Liebe Angehörige der FAU, liebe Studis, meine sehr verehrten Damen und Herren, Corona hat die Welt
verändert und auch unsere FAU. Zum ersten Mal in der 277-jährigen Geschichte unserer Universität
fand im Sommersemester erstmals unser komplettes Lehrangebot online statt. Wie unseren Studis die
Umstellung auf das e-learning gelungen ist und welche Probleme für alle Beteiligten damit einhergehen,
das hat an der FAU ein Forschungsprojekt untersucht und ich spreche jetzt über die ersten Ergebnisse
mit Privatdozentin Dr. Marion Händel. Sie ist am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und
Exzellenzforschung. Liebe Frau Händel, ich grüße Sie. Wie geht es Ihnen? Herzlichen Dank, mir geht es sehr gut.
Prima. Im Frühjahr hat ja unsere Staatsregierung sehr kurzfristig entschieden oder entscheiden müssen,
dass unser Vorlesungsangebot ab dem 20. April komplett in ein Onlineformat überführt werden
muss. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, den Einfluss dieser Digitalisierung der Lehre wissenschaftlich
zu untersuchen. Wie schnell hatten Sie eigentlich Ihre Studie aufsetzen können? Wie lange hat es
gedauert? Ja, wir hatten tatsächlich ein sehr kurzes Zeitfenster zur Verfügung für die Planung der
Studie. Vom Tag der Studienidee bis zum Feldstart der Studie sind gerade mal vier Wochen vergangen.
Das heißt, die Studie war im Prinzip genauso ad hoc wie der Forschungsgegenstand selbst. Wir
hatten es ja mit einer bislang noch nie dagewesenen Situation der Umstellung auf digitale Lehre zu tun.
Diese Situation hat eine Vielzahl an Fragestellungen mit sich gebracht und in diesem sehr kurzen
Zeitfenster galt es also, die entsprechenden Fragestellungen auszuwählen, das Studiendesign
festzulegen. Die Studie ist ja soweit jetzt auch durchgeführt worden. Was hat Ihre Studie denn
an Ergebnissen ergeben? Ja, wir haben bereits sehr viele Erkenntnisse aus der Studie gewinnen können.
Wir haben bereits mehrere empirische Manuskripte dazu geschrieben, die sich aktuell im Peer Review
Verfahren befinden. Auf der anderen Seite stecken wir aber auch noch mitten in den Datenanalysen. An
der Studie haben sich über 5000 Studierende der FAU beteiligt und wir haben die Studie als
Längschnittstudie realisiert. Das heißt, es werden drei Messzeitpunkte im Semesterverlauf und der
letzte Messzeitpunkt liegt gerade mal wenige Monate zurück. Ein Ergebnis der Studie betrifft
die Diskussion, die Vorsemesterstart bezüglich des Nullsemesters geführt wurde. Wir haben die
Studierenden beispielsweise gefragt, ob sie denn im Digitalsemester 2020 das Pensum, was sie sich
ursprünglich für das noch als Präsenzsemester geplante Semester vorgenommen hatten, denn
tatsächlich auch ablegen konnten, ob sie so studieren konnten wie ursprünglich geplant. Und hier ist es
so, dass tatsächlich die überwältigende Mehrheit der Studierenden das ursprünglich geplante Pensum
ablegen konnte. Einige Studierenden konnten das Digitalsemester sogar für sich nutzen. Sie
konnten also mehr machen als ursprünglich geplant, was möglicherweise auch darauf zurückzuführen
ist, dass eben sonstige Überschneidungen nicht mehr zutage traten aufgrund von
Asynchronveranstaltungen. Gleichwohl hatten wir auch eine Studierendengruppe, die sagte,
ich konnte nicht ganz so viel machen wie ursprünglich geplant. Das liegt möglicherweise
auch daran, dass sich manche Formate in der Kürze der Zeit eben nicht digitalisieren ließen. Ich
denke hier vor allem an Lehrveranstaltungen mit vielen praktischen Anteilen. Die Grundlage für
ein erfolgreiches e-Learning ist natürlich die Infrastruktur, die zur Verfügung stehen muss,
um überhaupt an einer Online-Vorlesung oder einem Online-Seminar teilzunehmen und auch das Know-how,
diese Software-Systeme zu nutzen. Waren denn die Voraussetzungen bei unseren Studierenden gegeben
oder gab es da Probleme? Und was mich auch interessieren würde, war es für die Studis
überhaupt kein Problem, sich in die Dinge einzuarbeiten. Das heißt, war die Kompetenz
vorhanden, die Digitalsysteme von Anfang an zu nutzen. Also wir hatten hier tatsächlich
die Ausstattung bezüglich mehrerer Merkmale erfasst und können hier eine sehr positive Bilanz
ziehen. Das heißt, die Studierenden hatten zu 99 Prozent Zugang zu der entsprechenden Hardware,
die sie benötigt hatten. Und die FAU hat ja auch durch Leihlaptops beispielsweise hier noch
Unterstützung geleistet. Bezüglich der Kompetenzen oder Fähigkeiten zum digitalen Studieren sind die
Ergebnisse ebenfalls sehr ermutigend. Das heißt, wir hatten bereits vor Semesterstart gefragt,
wie hoch die Studierenden denn ihre Fähigkeiten einschätzen zum digitalen Studieren und da zeigten
sich recht hohe Werte. Was wir allerdings sehen, dass es Studierendengruppen gibt, die sich hier
unterscheiden. Da möchte ich auf zwei Beispiele eingehen. Zum einen die Studierenden mit Kind.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:18:46 Min
Aufnahmedatum
2020-11-05
Hochgeladen am
2020-11-05 14:54:43
Sprache
de-DE
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Zur Meldung „Erste Ergebnisse des E-Learning-Monitoring 2020“