Vielen Dank für die Einladungen und Worte. Vielen Dank auch an euch, dass ich hier den Tag mitgestalten darf.
Vielen Dank auch an Sie, dass Sie da sind. Sie haben Prüfungswoche, das wusste ich jetzt nicht, aber das passt ja dann wunderbar zu dem Thema der heutigen Veranstaltung.
Jetzt liegt die Prüfungswoche für Sie ja schon hinter Ihnen. Von dem her ist vielleicht mein Vortrag zum Thema Prüfung und als Lernchance ja gar nicht mehr so interessant.
Die Lernchance ist ja quasi schon vorbei. Aber ich schätze mal, Sie werden noch viele, viele weitere Prüfungssituationen vor sich haben.
Und vielleicht kann ich Ihnen mit meinem Vortrag dann ein paar Impulse mit auf den Weg geben, wie man so eine Prüfungssituation als Lernchance gestalten kann.
Einerseits für die Studierenden. Das ist für mich wichtig auch als Prüfer. Aber auf der anderen Seite dann auch für Sie als Lernchance, für Sie als Leereinheit als Lernchance zu begreifen.
Also was können Sie machen mit Prüfungsergebnissen im Prüfungszyklus, um auch für sich als Institut, Lehrstuhl und so weiter etwas daraus ziehen zu können für die Zukunft.
Ein kurzer Blick auf die Gliederung. Ich möchte ganz kurz mit Ihnen eine allgemeine Perspektive einnehmen. Prüfung im Anschluss an Bologna.
Da gab es einige Veränderungen. Das Handout geht gerade rum. Da sind einige genannt. Ich möchte eine herausgreifen.
Kurzer Blick auch auf die Funktionen von Prüfungen und im Anschluss schon mal auf abstrakter Ebene. Wie können wir Prüfungen als Lernchancen verstehen und gestalten?
Und das möchte ich dann vertiefen mit einem Praxisbeispiel. Einmal weiter den Prüfungs- und Feedbackzyklus für Seminare, für lernerzentrierte Veranstaltungen, also mit studentischer Referatsituation.
Wir alle sind ja in dem Kontext auch Praktiker. Ich möchte Ihnen einige praktische Erfahrungen mit dem Modell mit auf den Weg geben.
Auch ein, zwei Ideen, wie man das vielleicht überprüfen könnte, die Qualität des Modells und abschließend noch einen Blick auf künftige Herausforderungen.
Allgemeiner Natur, aber auch mit Blick auf das Modell. Das Ganze so in etwa 35 bis 40 Minuten. Ich würde euch bitten, mir ein Zeitsignal zu geben, etwa fünf Minuten vor Ende.
Lassen Sie uns kurz allgemein einsteigen. Vor einigen Jahren die Bologna-Reform, vielfältige Veränderungen im Universitätswesen, aber auch im Prüfungswesen.
Ich möchte nur ein Beispiel herausgreifen von den Mehreren, die gegeben sind auf Ihrem Handout. Wir haben eine deutliche Zunahme der Prüfungsdichte.
Eine jüngste Erhebung an bayerischen Universitäten zeigt, wir haben fünf bis sechs Prüfungssituationen pro Semester.
Das sagt uns jetzt an sich noch nicht so viel. Ich habe versucht, das mal mit dem alten Magisterpädagogikstudiengang an der LMU zu vergleichen.
Das geht nicht so ganz gut, nageln Sie mich nicht unbedingt fest, aber ich komme darauf, dass wir jetzt in etwa drei bis viermal mehr Prüfungen haben im Bachelor als früher im Magisterstudiengang.
Also da sehen wir schon, es gibt eine deutlich größere Belastung, Intensität in dem ganzen Feld. Und es zeigt sich, wir haben durchaus ein gesteigertes Prüfungs-,
gesteigertes Publikationsinteresse zum Themenfeldprüfung in den letzten Jahren. Das kann man deutlich beobachten, wenn man sich relevante Zeitschriften anschaut.
Gucken wir mal auf die Prüfungsvorbereitung. Da gibt es zum Beispiel Veröffentlichungen zur Güte von Prüfungen.
Es gibt Veröffentlichungen jüngstlich erschienen zur Vergleichbarkeit von Prüfungen und auch Veröffentlichungen zur Standardisierung.
Hier vor allem dann auch zum Einsatz von Datenscannen zum Beispiel, um automatisch Prüfungsergebnisse zu erhalten.
Nächster Schritt zur Prüfungsdurchführung. Gibt es auch eine ganze Menge. Es gibt etwas zu innovativen Prüfungsformen.
Was können wir da tun? Es gibt etwas zum Thema Kompetenzorientierung und auch Methodik.
Und auch, wenn wir wirklich auf die Prüfungssituation selber fokussieren zur Stressbewältigung der Studierenden. Wie können wir als Dozenten da agieren?
So weit, so gut. Ein bisschen kritischer wird es, wenn wir uns die Prüfungsnachbereitung anschauen.
