Wir haben sehr viele Arbeitsplätze verloren im Bereich Textilindustrie.
Wir hatten zum Beispiel die Firma Arba mit noch 300 Arbeitsplätzen.
Wir hatten einen großen Elektrounternehmen Gossen, die früher Belichtungsmesser und
Zeug für Fotoapparate gebaut haben. Mit einem Schlag waren 800 Arbeitsplätze weg.
Und wir haben dann 94 mit den Gewerkschaften, mit Betriebsräten uns
zusammengesetzt und mit der Politik und gesagt, jetzt lass uns mal eine klare
SWOT-Analyse durchführen. Eine Analyse. S steht für Strengths, W für Weakness, O
für Opportunities und T für Threads. Also wo sind die Stärken, wo sind die
Schwächen, wo sind die Chancen und die Herausforderungen. Und Ergebnis dieser
SWOT-Analyse ist dann gewesen, als wir gesagt haben, verdammt noch mal, wir haben
eigentlich in dieser Stadt ein ganz hervorragendes, scharfes Profil auch schon
damals gehabt, nämlich jeder fünfte Arbeitsplatz in dieser Stadt Erlangen war
im Bereich von medizinischer Forschung, medizinischer Produktion oder
medizinischer Dienstleistung angesiedelt. Wir hatten damals knapp 80.000
Arbeitsplätze. Das bedeutet, dass ein Fünftel, also jeder fünfte Arbeitsplatz
in diesem Bereich angesiedelt war. Und als wir dann einen Benchmark durchgeführt
haben und haben das verglichen mit den restlichen 83 Großstädten dieser
Republik, haben wir sehr schnell festgestellt, es gibt keine einzige
Großstadt, damals schon, in dieser Republik, das ein so klar definiertes
Profil im Bereich von Medizin und Gesundheit hat wie Erlangen. Und das war
für mich persönlich dann auch die Schlussfolgerung zu sagen, wenn man sich
differenziert von den Wettbewerbern, wenn man sich differenzieren will von den
anderen Städten, dann muss man diese Stärken weiter ausbauen, denn nur so kann
man eine gewisse Sichtbarkeit erreichen, dass man im Konzert der deutschen
Großstädte auch einen Alleinstellungsmerkmal haben kann. Die
Volkswirte sprechen hier auch von einer Unique Selling Preposition, also USP, ein
Alleinstellungsmerkmal hier zu stellen und das haben wir eigentlich sehr schnell
schon 1994 identifiziert. Dazu kommt, und deswegen habe ich Ihnen auch
gratuliert zu dieser Studienwahl, etwas was auf einen russischen Volkswirt
zurückgeht namens Kontratyev. Der russische Volkswirt Kontratyev hat in den
30er Jahren etwas ganz ganz spannendes entdeckt, nämlich nicht das was Sie
alle kennen, diese normalen Konjunkturzyklen, also wo innerhalb von vier
Jahren in der Wirtschaft sich immer ein Auf und ein Ab darstellt, also Aufschwung,
dann Überhitzung der Konjunktur, Abschwung und Rezession und bis sich das
ganze sinusförmig immer wiederholt. Kontratyev hat entdeckt, es gibt neben
diesen kurzen Konjunkturzyklen auch sogenannte lange Wellen der ökonomischen
Entwicklung und das kann man auch empirisch sehr sehr gut nachweisen.
Kontratyev hat also festgestellt, der erste große Zyklus war damals die
Erfindung der Dampfmaschine. Diese technische Innovation hat über eine
Phase von nahezu fast 40 Jahren die Ökonomien in hohem Maße bestimmt.
Er ist dann abgeleitet worden, aber natürlich auch verknüpft mit der
Dampfmaschine, die Einführung der Eisenbahn, denken Sie auch bei uns Erlangen
1844 wurde die Hauptmagistrale hier von München Erlangen und dann nach Norden
gebaut oder auch in den USA ein riesengroßer ökonomischer Aufschwung mit
dem Bereich der Eisenbahnindustrie oder wenn sie dann weitergehen zu Beginn des
letzten Jahrhunderts ein säkularer Wachstumspfad durch die chemische
Industrie. Dann sehr stark geprägt der Bereich die Automobilindustrie und
gegenwärtig sind wir in dem sogenannten fünften Kontratyev Zyklus und dieser
fünfte Kontratyev Zyklus wird geprägt durch die Information- und
Kommunikationstechnologie. Leider ist der Kontratyev bereits in Russland in einem
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:08:39 Min
Aufnahmedatum
2009-12-10
Hochgeladen am
2011-04-11 13:53:27
Sprache
de-DE