88 - Medcast - Pharmakologie - Antiarrhythmika [ID:8540]
50 von 111 angezeigt

Nicht immer schlägt das Herz im Takt, aber wie dann? Und vor allem weshalb? Was kann man dagegen tun?

Das und mehr erklären wir in diesem Podcast. Grundsätzlich unterscheidet man bei Herzrhythmusstörungen

zwischen Tachikaden und Bratikadenstörungen. Eine Bratikadestörung wird bei einer Herzfrequenz

von weniger als 60 Schlägen pro Minute diagnostiziert. In diesem Fall wird meist ein Herzschrittmacher

eingebaut. Medikamente werden bei Bratikadenstörungen nur bis zum Einbau des Schrittmachers angewendet.

Gründe für eine Bratikadie können beispielsweise ein Sinusknotenblock, ein AV-Block oder eine

Überaktivität des Parasympathikus sein. Eine Überaktivität des Parasympathikus führt zu

einer verstärkten Stimulation der muskarinischen Acetylcholin-Rezeptoren vom Typ M2, die vor

allem am Herz zu finden sind. Aber auch Beta-Blocker in zu hoher Dosierung können eine mögliche

Ursache sein. Pharmakologisch wird diese Störung mit Parasympatholitika, wie beispielsweise

Atropin oder Ibratropium, behandelt. Diese Stoffe wirken als unselektive Muskarin-Rezeptor-Antagonisten

und führen zu einer erhöhten Aktivität der sogenannten Schrittmacherkanäle. Dadurch

wird die diastolische Depolarisation beschleunigt und die Herzfrequenz erhöht. Im Notfall wird

auch mit Sympathomimetika behandelt. Als Dauertherapie sind Sympathomimetika wie Adrenalin oder

Ozyprenalin jedoch nicht geeignet, da die Stoffe im Körper nach nur wenigen Minuten

bereits abgebaut sind. Außerdem besteht bei Sympathomimetika die Gefahr von Tachyarythmin.

Einen deutlich wichtigeren Stellenwert hat die Pharmakotherapie bei der Tachycarden-Herzrhythmusstörung.

Von einer Tachycarden-Herzrhythmusstörung spricht man ab einer Herzfrequenz von mehr

als 100 Schlägen pro Minute. Hier setzt man häufig Klasse 2, Klasse 3 oder Klasse 5

Antiarhythmika ein, von denen du nachfolgend noch genaueres hören wirst.

Wie werden Antiarhythmika klassischerweise eingeteilt?

Man teilt Antiarhythmika in fünf Klassen auf. Klasse 1 bilden die Natriumkanalblocker.

Diese Klasse wird noch weiter in 1a, b und c unterteilt. In der Unterklasse 1a befinden

sich Natriumkanalblocker, die die Repolarisationszeit eines Aktionspotential verlängern.

Die Natriumkanalblocker in 1b verkürzen die Repolarisationszeit.

In der Subklasse 1c wiederum bleibt die Repolarisation unverändert.

Und welche Vertreter der Klasse 1 sollte man kennen?

Kinnidin ist ein Klasse 1a Antiarhythmikum. Man verwendet Kinnidin bei supraventrikulären

und ventrikulären Tachycardien und als Prophylaxe von Vorhoflimmern oder Extrasystolen.

Da Kinnidin nicht nur die Natriumkanäle, sondern auch die Kaliumkanäle blockiert, verlängert

sich unter Einnahme das Aktionspotential und damit auch die Refraktärphase, was im EKG

als QT-Verlängerung sichtbar werden kann.

Heutzutage wird Kinnidin wegen seiner Uaw nicht mehr häufig eingesetzt.

Uaw bedeutet übrigens unerwünschte Arzneimittel Wirkungen.

Kinnidin bewirkt ein proarrhythmisches Potential und wirkt auch auf viele andere Kanäle.

Daher ist Eichmalin mittlerweile das Antiarhythmikum der Wahl, der Klasse 1a.

Welche Substanzen sind denn in Klasse 1b so zusammengefasst?

Hier sind Lokalanästhetiker wie zum Beispiel Lidocain zu finden.

Durch eine Bindung an die Natriumkanäle im inaktivierten Zustand kommt es zu einer Refraktärphasenverlängerung.

Diese Refraktärphasenverlängerung wirkt verfühlten Aktionspotentialen entgegen und

dadurch prophylaktisch gegen Extrasystolen.

Und was ist mit der Klasse 1c?

Als wichtigen Vertreter der Klasse 1c sollte man Flecaenid kennen.

Es führt zu einer langsamen Interaktion mit dem Natriumkanal und verbreitet so den QRS-Komplex.

Auf die Repolarisation jedoch hat es keine Wirkung.

Flecaenid wird bei supraventrikulären Tachycardin, bei Vorhofflimmern oder dem Wolf-Parkinson-White-Syndrom eingesetzt.

Bei einem bereits vorgeschädigten Herz sinkt jedoch die Lebenserwartung bei Einnahme von Flecaenid.

Wie auch bei den anderen beiden Subtypen der Klasse 1 besteht ein proarhythmisches Potential.

Was sind Klasse 2 Antiarhythmika?

Diese Wirkstoffe sind Beta-Rezeptorblocker wie Propanolol oder Metoprolol.

Teil einer Videoserie :

Presenters

Theresa Lippert Theresa Lippert

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:11:15 Min

Aufnahmedatum

2017-11-24

Hochgeladen am

2017-11-24 12:12:04

Sprache

de-DE

Kennenlernen der wichtigsten Antiarrhythmika mit zugehörigem Wirkmechanismus

Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen