Guten Morgen, liebe Studierende. Heute und in der nächsten Sitzung geht es um Karl Marx.
Der Einstieg ist einfach. Also ich fange wieder mal an mit einer kurzen biografischen Skizze.
Und wenn man die Biografie von Karl Marx vergleicht mit den anderen biografischen
Skizzen, die ich im Rahmen dieser Vorlesung vorgestellt habe, dann fällt eins auf.
Marx ist der einzige dieser Personen, der nun tatsächlich politisch verfolgt war und zwar
bis zu dem Ausmaß, dass er fliehen musste, dass er mit Verhaftungen immer wieder rechnen
musste, Deportationen erlebt hat und einen großen Teil seines Lebens, Jahrzehnte seines
Lebens im Exil verbrachte. Also auch andere hatten mit politischer Repression zu tun oder
hatten sie zu fürchten. Das gilt namentlich für Fichte, als er in der Zeit der französischen
Besatzung diese in der Tat aufwiegelnden Reden an die deutsche Nation vortrug. Ist nicht passiert,
aber da hätte viel passieren können. Das war ihm bewusst. Kant hatte auch mit Zensur zu kämpfen
und hat Drohungen erhalten. Also wenn er weiter so kritisch über Religion publizieren würde,
könnte das Konsequenzen haben. Es blieb so ein bisschen unausgesprochen. Hegel, wie Kant,
Sympathisant der französischen Revolution, er aber der gemäßigten Teile, wie so radikal wie
Fichte. Auch Hegel musste mit Verfolgung und Repression rechnen, aber richtig passiert ist
nichts. Vermutlich am wenigsten damit zu tun von all den Figuren, über die ich jetzt hier gesprochen
habe, am wenigsten zu tun hatte Herder. Aber auch der musste mit Intrigen kämpfen, mit Vorwürfen.
Ja, seine Position war ungewöhnlich. Also der Verdacht, da sei Pantheismus am Werke,
das war für einen Theologen auch schon durchaus happig. Aber kein Vergleich mit Marx. Also Marx
verbringt tatsächlich einen großen Teil seines Lebens im Exil. Er ist permanent auf der Flucht.
Er lebt in prekären Verhältnissen und als Staatenloser. Geboren war er als Preusse. Denn
Trier, die Stadt in der er 1818 zur Welt kam, war damals preußisch geworden nach den antinapoleonischen
Kriegen. Hintergrund ist jüdisch. Also beide Eltern, Vater wie Mutter, stammen aus Familien,
die zuvor auch Rabbiner hervorgebracht hatten. Aber das war schon weit weg. Also das Judentum
hatte sich ja in Teilen schon damals ein Stück weit assimiliert in die deutsche Geisteskultur.
Viele waren konvertiert. Und der Kindheitshintergrund bei Marx ist tatsächlich aufwachsen in einem
Elternhaus, wo das Judentum eigentlich abgelegt war. Da fanden dann in der Tat auch Konversionen statt
zum Protestantismus. Aber irgendwo ein jüdischer Hintergrund ist vielleicht dann doch noch ein
bisschen präsent. Nicht der Gestalt, dass Karl Marx sich selber als Jude irgendwann mal bezeichnet
oder verstanden hätte. Also Studium dann in Bonn in Berlin. Er promoviert in Jena, was damals
offenbar sehr einfach war. Da musste man nicht mal zu einer mündlichen Prüfung erscheinen. Das
lief alles auf dem Verwaltungswege schriftlich. Also vielleicht eine recht billige Variante von
Promotion, wie dem aber auch immer sei. Also Promotion dann in Fache Jena. Fache, das rede ich in
Jena. Und schon während des Studiums lernt Karl Marx dann seinen Weggefährten kennen, nämlich
Engels, Friedrich Engels, seines Zeichen Fabrikantensohn aus Barmen, was heute zum Wuppertal gehört,
Wuppertal Barmen. Marx ist dann journalistisch tätig, immer wieder übrigens, also sein ganzes
Leben lang. Versteht er sich als Schriftsteller, als Journalist, also viele seiner Texte zeigen das
auch. Das sind also eher auch Ad-hoc-Schriften zum großen Teil, manchmal polemisch zugespitzt,
in eine bestimmte Situation hineingesprochen. Also seine journalistische Tätigkeit findet dann
statt in Presseorganen, die der Obrigkeit suspekt sind. Deshalb sind da keine sehr stabilen
Verhältnisse zu erwarten. Also er ist in der Rheinischen Zeitung aktiv, später Mitgründer
einer neuen Rheinischen Zeitung, aber immer wieder muss er auch den Ort verlassen, also findet dann
Zuflucht in Brüssel, vorher in Paris, Paris dann Brüssel und in den letzten Lebensjahrzehnten in
London. Seine Familie, also mit seiner Frau Jenny, hat er sieben Kinder. Die Familie lebt oft in
sehr prekären Verhältnissen und hätte Friedrich Engels, die Familie Marx, nicht finanziell unterstützt,
dann wären sie vermutlich im Elend versunken. Marx engagiert sich dann über schriftstellerische,
journalistische Tätigkeit hinaus auch praktisch in Arbeiterorganisationen, in der Bewegung, gilt als
da einer der führenden Köpfe, ja als der entscheidende Intellektuelle des Kommunismus. Aber auch
innerhalb seiner Genossen polarisiert er, also er hat kein, weiß Gott kein konziliantes Wesen,
sondern ist jemand, der also auf die Vollen geht, streitbar, oft rechthabrig ist und damit auch
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:50:36 Min
Aufnahmedatum
2020-04-09
Hochgeladen am
2020-04-10 14:45:48
Sprache
de-DE