zweitkürzeste
lautet Ja. So dramatisch, dass ich, wenn ich nicht so alt wäre, mich fragen würde, ob das wirklich
meine Profession sein muss. Und die etwas ausführlichere, ich war es gestern bei einem
Treffen der Altklubberer, die sich jeden Montag, jeden ersten Montag im Monat treffen und mich da
eingeladen haben, mit Peter Stocker und mit Tassowild und mit Horst Leupold und wie sie
alle heißen, auch mit Franz Brungs zusammen. Ich erinnere mich an Peter Stocker. Das war ein
Außenverteidiger beim Club in den 70er Jahren und da waren wir vom Fernsehen und vom Radio
die Einzigen. Und da habe ich gewartet, bis der seine Haare geföhnt hatte und jeder Spieler und
wir konnten bis zum Kabineneingang hingehen und haben dort Leitungen gelegt, sodass das so wunderbar
klappte wie hier. Und dann konnte ich schon beobachten, wie der Spieler und der Trainer
guckte, na komm ich heute vielleicht dran zum Interview. Die waren richtig daran interessiert,
interviewt zu werden, denn es wurden nur ein oder zwei interviewt und wir haben uns die ausgesucht.
Heute ist es Nahkampf pur. Irgend ein Mikrofon hat jeder in der Hand und die Spieler entscheiden
genau, wem sie ein Interview geben, ob sie überhaupt ein Interview geben, an wem sie
vorbeigehen und ich bitte um Nachsicht bei den manchmal etwas dumm klingenden Fragen von meinen
Kollegen oder von mir nach einem Spiel. Gott sei Dank muss ich nicht mehr so viele Interviews machen,
das machen meine jüngeren Kollegen. Man weiß meistens gar nicht, wer bleibt stehen, wie reagiert
er und dann sind alle vorbereiteten Fragen vergessen, wenn plötzlich ein ganz anderer
Spieler stehen bleibt und das ist sehr hart und sehr schwierig. Ja, es hat sich geändert.
Würfen denn die Spieler Verträge mit Sendern machen vorher, dass sie sagen nach dem Spiel bist du
dran, du kommst gleich, also dass es so Vorabsprachen gibt, wer erwischt wen?
Nicht ganz so, aber Sie Frau Professor wissen schon, was läuft. Es ist in der Tat so,
erkennt es sich da schon gut aus, es ist in der Tat so, dass durch die neuen Verträge, jetzt wird
ja wieder verhandelt, es eine richtige Klassifizierung gibt. Erstrechte Bundesliga, ich rede das noch nicht
von der Champions League, Bundesliga Premiere. Die haben die entsprechenden Jacken und die
entsprechenden Krawatten an, die dürfen sofort Interviews machen auf dem Spielfeld. Zweitrechte
Sportschau, sofort Interviewrecht auch auf dem Spielfeld. Drittrechte, wofür bezahlt wurde, was
ich nach wie vor verurteilte. Hörfunk, dafür wird bezahlt. Heute muss ein Urteil gekommen sein,
ich habe es noch nicht gehört. Es ist ein Urteil heute gekommen, dass die Hörfunkanstalten, die
verschiedenen Sender bezahlen müssen, dass sie überhaupt ins Stadion dürfen. Halte ich für
unerhört. Zurück zu dem Thema, dann kommen wir dran. Dann habe ich so ein schwarzes Jackal an, ARD,
Hörfunk und dann kann ich vorher den Pressesprecher sagen, ich hätte gern also den Dieter Frei oder
den Ballack oder wen auch immer. Ob der dann kommt ist die andere Frage. Ich muss halt schauen,
ein guter Gut. Bei mir bleiben viele stehen, weil sie mich kennen und weil sie sagen, naja gut,
also okay. Aber es laufen auch einige, ja so ist das, aber einige laufen auch vorbei und dann
schaust du um, denn du stehst unter Druck, du stehst unter Druck. Dein Sender ist live drauf,
der will bei heute im Stadion oder ARD weit ein Interview haben mit dem Hitzfeld oder jetzt eben
mit dem Felix Marger, ein ganz seriöser, großartiger Trainer, der sofort stehen bleibt,
sodass ich manchmal Schwierigkeiten mit den Fernsehkollegen kriege, weil ich den früher
dran habe als das Fernsehen, dann wäre ich gesperrt. Wer ist Ihre Konkurrenz? Sind es die
Fernsehsender oder sind es die anderen privaten Hörfunkkollegen? Also Konkurrenz, also Konkurrenz
sehe ich das nicht. O-Ton-Battlen nennt man das. Ja, beim O-Ton-Battlen ist der Stress die größte
Konkurrenz, denn ich kann auch verstehen als einer, der selbst kickt, dass ich nicht bereit bin,
nach fünf Minuten, wenn wir verloren haben, egal auf welcher Ebene, jetzt eine vernünftige Antwort
zu geben auf irgendeine Frage. Das kann ich verstehen, das kann ich verstehen. Also ich will
Presenters
Prof. Dr. Johanna Haberer
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:23:58 Min
Aufnahmedatum
2005-11-08
Hochgeladen am
2017-07-06 17:35:42
Sprache
de-DE