3 - Unser Mann im All: Alexander Gerst erzählt [ID:5521]
50 von 1129 angezeigt

Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Am 10. November ist er wieder hier sicher auf der Erde gelandet und jetzt ist er hier bei uns im

Audimax. Einen galaktischen Applaus für Alexander Gerst. Guten Abend.

Ja, sind sind alles ihre Fans sozusagen. Tolles Outfit hat damit was besonderes auf sich?

Ja, ist feuerfest.

Okay, kann nichts passieren heute. Wir haben viel gehört jetzt über Schwerelosigkeit. Sie waren

über sechs Monate schwerelos. Vermissen Sie dieses Gefühl?

Ja, auf alle Fälle. Ich denke, wenn man das einmal erlebt hat und ich sehe das ja auch in

ihren Augen, wenn sie diese Versuche hier sehen, Schwerelosigkeit ist eine faszinierende Sache.

Leider gewöhnt man sich auch viel zu schnell dran. Also das heißt, wenn man da ist, dann kann man

sich da sehr schnell dran gewöhnen, weil alles sehr bequem ist da drin. Und dann, wenn man wieder

auf der Erde zurück ist, dann ist es alles sehr beschwerlich. Also ich bin gelandet und dachte in

meiner Kapsel, ich hätte mich irgendwie mit einem Raumanzug irgendwo eingeklemmt oder so,

weil ich lag unten in der Kapsel, ich wollte raus und ich dachte irgendwas klemmt,

ein Riemen oder sowas hat sich festgeklemmt und dann habe ich irgendwann gemerkt,

ne das ist gar nicht so. Das ist einfach nur, weil ich das Gewicht meines Körpers sich mehr

gewohnt war. Das hat sich alles tonnenschwer angefühlt. Jemand hat mir ein Handy in die

Hand gegeben und ich dachte so, Hoppla, das ist ja aus Blei. Und das ist schon ein Unterschied.

Und von dem her vermisse ich schon ab und zu noch ein bisschen. Vor allem die Loopings beim Zähneputzen.

Genau, habe ich schon angekündigt. Da werden Sie hoffentlich noch ein bisschen näher drauf

eingehen. Apropos Handy, Sie haben auch unter Ihrem tollen Spitznamen Astro Alex Bilder gepostet

und getwittert aus dem All. Unter anderem ein Bild auch von Bamberg. Würden Sie jetzt die Stadt

Erlangen, wo wir heute sind, von da oben erkennen, ist ja immerhin 400 Kilometer weit weg.

Um so eine Stadt zu erkennen, das muss man sich vorher ganz genau anschauen. Meistens erkennt man

die Städte gut an dem Fluss, der durchgeht und dann die Form vom Fluss. Also wenn dann Hafen ist

oder so, dann diese Form kann man sich einprägen. Aber das muss man sich vorher anschauen. Ich habe

viele Städte nicht entdecken können. Zum Beispiel Köln, das war eine der ersten Städte, die ich

gesucht habe, weil ich da gerade wohne und ich dachte, das ist relativ einfach, muss man nur von

der Nordsee den Rhein hochgehen. Oder den Dom sieht man den nicht von oben irgendwie. Ja und ich

dachte, ich wollte Köln erstmal finden. Also Dom ist dann schon für Fortgeschrittene. Wir hatten

ein paar Überflüge, beste Bedingungen, keine Wolken, was ja auch nicht immer gegeben ist. Und ich

habe Köln nicht gefunden. Und ich habe dann, das muss ich zugeben, ich habe auf Google Earth

nachgeschaut, auf der Raumstatt. Und weil ich wusste nicht, wieso finde ich das nicht. Und habe

dann gesehen, ich habe die ganze Zeit in der Schweiz geschaut. Einfach weil man die Distanz,

ich zeige Ihnen nachher noch ein Bild. Die Distanzen kann man schlecht erkennen und dann hat man auch

keine Referenzen. Man hat nicht die Umrisse, die Grenzenumrisse, die man im Atlas so schön kennt,

wo man dann alles findet, sondern Europa ist eine schöne grüne Fläche. Und da eine Stadt zu finden

ist gar nicht so einfach. Ich habe zum Beispiel meine Heimatstadt, Künzelsau, und in der

Schwierigkeitskategorie wird dann auch Erlangen und Nürnberg sein. Nürnberg ist so ein bisschen

größer, das sieht man natürlich eher. Aber Künzelsau habe ich erst nach Monaten zum ersten Mal wirklich

gefunden. Weil man auch nur ein paar Sekunden Zeit hat, dann ist man schon wieder darüber weg und

dann muss man sich an irgendwelchen Waldstücken entlanghangeln. Flüsse, die sieht man relativ

schlecht, auch kleine Flüsse. Das ist nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Sie haben

gesagt schon oben, wenn man da oben ist im All und runter guckt auf die Erde, da gibt es keine

Grenzen. Ein Thema, das uns alle sehr beschäftigt zurzeit, unter anderem der Krieg in Syrien. Was

denken Sie dort oben im All? Wenn Sie sehen, da unten, Sie haben mal beschrieben, man konnte den

Krieg sogar sehen. Ja, wir konnten das tatsächlich sehen. Das war einer meiner traurigsten Tage im

Orbit. Ich habe das zufällig gesehen. Ich habe irgendwas im Augenwinkel gesehen, was ich nicht

kannte. Lichter, die sich bewegt haben auf dem Boden. Und dann haben wir tatsächlich gesehen,

dass da Raketen und Bomben geflogen sind. Ich habe meine Crewkameraden sofort gerufen. Wir haben

Presenters

Dr. Alexander Gerst Dr. Alexander Gerst

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:27:10 Min

Aufnahmedatum

2015-10-24

Hochgeladen am

2015-10-30 20:50:29

Sprache

de-DE

Geophysiker, Vulkanologe und ESA-Astronaut Dr. Alexander Gerst verbrachte 2014 sechs Monate auf der Internationalen Raumstation ISS. Dort führte er mehr als 100 Experimente in Schwerelosigkeit durch, während er in 400 Kilometer Höhe unseren Planeten umkreiste. Gerst berichtet von seinen Erfahrungen – und beantwortet danach Zuschauerfragen. Bild: ESA

Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen