Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ein Podcast zum Thema Chirurgie über Tetanus und Gasband und weitere Infektionskrankheiten.
Gehört das nicht eher in den Bereich Mikrobiologie? Weit gefehlt. Hier soll es heute nicht um die
genauen Eigenschaften des Erregers gehen. Vielmehr interessiert den Chirurgen, wie er dem Betroffenen
helfen kann. Manchmal ist eine sofortige Exzession der Wunde wichtig. Bei anderen Erregern wird erst
abgewartet und nur in einem fortgeschrittenen Stadium chirurgisch
eingegriffen. Hey Stefan, wie geht's dir so? Hallo Jonas, mir geht's ganz gut.
Bis auf diese Chirurgie-Klausur morgen. Also ich fand Chirurgie ja immer super
spannend. Ja, ich weiß. Und ich dachte, vielleicht kann mir eine Assistenz aus der
Chirurgie wie du weiterhelfen. Klar, mach ich gerne. Was willst du wissen?
Was macht man als Chirurg, wenn ein Patient mit Tetanus eingeliefert wird?
Okay, langsam. Fangen wir mal von vorne an. Weißt du denn, durch welchen Erreger
Tetanus ausgelöst wird und warum es dann zu den bekannten Symptomen kommt?
Nein, nicht so genau. Okay, also. Tetanus wird passenderweise durch
Clostridium tetani ausgelöst. Clostridium tetani ist ein sporenbildendes
gram-positives Stäbchen, das gegen Umwelteinflüsse sehr resistent ist.
Es bildet Exotoxine. Vor allem Tetanospasmin ist hier von Bedeutung.
Tetanospasmin ist für die klassischen Symptome verantwortlich. Es wandert
Retrograt zum ZNS und führt dort im Rückenmark über seine Proteaseaktivität
zu einer Blockierung des Neurotransmitters GABA.
Dadurch wird die quergeschreifte Muskulatur ständig stimuliert. Die Folge
sind Krämpfe. Überall lese ich Drismus und Risosatonicus. Was genau ist das denn?
Drismus beschreibt die Kieferklemme, die durch die Kontraktion des
Musculus masseter zustande kommt und Risosatonicus, auch Teufelsgrenzen
genannt, beschreibt den Gesichtsausdruck, der durch die Kontraktion der Muskeln im
Gesichtsbereich auftritt. Wichtig ist außerdem zu wissen, was ein Opistotonus
ist. Als Opistotonus bezeichnet man die Überstreckung der Wirbelsäule und des
Kopfes. Okay, das habe ich soweit verstanden. Gibt es sonst noch Symptome,
die man sich merken sollte? Als Besonderheit könnte man eventuell noch
nennen, dass es bei Tetanus zu keiner Bewusstseinseintrübung kommt, was den
Zustand für den Erkrankten absolut traumatisch werden lässt. Aber ich
dachte, du möchtest wissen, was ein Chirurg jetzt zu tun hat? Ja, natürlich.
Bei Tetanus ist es wichtig, die Wunde breit zu exzedieren.
Zusätzlich werden Immunglobuline gegen das Tetanustoxin gegeben.
Außerdem wird eine IV-Antibiose eingeleitet. Extrem wichtig ist es
natürlich, auf freie Atemwege zu achten, notfalls durch Relaxation und Beatmung.
Danke, Jonas. Hättest du noch ein wenig Zeit, mir etwas über Gasbrand zu erzählen?
Klar. Der Erreger von Gasbrand kommt aus der selben Bakterienfamilie. Der heißt
Clostridium perfringens. Clostridium perfringens führt zu schweren Wundinfektionen,
die aber glücklicherweise heute nur noch sehr selten auftreten. Ist deine
Therapie immer notwendig? Absolut. Ohne Therapie kann man keine großen
Chancen erwarten zu überleben. Wie sieht so eine mit Gasbrand infizierte
Wunde eigentlich aus? Ziemlich übel. Die Wunde ist irdematös geschwollen,
dazu kommt ein blutig seriöses Sekret. Wenn die Infektion weiter fortgeschritten
ist, verfärbt sich die Wunde dunkel bis schwarz. Den Patienten geht es
dementsprechend schlecht. Nicht selten sieht man eine Schock-Symptomatik, die bis
zum Koma- oder Multiorganversagen reichen kann. Das hört sich schrecklich an, Jonas.
Aber man kann doch hoffentlich eingreifen. Jaja, es ist extrem wichtig, die Wunde
sofort zu sanieren. Wenn sich bereits eine Krosen gebildet
haben, dann müssen diese abgetragen werden.
Presenters
Theresa Lippert
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:04:32 Min
Aufnahmedatum
2017-04-06
Hochgeladen am
2017-04-07 13:54:03
Sprache
de-DE
Ein Podcast zum Thema Chirurgie über Tetanus und Gasbrand und weitere Infektionskrankheiten? Gehört das nicht eher in den Bereich Mikrobiologie? Weit gefehlt! Hier soll es heute nicht um die genauen Eigenschaften des Erregers gehen, vielmehr interessiert den Chirurgen wie er dem Betroffenen helfen kann. Manchmal ist eine sofortige Exzision der Wunde wichtig, bei anderen Erregern wird erst abgewartet und nur in einem fortgeschrittenen Stadium chirurgisch eingegriffen.