6 - Die Bedeutung des Hirntods für die Organspende [ID:6860]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Ich möchte reden über die Bedeutung des Hirntods für die Organspende.

Nur so als Klärung vorweg verstehe ich dabei unter dem Hirntod, manchmal wird auch gesagt,

dissociiertem Hirntod den unwiederbringlichen Verlust aller Gehirnfunktionen bei gleichzeitiger künstlicher Beatmung

und intensivmedizinischer Betreuung der Patientinnen und Patienten.

Der Hirntod ist also nach diesem Verständnis erst einmal der Tod des Gehirns und nicht der Tod des Menschen.

Dass es da einen unmittelbaren Zusammenhang gibt, wird aber deutlich, wenn ich die Ausgangsfrage meines Beitrags noch mal stelle,

worin liegt die Bedeutung des Hirntods für die Organspende, weil da gibt es eine unmittelbare traditionelle Antwort.

Und diese traditionelle Antwort beginnt mit der These, dass Hirntote Menschen schon tot sind.

Dass Hirntote Menschen tot sind. Das ist das, was ich als die Hirntodkonzeption des Todes im Unterschied vom Hirntod selbst bezeichnen möchte.

Also die Hirntodkonzeption besagt, diejenigen, die im Zustand des Hirntods sind, die sind auch wirklich tot.

Die Bedeutung des Hirntods für die Organspende bei diesem Verständnis liegt dann darin, dass man, weil diese Menschen schon tot sind,

eben nicht befürchten muss, dass man sie durch die Organentnahme tötet und damit unter bestimmten Umständen.

Es gibt noch weitere Umstände, die dann natürlich trotzdem erfüllt sein müssen, aber unter Umständen die Spenderorgane von Hirntoten Patientinnen und Patienten entnehmen darf.

Und das ist, das wissen Sie alles, sozusagen nur noch mal zum Einstieg, eben die Voraussetzung, unter der die Transplantationsmedizin seit ihren Anfängen

oder zumindest seit Ende der 60er Jahre dann hauptsächlich Spenderorgane auch gewinnt.

Sie haben das Bild am Anfang gesehen, das aus dieser Frühzeit der Organspende stammt.

Ich habe auch noch mal ein Zitat mitgebracht aus dem sehr prominenten Text der Stellungnahme des Ad-hoc-Komitees der Harvard Medical School,

wo ganz deutlich ist, das sehen Sie in diesem rot unterstrichenen ganz am Ende, dass es eben schon damals klar war,

dass die Hirntodkonzeption des Todes, also die Ausdehnung der Todesvorstellung auf Hirntote Menschen, das sie schon damals zwei Zwecken gedient hat.

Nämlich zum einen, darauf will ich jetzt heute nicht weiter eingehen, zum einen als Unterstützung für die Frage, ob man diese Menschen weiter behandeln darf intensiv oder muss intensiv medizinisch.

Und zum anderen für die Frage, ob man von ihnen Spenderorgane entnehmen darf. Obtaining organs for transplantation.

Danach, auch das ist jetzt für Sie alles sehr vertraut, ist trotzdem dieser erste Teil der traditionellen Antwort auf die Frage,

worin die Bedeutung des Hirntods für die Organspende liegt, immer wieder auch in Diskussionen diskutiert worden,

was war nämlich die Hirntodkonzeption des Todes, wir hatten die Hirntoddebatte in Deutschland, die, das ist mir erst aufgefallen als ich hierher gereist bin....

Moment mal, da gab es doch einen Zusammenhang, die auch richtig Fahrt aufgenommen hat mit dem Erlanger Weby.

Obwohl es natürlich mit Hans Jonas beispielsweise eben auch vorher schon eine kritische Diskussion gab.

Ich erinnere mich gut an diese Zeit zwischen dem Erlanger Baby und der Verabschiedung des Transplantationsgesetzes,

das war sozusagen die Hochzeit der Hirntoddebatte in Deutschland,

die dann sehr schnell, sehr rapide abgesagt ist bis dann 2008 und um den Dreh und im Anschluss daran,

als das Presidents Council of Bioethics von George W. Bush die Stellungnahme Controversies in the Determination of Death veröffentlicht hat,

dieses White Book, dann ging es wieder los und ja, dass wir hier zusammensitzen,

ist ein Zeichen, dass diese Debatte immer noch weitergeführt wird.

Ich möchte Sie gar nicht nochmal mit dieser Debatte jetzt vielleicht auch langweilen,

weil Sie das alles schon ganz viel gemacht haben.

Ich möchte nur auf zwei Umstände hinweisen, die vielleicht nicht ganz selbstverständlich sind.

Das eine ist, dass es in dieser Frage nur sehr am Rande um die medizinischen Details des Zustands der Hirntodden-Spender ging.

Also wir haben in der Debatte natürlich auch immer wieder, gerade auch im Vorfeld und im Umfeld von der Stellungnahme dieses Bioethic-Comittees,

schon auch Debatten gehabt über medizinische Beschreibungen der Hirntodden-Spender.

Aber das war eigentlich nicht so sehr dasjenige, worüber debattiert wurde, sondern das vielleicht auch,

ja, nicht so ganz selbstverständliche und zumindest für einen Philosophen ausgesprochen interessante ist,

dass man in gewisser Weise damals schon und heute erst recht, Herr Erbgut weiß das mehr besser als ich,

eigentlich sehr genau Bescheid weiß über diese Menschen. Man weiß sozusagen bis ins letzte Fitzelchen über ihren körperlichen Zustand Bescheid.

Und trotzdem läuft die Debatte und worum die Debatte dann eben vor allen Dingen sich drehte und weiterhin dreht,

ist die Frage, wie man diesen Zustand, den wir kennen, beschreiben soll.

Was ist das eigentlich für ein Zustand? Ist das ein Zustand des Am-Leben-Seins, so wie wir Am-Leben-Sein verstehen,

traditionell von Alters her bis heute? Oder ist es ein Zustand, der ja schon jenseits dieses Am-Leben-Seins ist,

ist es ein Zustand des Todseins? Also wir haben eine Debatte gehabt und nach wie vor eine Debatte darum,

nicht in gewisser Weise nicht, wie sind die, insofern als man versteht, wie sind die medizinisch gesehen,

sondern wie sind die vor dem Hintergrund des Vokabulars, der Terminologie, mit der wir und zwar sehr wichtige Dinge

Presenters

Prof. Dr. Ralf Stoecker Prof. Dr. Ralf Stoecker

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:22:44 Min

Aufnahmedatum

2016-07-19

Hochgeladen am

2016-11-09 12:01:26

Sprache

de-DE

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