Das war quasi mein Zugang auch zu dem ganzen Themenfeld. Wie schon gesagt, ich komme eher so ein bisschen von der Feedback-Forschungsecke.
Was hat Feedback mit Qualitätsmanagement zu tun? Und gerade im Feld der Prüfungsnachbereitung gibt es eigentlich bis dato relativ wenig Veröffentlichungen.
Das heißt, wir bleiben eigentlich so auf wissenschaftlicher Ebene in der Prüfungssituation selber verhaftet und gehen den letzten, den entscheidenden Schritt eigentlich nicht mehr weiter.
Das ist relativ erstaunlich, wenn wir uns mögliche Funktionen von Prüfungen anschauen. Haben wir hier rechts erst einmal.
Prüfungen haben eine Herrschafts- und Sozialisationsfunktion. Wir als Prüfer haben quasi die Macht und die Studierenden müssen sich in diesen Machtgefüge, in dem Machtsystem bewegen.
Relativ offensichtlich haben Prüfungen auch eine Selektionsfunktion. Wir schreiben Individuen einen Platz zu in einer Gruppe, wir reihen sie aneinander, wir bestätigen ihre Qualifikation.
Im Englischen kann man es für mich sehr passend ausdrücken mit Assessment of Learning. Also wir machen quasi den Blick zurück auf bisherige Lernprozesse und schauen, wie die Ergebnisse sind.
Demgegenüber, das soll jetzt der Fokus heute sein, haben Prüfungen aber auch eine Lern- und Entwicklungsfunktion.
Englisch, ganz passend, Assessment for Learning. Da haben Sie auf Ihren Handart einige Funktionen gegeben.
Also Prüfungen strukturieren einen Studiengang, sie bieten eine Orientierung. Sie können auch ein Mittel der extrinsischen Motivation sein für Studierende.
Ich muss lernen, um die Prüfungen zu bestehen. Und sie können aber auch ein Diagnoseinstrument sein, in dem durch Rückmeldungen Hinweise auf Lernfelder, auf Stärken, auf Schwächen gegeben werden.
Und interessant zu beachten, wieder für beide Seiten, sowohl für Studierende als auch für Lehrende treffen diese Funktionen zu.
Wir versuchen jetzt diesen drei Schritt, Vorbereitung, Durchführung, Nachbereitung, nochmal zu vergegenwärtigen.
Und uns überlegen, auf abstrakter Ebene, welche Lerngelegenheiten wären jetzt möglich innerhalb dieser drei Schritte.
Da wäre ein erster Schritt bei der Vorbereitung, sogenanntes Feedforward. Wir definieren Lernziele und kommunizieren diese an die Studierenden.
Einfach ausgedrückt, wir kommunizieren, was wir von Studierenden zu welchem Zeitpunkt erwarten, das möglichst konkret und präzise.
Vielfältige Forschung aus dem Bereich der Zielorientierung, das allein das Kommunizieren solcher Ziele deutlich zu Leistungssteigerungen führt,
noch ohne, dass es eigentlich später ein Feedback gibt. Am besten ist beides miteinander, wenn wir es kombinieren.
Aber Feedforward allein bringt auch schon was. Eine zweite Möglichkeit, vor allem für Vorlesungen könnte sein, wir führen ad hoc Lernstandserhebungen durch,
präsentieren zum Beispiel in jeder Vorlesungssitzung Multiple Choice Fragen zu den Studierenden und bitten sie uns mit Kärtchen, Handzeichen,
Klippern zum Beispiel, elektronischen Instrumenten Antworten zu geben, zu diesen Multiple Choice Fragen.
Die Studierenden kriegen eine Idee zur Konstruktion dieser Fragen und wir als Lehrende bekommen eine Idee über den aktuellen Wissenstand.
Presenters
Dr. Andreas Müller
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:40:49 Min
Aufnahmedatum
2011-07-22
Hochgeladen am
2011-08-16 10:15:31
Sprache
de-DE
In Folge der Bolognareform haben Prüfungen im Hochschulwesen quantitativ und qualitativ an Bedeutung gewonnen. Neben aktuellen Diskussionen zur Konzeption und Durchführung wurde die NACHbereitung von Prüfungen bislang jedoch wenig thematisiert. Insbesondere Lernpotentiale, die Prüfungssituationen aufweisen, werden bisher nur ansatzweise aufgegriffen. Auf der Basis möglicher Funktionen von Prüfungen werden im Vortrag Lernchancen für Studierende und Lehreinheiten im Kontext von Seminaren und Vorlesungen angesprochen. Vorgestellt werden hierzu ein erweitertes Rückmeldemodell für Referatssituationen sowie exemplarische Auswertungen im Anschluss an Multiple Choice Prüfungen.
Dr. Andreas Müller beschäftigt sich im Rahmen seiner Tätigkeit am Institut für Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität München seit mehreren Jahren mit den Themenfeldern Evaluation und Feedback. Hierbei setzt er sich u.a. mit Gelingensfaktoren schriftlicher wie mündlicher Rückmeldungen an Schulen und Hochschulen sowie in betrieblichen Institutionen auseinander.