Nicht immer schlägt das Herz im Takt, aber wie dann? Und vor allem weshalb? Was kann man dagegen tun?
Das und mehr erklären wir in diesem Podcast. Grundsätzlich unterscheidet man bei Herzrhythmusstörungen
zwischen Tachikaden und Bratikadenstörungen. Eine Bratikadestörung wird bei einer Herzfrequenz
von weniger als 60 Schlägen pro Minute diagnostiziert. In diesem Fall wird meist ein Herzschrittmacher
eingebaut. Medikamente werden bei Bratikadenstörungen nur bis zum Einbau des Schrittmachers angewendet.
Gründe für eine Bratikadie können beispielsweise ein Sinusknotenblock, ein AV-Block oder eine
Überaktivität des Parasympathikus sein. Eine Überaktivität des Parasympathikus führt zu
einer verstärkten Stimulation der muskarinischen Acetylcholin-Rezeptoren vom Typ M2, die vor
allem am Herz zu finden sind. Aber auch Beta-Blocker in zu hoher Dosierung können eine mögliche
Ursache sein. Pharmakologisch wird diese Störung mit Parasympatholitika, wie beispielsweise
Atropin oder Ibratropium, behandelt. Diese Stoffe wirken als unselektive Muskarin-Rezeptor-Antagonisten
und führen zu einer erhöhten Aktivität der sogenannten Schrittmacherkanäle. Dadurch
wird die diastolische Depolarisation beschleunigt und die Herzfrequenz erhöht. Im Notfall wird
auch mit Sympathomimetika behandelt. Als Dauertherapie sind Sympathomimetika wie Adrenalin oder
Ozyprenalin jedoch nicht geeignet, da die Stoffe im Körper nach nur wenigen Minuten
bereits abgebaut sind. Außerdem besteht bei Sympathomimetika die Gefahr von Tachyarythmin.
Einen deutlich wichtigeren Stellenwert hat die Pharmakotherapie bei der Tachycarden-Herzrhythmusstörung.
Von einer Tachycarden-Herzrhythmusstörung spricht man ab einer Herzfrequenz von mehr
als 100 Schlägen pro Minute. Hier setzt man häufig Klasse 2, Klasse 3 oder Klasse 5
Antiarhythmika ein, von denen du nachfolgend noch genaueres hören wirst.
Wie werden Antiarhythmika klassischerweise eingeteilt?
Man teilt Antiarhythmika in fünf Klassen auf. Klasse 1 bilden die Natriumkanalblocker.
Diese Klasse wird noch weiter in 1a, b und c unterteilt. In der Unterklasse 1a befinden
sich Natriumkanalblocker, die die Repolarisationszeit eines Aktionspotential verlängern.
Die Natriumkanalblocker in 1b verkürzen die Repolarisationszeit.
In der Subklasse 1c wiederum bleibt die Repolarisation unverändert.
Und welche Vertreter der Klasse 1 sollte man kennen?
Kinnidin ist ein Klasse 1a Antiarhythmikum. Man verwendet Kinnidin bei supraventrikulären
und ventrikulären Tachycardien und als Prophylaxe von Vorhoflimmern oder Extrasystolen.
Da Kinnidin nicht nur die Natriumkanäle, sondern auch die Kaliumkanäle blockiert, verlängert
sich unter Einnahme das Aktionspotential und damit auch die Refraktärphase, was im EKG
als QT-Verlängerung sichtbar werden kann.
Heutzutage wird Kinnidin wegen seiner Uaw nicht mehr häufig eingesetzt.
Uaw bedeutet übrigens unerwünschte Arzneimittel Wirkungen.
Kinnidin bewirkt ein proarrhythmisches Potential und wirkt auch auf viele andere Kanäle.
Daher ist Eichmalin mittlerweile das Antiarhythmikum der Wahl, der Klasse 1a.
Welche Substanzen sind denn in Klasse 1b so zusammengefasst?
Hier sind Lokalanästhetiker wie zum Beispiel Lidocain zu finden.
Durch eine Bindung an die Natriumkanäle im inaktivierten Zustand kommt es zu einer Refraktärphasenverlängerung.
Diese Refraktärphasenverlängerung wirkt verfühlten Aktionspotentialen entgegen und
dadurch prophylaktisch gegen Extrasystolen.
Und was ist mit der Klasse 1c?
Als wichtigen Vertreter der Klasse 1c sollte man Flecaenid kennen.
Es führt zu einer langsamen Interaktion mit dem Natriumkanal und verbreitet so den QRS-Komplex.
Auf die Repolarisation jedoch hat es keine Wirkung.
Flecaenid wird bei supraventrikulären Tachycardin, bei Vorhofflimmern oder dem Wolf-Parkinson-White-Syndrom eingesetzt.
Bei einem bereits vorgeschädigten Herz sinkt jedoch die Lebenserwartung bei Einnahme von Flecaenid.
Wie auch bei den anderen beiden Subtypen der Klasse 1 besteht ein proarhythmisches Potential.
Was sind Klasse 2 Antiarhythmika?
Diese Wirkstoffe sind Beta-Rezeptorblocker wie Propanolol oder Metoprolol.
Presenters
Theresa Lippert
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:11:15 Min
Aufnahmedatum
2017-11-24
Hochgeladen am
2017-11-24 12:12:04
Sprache
de-DE
Kennenlernen der wichtigsten Antiarrhythmika mit zugehörigem Wirkmechanismus