1 - Medizin an Grenzen - Palliativmedizin und Altern [ID:2035]
50 von 238 angezeigt

Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Das Sterben gehört zum Leben. Zum Leben wiederum gehört das Alter,

älter werden. Zum Altern gehört das Vergehen, das Abschiednehmen, der Abschied und das Sterben.

Aus diesem Grund möchte ich Ihnen heute in diesem Vortrag etwas über Medizin angrenzen und der

Verbindung von Paiiativmedizin und Altern sagen. Ich möchte eine kurze Einführung in das Thema

Paiiativmedizin geben, Ihnen die Grundlagen darstellen, etwas über diese Kernfrage der

Paiiativmedizin und des Alters sagen und in einem Abschluss einen kleinen Ausblick wagen.

In unserer eigenen Berufsgruppe den Ärzten ist es noch gar nicht so lange üblich, wirklich die

Versorgung Schwerstkranker und Sterbender als eine der zentralen ärztlichen Aufgaben anzuerkennen.

Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein war es allgemein akzeptiert, dass ein Arzt die Behandlung

eines unheilbar sterbenden Patienten ablehnen konnte und das, obwohl aufgrund der fehlenden

Möglichkeiten zur Heilung der meisten Erkrankungen, der Schwerpunkt ärztlicher und pflegerischer

Maßnahmen letztendlich der Linderung galt der Palliation, palliativmedizinischen und palliativpflegerischen

Maßnahmen. Lassen Sie mich noch mal kurz mit Ihnen schauen, wie ist eigentlich die Definition

von Palliativmedizin. Im Zentrum steht die lebensbedrohliche Erkrankung und Sie werden hier

keine Festlegung auf eine bestimmte Erkrankung sehen. Es sind häufig Patienten mit Tumorekrankungen,

aber wir haben natürlich auch eine ganze Reihe von Patienten mit anderen Erkrankungen, die einen

palliativmedizinischen Bedarf haben. Es geht um Beschwerden multidimensionaler Art, wie eben

beschrieben. Es geht um das Lindern von Leiden, aber, und das ist mir ganz wesentlich, es geht

nicht und das ist eine historische Vorstellung auch von Palliativmedizin, nur um die Versorgung der

letzten Lebenstage. Nein, es geht auch um die Frage Vorbeugung von Leiden, das heißt eine

frühzeitige Integration von palliativmedizinischer Kompetenz kann im späteren Verlauf auch Leiden

reduzieren. Schmerz beispielsweise, wenn ich frühzeitig im Erkrankungsverlauf Schmerzen

ausreichend behandle, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass auch die letzte Lebensphase der

Schmerz leichter zu behandeln ist. Es geht um Patienten und es geht um ihre Familien und dies

gleichermaßen und es geht um die Lebensqualität, es geht nicht mehr um Lebenszeitverlängerung,

es geht nicht mehr um Kuration. Alles was wir tun orientiert sich radikal an den Bedürfnissen der

Patienten und der Familien und den bestmöglichen Erhalt oder Verbesserung von Lebensqualität. Hier

sehen Sie die gesamte Definition, die die Weltgesundheitsorganisation im Jahre 2002 so

festgehalten hat. Zum Abschluss möchte ich noch kurz was über die Organisationsformen von

Palliativmedizin sagen. Wir können das im stationären Umfeld sehen, die zwei Strukturen,

die Sie vielleicht kennen, ist das stationäre Hospiz und die Palliativstation. Das stationäre

Hospiz ist im Gegensatz zur Palliativstation eine Einrichtung, wo Patienten über längere Zeit auch

betreut werden. Auf der Palliativstation gibt es die Notwendigkeit, dass der Patient eine

Krankenhausbehandlungsbedürftigkeit haben muss. Das heißt, wenn das komplexe Problem mit dem der

Patient kommt, sei es Schmerz, sei es Probleme mit der Krankheitseinsicht, sei es soziale Problematik

mit einem Versorgungsproblem, dann werden Patienten weiter verlegt nach Hause in aller Regel und wenn

eine Versorgung im häuslichen Bereich nicht möglich ist, dann können sie in das stationäre Hospiz

verlegt werden. Das heißt, das eine ist eher eine Versorgungseinrichtung, das andere ist eher eine

Behandlungseinrichtung. Im stationären Bereich, und da sind wir hier in Erlangen gerade dabei,

einen solchen Dienst aufzubauen, dass wir sagen, die Kompetenzen, die wir uns auf der Palliativstation

erarbeitet haben, aus den unterschiedlichen Berufsgruppen, Pflege, Ärzte, Sozialarbeit,

die nutzen wir und gehen auf die anderen Stationen des Klinikums, weil auch da Menschen mit weit

fortgeschrittenen Erkrankungen behandelt werden und wir unterstützen dann die Teams vor Ort und die

Patienten und die Familien natürlich in allen Dingen, die sie notwendig haben. Palliativmedizin,

Hospizarbeit lässt sich natürlich nicht nur im stationären Kontext umsetzen, sondern auch

ambulant. Träger der allgemeinen Palliativversorgung ist selbstverständlich der Hausarzt. Dieser wird

mittlerweile, und da haben wir seit 2007 eine entsprechende gesetzliche Grundlage, auch die

Möglichkeit eine sogenannte spezialisierte ambulante Palliativversorgung anzubieten für

Erwachsene oder auch für Kinder, wo jeder Patient letztendlich das Recht hat, eine besondere Versorgung

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:27:40 Min

Aufnahmedatum

2011-06-08

Hochgeladen am

2012-01-11 15:24:33

Sprache

de-DE

Palliativmedizin widmet sich Patienten mit weit fortgeschrittenen Erkrankungen, deren Hauptziel der Begleitung und Behandlung sich nicht mehr an Heilung, sondern - trotz oft schwerer krankheitsbedingter Einschränkunken – am Erhalt oder der Verbesserung der Lebensqualität orientiert. Dabei stehen die Zugehörigen gleichermaßen im Fokus. Die zu Grunde liegende Diagnose spielt nur eine untergeordnete Rolle. Unterstützt werden Patienten mit typischen Alterserkrankungen wie Tumorleiden, aber auch Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems, der Lunge oder des Nervensystems. Alter alleine stellt jedoch keine palliativmedizinische Indikation dar. Dennoch ergeben sich durch den multidimensionalen, bedürfnisorientierten Ansatz der Palliativmedizin viele Berührungspunkte mit den Themen der Medizin im Alter.

Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen