5 - Sport und Demokratie - eine schwierige Beziehung [ID:61000]
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Sport und Demokratie – eine schwierige Beziehung.

Weshalb dieser Titel?

Ja, das ist eine spannende Frage. Wie viel Demokratie erwarten wir eigentlich vom Sport?

Wenn wir jetzt an die Fußball-WM der Frauen denken, glauben wir, dass die in der

Halbzeitpause Plenum machen sollten und darüber abstimmen, ob sie jetzt offensiver oder defensiver

spielen? Wir sehen, glaube ich, dass viele gesellschaftliche Teilbereiche gar nicht

nach unserem klassischen Demokratiebegriff funktionieren. Wenn wir morgens zur Arbeit

gehen in den Betrieb, ist das ja auch so. Wir erwarten auch nicht, dass der Betrieb

demokratisch organisiert ist. Insofern gibt es Teilbereiche, die haben vielleicht ein

schwieriges Verhältnis zu Demokratie. Was hat Sport mit Demokratie zu tun?

Ich glaube,

wir müssen uns das ja fragen

wie viel Demokratie wir im Sport uns suchen.

Wir sehen heute

dass viele Sportgroßveranstaltungen vergeben werden in

autoritäre Länder und dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die Vergabe korrupt war.

Das heißt, wenn wir

über den internationalen Sport wie Fußballweltmeisterschaften und Olympischen Spielen uns diese anschauen

dann müssen wir davon ausgehen, Demokratie spielt da keine Rolle.

Wie zeigt sich das Demokratiedefizit im Sport konkret?

Ich glaube, ein gutes Beispiel ist der Sexismus im Sport. Frauen durften Marathon laufen bei

Olympischen Spielen 1984 zum ersten Mal. Vorher wurde gesagt, das ist nicht gut für ihre

Gebärmutter.

Und das ist tief im Sport verwurzelt, dass Frauen immer noch bei den

Spitzenpositionen, bei den Funktionären nur einen ganz kleinen Bruchteil stellen.

In Deutschland geht das ganz gut.

Da sind im Präsidium des DOSB fünf Frauen und vier Männer.

Aber bei FIFA und UEFA ist der Frauenanteil 10 bis 20 Prozent.

Und das hat System.

Welche Lösungen gibt es?

So wie der Sport heute operiert, gibt es fast keine Lösung.

Bei der Sport einen ganz klaren Wachstumsparadigma. Und die wollen weiter wachsen, sich weiter

globalisieren. Und das geht auf Kosten von Umwelt und Klima und auch sozialer Gerechtigkeit.

Und wir brauchen eben genau diesen Sport,

der sozial gerecht ist und auf Klima und Umwelt achtet.

Und den müssen wir neu denken und neu erfinden. Und das ist auch eine ganz klare Rolle der

Wissenschaft, hier diese Ideen zu entwickeln und mit den Sportorganisationen in Austausch

über diese Ideen hin zu einem echten, nachhaltigen Sport zu kommen.

Und die Demokratie?

Ja, die müssen wir in den Sport tragen. Und das wird am besten gelingen, wenn wir alle

Entscheidungspositionen im Sport viel diverser besetzen.

Mehr Frauen in Führungspositionen,

mehr Menschen aus dem globalen Süden, mehr Menschen von ähnlichen Minoritäten.

Wir müssen Demokratie auch in den professionellen Sport tragen.

Und am Ende ist immer auch die entscheidende Frage, was machen wir mit all den alten grauen

Männern, die im Moment in den Führungspositionen sind und die Hebel in der Hand haben?

Ich glaube, für die Zukunft des Sports ist es unglaublich wichtig, diesen Männern den

Weg zur Tür zu weisen.

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:00:00 Min

Aufnahmedatum

2025-12-08

Hochgeladen am

2025-12-10 15:23:23

Sprache

de-DE

Sport bewegt uns – in vielerlei Hinsicht! Sport steht für Verbundenheit, Teamspirit und Fairness, doch dieses positive Bild bröckelt. Große Sportereignisse werden an autoritäre Staaten vergeben, in Verbänden herrscht Sexismus und es bestehen Machtstrukturen, die kaum einen Wandel zulassen. Das Verhältnis zwischen Sport und Demokratie ist kompliziert. Sportwissenschaftler PD Dr. Karim Abu-Omar erklärt, woran das liegt und wie man die Sportwelt, demokratisch und fair gestalten könnte.
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