3 - Fate, Freedom and Free Will: Discourses on Chinese Tragedy [ID:7604]
50 von 93 angezeigt

Ein herzliches Willkommen an Frau Prof. Dr. Natascha Gens. Frau Gens leitet den Lehrstuhl für

Synologie an der Universität in Edinburgh und ist seit gut zwei Monaten bei uns Gastwissenschaftlerin

am Internationalen Kaleak für geistwissenschaftliche Forschung. Frau Gens, würden Sie uns kurz erzählen,

wie Sie hierher gekommen sind? Zum einen verbindet mich eine langjährige wissenschaftliche Zusammenarbeit

mit dem Leiter des IKKF, mit Prof. Michael Lackner, denn er war sozusagen mein erster Arbeitgeber

direkt nach der Dessertation, als ich bei ihm in einem größeren Forschungsprojekt zur chinesischen

Begriffsgeschichte arbeiten konnte. Von daher wusste ich von dem Kollege allerdings, ist es

auch der internationale Ruf, von dem ich gehört habe, auf Konferenzen, auf die ich in den letzten

Jahren von Kollegen aus Princeton, Harvard oder Peking, die alle schon mal in Ahr lang waren.

Und dadurch wurde ich natürlich auch neugierig. Und gleichzeitig hat aber auch die Fragestellung

des IKGF mir geholfen, eine spezifische Fragestellung in meinem eigenen Projekt neu

anzugehen und zu lösen. Und von daher war ich auch sehr interessiert, hierherzukommen.

Würden Sie vielleicht kurz was zu Ihrem Forschungshintergrund erzählen, weil Sie es

gerade auch angesprochen haben? Was haben Sie so für Forschungsschwerpunkte?

Also ganz generell beschäftige ich mich mit interkulturellen Auseinandersetzungen in China

im 19. Jahrhundert. Das ist die Zeit, die so als die Begegnung mit dem Westen bezeichnet wird.

Und mich interessieren Fragen des Wissenstransfers in dieser Zeit, der globalen Zirkulation von

Texten, von Wörtern auch, von der Rezeption der europäischen Moderne und der Entstehung

einer kritischen Öffentlichkeit. Das sind die Sachen, mit denen ich mich früher beschäftigt habe.

Jetzt haben Sie ja ein Forschungsvorhaben hier am Kollege, dass sich zu Freiheit und Schicksal

und freiem Willen in den Diskursen zu chinesischen Tragödien beschäftigt.

Könnten Sie das vielleicht kurz ein bisschen erklären?

Ja, generell ist die grundlegende Fragestellung die, ob es in China Tragödien oder einen Begriff

vom Tragischen gegeben hat oder nicht. Und das wird bis heute in China sehr unterschiedlich

beantwortet. Mit extremen Polen von China. Das chinesische Theater hat seine Wurzeln in der Tragödie.

Oder China hat nie einen Begriff vom Schicksal gehabt wie im Westen und kann deswegen das Tragische

gar nicht denken. Und diese Diskussion oder diese Diskurse haben ihren Ursprung im späten

19. Jahrhundert mit der ersten Rezeption des Tragischen oder der Tragödie. Die Frage, ob es

eigentlich Tragödie in China gegeben hat, war aber auch für europäische Philosophen von Anfang an

sehr zentral. Und es gibt kaum einen von Hegel über Jaspers oder Weber oder Babbit, der sich

nicht irgendwie dazu verhalten hat. Mich interessiert aber jetzt nicht die Frage, ob es in China eine

Tragödie gegeben hat oder nicht, sondern wie die Diskussion darüber geführt wird und wie die

zentralen Begriffe von Freiheit und Schicksal und Selbstbestimmung in diesen Diskussionen verhandelt

wird und dann in China neu verstanden und in eine indigene Tragödie Theorie eingebunden wird.

Jetzt finden sich in Ihrem Forschungsverhaben ja schon einige Stichpunkte, die natürlich schon

den Titel unseres Kollegen prägen, Freiheit und Schicksal natürlich. Wie würden Sie Ihr Projekt so

in einen größeren Bereich in unseren Forschungsgelenk eingliedern? Die Fragen von Schicksalfreiheit,

Selbstbestimmung sind einfach die zentralen Parameter, in der die europäische Diskussion über

die Tragödie geführt worden ist. Man hat über das griechische Theater gesprochen als deterministisches

Theater. Man hat aber auch Entscheidungsspielräume bei den Protagonisten nachvollziehen können und

natürlich hat sich über die Jahrhunderte sowohl die Tragödie im europäischen Kontext als auch die

Diskussion darüber sehr stark verändert. Einen entscheidenden Anstoß haben wir da im 18. Jahrhundert

vor allem über die deutsche Philosophie, über Schelling und Lessing und später Hegel. Und für

diese Philosophen war die Frage, ob es in China eine Tragödie gibt, ebenso zentral, weil sie im

Zusammenhang steht damit mit dem Verständnis, dass in Griechenland die Tragödie sozusagen den

Durchbruch zum philosophischen Denken verbracht hat. Und nun ist die Frage nach dem tragischen

Wissen in China zentral für diese europäischen Philosophen, um zu sehen, ob sich eine ähnliche

philosophische Entwicklung im europäischen Sinne dann auch in China vollzogen hat. Und

innerhalb dieser Diskussion sind eben jedes Mal die Fragen nach Schicksalfreiheit und

Selbstbestimmung zentral gewesen. Nun in China findet diese Rezeption dieser Diskussion dann statt

Teil einer Videoserie :

Presenters

Nikola Chardonnens Nikola Chardonnens
Prof. Dr. Natascha Gentz Prof. Dr. Natascha Gentz

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:08:55 Min

Aufnahmedatum

2013-05-01

Hochgeladen am

2017-05-14 12:52:17

Sprache

de-DE

An Interview by Nikola Chardonnens with Prof. Natascha Gentz

Chinas encounter with the Western World, the reception of European Modernity and Chinese conceptual history among others, these are the topics addressed in the research of the director of the Asian Studies Department of the University of Edinburgh, Natascha Gentz. In conversation with Nikola Chardonnens, she emphasizes the unique atmosphere at the Consortium, oscillating between topicality and interdisciplinarity - a combination that inspired her research greatly.

Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen
Herunterladen
Video
Cc