Ja, herzlich willkommen.
Wir lassen, wie letztes Mal angekündigt, jetzt also die Aussagenlogik hinter uns und
beschäftigen uns mit einer ausdrucksstärkeren Logik, der sogenannten Prädikatenlogik. Genauer
gesagt mit der Prädikatenlogik erster Stufe. Kurz Abkürzung für den englischen Terminus
First Order Logic oder kurz Voll. Diesen Terminus schreibe ich evidenterweise nie wieder an die
Tafel. Ja, was ist denn nun so ein Prädikat, über das da im Namen der Logik geredet wird?
Nun, ein Prädikat ist eine Aussage über Individuen. Das hatten wir bisher nicht. Wir hatten in
der Aussagenlogik zwar Aussagen, aber diese Aussagen waren nur schlechthin. Die redeten
nicht über jemanden oder etwas, die waren halt einfach nur für sich genommen, wahr oder
falsch. Selbst wenn in unseren Motivationsbeispielen so Dinge wie Regen und ich und Schirme vorkamen,
war das eben nur Schall und Rauch in den Namen dieser Aussagen und in Wirklichkeit wusste
die Logik nichts von Regen oder von mir oder von Schirme. Sie kennen alle solche Aussagen,
zum Beispiel n kleiner gleich m. Das ist eine Aussage, die Sie jederzeit ohne Zögern verwenden
würden. Das ist halt eine Aussage über zwei Individuen. Typischerweise verstehen wir die
als zwei Zahlen, obwohl darüber bisher vielleicht noch nichts gesagt ist. Lesen wir halt als
m ist größer gleich n oder n ist kleiner gleich m. Das gibt es in kleinerer Stelligkeit.
Das weiß ich. Even von n oder sowas. Zahl n ist gerade. Oder vielleicht in einer Sprache,
wo wir sowohl über Buchstaben als auch über Strings reden können. Hier vielleicht so
ein Prädikat contains, was also über einerseits einen Buchstaben und andererseits einen String
redet oder solche Dinge. Das heißt, der Name der Prädikatenlogik rührt daher, dass jetzt
also hier über solche Aussagen, in denen tatsächlich mal über Individuen gesprochen wird, hier
logisches Schlussfolgern betrieben wird. Ich habe deswegen insbesondere also Variablen
zur Verfügung, mit denen ich solche Individuen bezeichne. Wir sehen hier bereits welche,
also n und m und a und w und sowas. Das wären typischerweise Variablen. Und damit einher
geht als natürliches weiteres Sprachfeature der Gebrauch von Quantoren. Und das ist vielleicht
das eigentlich Entscheidende, was in dieser Logik dazu kommt. Ich kann also so Dinge sagen
wie für alle x oder auch für mindestens ein x. Ein Quantor ist halt etwas, was andeutet,
wie viele Elemente der Grundgesamtheit eine bestimmte Eigenschaft haben. Typischerweise
strengt man sich eben auf diese beiden sehr naheliegenden ein, wo eben wie viele eingeschränkt
ist auf entweder für alle oder eben auf mindestens ein. Ja, genauer stellt sich das folgendermaßen
da. Wir brauchen etwas Anlauf. Wir können also nicht, wie im Falle der Aussagenlogik,
einmal in einer halben Zeile eine Grammatik hinschreiben und das war's, sondern man braucht
schon ein bisschen mehr Material. Zunächst mal muss ich festlegen, über welche dieser
Prädikate, von denen ich gerade erwähnt habe, meine Logik nun überhaupt redet. Zum Beispiel
über sowas wie kleiner gleich oder even oder contains. Gut, das entspricht in etwa der
Tatsache, dass wir am Anfang, als wir die Aussagenlogik eingeführt haben, wir einen
Vorrat an atomalen Propositionen unterstellt haben, der nun durchaus auch mal von Mal zu
Mal verschieden sein könnte. Hier hat so eine Signatur etwas mehr Struktur. Wir bezeichnen
Signaturen typischerweise mit griechischen Buchstaben aus der Nachbarschaft von Sigma.
Da wir nicht endlos viel Akrobatik mit Signaturen betreiben werden, reicht uns meistens Sigma
aus. So eine Signatur besteht im Allgemeinen aus zwei Anteilen, nämlich aus zwei Mengen.
Zunächst mal eine Menge, die schreibe ich, wenn sich die Notwendigkeit ergibt, als P-Index
Sigma. Ich glaube, die Notwendigkeit ergibt sich mehr oder weniger nie, aber ich mache
es mal auf Vorrat. Eine Menge P-Sigma von Prädikatensymbolen. Ich klammer das Wort
Symbole mal ein, weil sowohl zum Sprechen als auch zum Schreiben da immer das vollständige
Wort Prädikatensymbol auszuschreiben oder auszusprechen Krampf ist. Wenn also keine
Gefahr der Verwechslung mit anderen Konzepten besteht, werde ich so ein Ding oft auch einfach
ein Prädikat nennen. Das wären eben gerade solche Dinge, wie wir sie hier sehen, Kleiner
Begleich, Contains Even und andere Dinge. Und einer zweiten Zutat, die, ja, streng genommen
eher Luxus ist, aber die Schreibweise wirklich dann sehr vereinfacht. Einer weiteren Menge
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:18:40 Min
Aufnahmedatum
2016-12-05
Hochgeladen am
2016-12-06 19:35:47
Sprache
de-DE
Aussagenlogik:
-
Syntax und Semantik
-
Automatisches Schließen: Resolution
-
Formale Deduktion: Korrektheit, Vollständigkeit
Prädikatenlogik erster Stufe:
-
Syntax und Semantik
-
Automatisches Schließen: Unifikation, Resolution
-
Quantorenelimination
-
Anwendung automatischer Beweiser
-
Formale Deduktion: Korrektheit, Vollständigkeit