Liebe Angehörige der FAU, liebe Studierende, meine sehr verehrten Damen und Herren, seit gut einem
Jahr hat uns das Coronavirus fest im Griff und kaum ein gesellschaftlicher Bereich ist so stark
von der Pandemie betroffen wie unsere Schulen. Darüber spreche ich mit meinem heutigen Gast.
Frau Professorin Dr. Sonja Ertl ist bei uns Professorin für Grundschulpädagogik und
Didaktik. Liebe Frau Ertl, seien Sie gegrüßt. Wie geht es Ihnen?
Hallo Herr Honecker, mir geht es sehr gut. Ich bin hier in meinem Homeoffice, bin gesund und munter
und von dem her alles bestens. Ich habe es gerade schon angesprochen, seit über einem Jahr haben wir
nun die Pandemie und der Schulunterricht läuft zum Teil unter deutlich erschwerten Bedingungen.
Wie bewerten Sie denn als Pädagogin die aktuelle Situation und dieses zurückliegende Jahr?
Ja, das Jahr lässt sich aus meiner Sicht nicht pauschal bewerten. Es gibt verschiedene. Wenn wir
beispielsweise den Impuls bedachten, der im Bereich des digitalen Lernens in die Schulen durch die
Corona-Pandemie gekommen ist, dann ist das etwas, was ich beispielsweise sehr positiv bewerte. Denn
bis dahin war die Nutzung digitaler Medien und auch das digitale Lernen in den Schulen nicht so
weit verbreitet, wie das beispielsweise die KMK oder auch die Lehrpläne vorsehen und wie wir auch
als Pädagogen und Pädagogen uns das wünschen würden. Allerdings kam ja genau dieser Impuls
dann eben durch die Pandemie sozusagen mit der Brechstange für Kinder, Lehrkräfte und ja auch
die Eltern der Schülerinnen und Schüler und hat alle Beteiligten ja vor große Herausforderungen
gestellt, weil ja zum Teil weder die notwendige Infrastruktur noch die technische Ausstattung oder
auch die entsprechenden notwendigen Kompetenzen auf Seiten der Lehrkräfte und der Kinder gegeben
waren. Da hat sich in dem letzten Jahr unheimlich viel getan und ich gehe auch davon aus, dass die
Elemente des digitalen Lernens nach der Pandemie im Unterricht bestehen bleiben und dass da im
letzten Jahr nicht alles reibungslos geklappt hat. Das konnte man ja auch in den Medien in
der Vielzahl lesen. Es gab allerdings auch sehr gute und positive Beispiele, die damit umgegangen
wurden und davon hat man leider eher weniger gehört. Wenn wir jetzt allerdings die Lernenden in
den Blick nehmen, dann ist das letzte Jahr durchaus kritischer zu betrachten. Denn da ist davon
auszugehen, dass tatsächlich insbesondere die bildungsbenachteiligten Kinder in der
Pandemie-Situation noch mal näher benachreitet werden, weil insbesondere die Kinder, diejenigen
sind, die häufig dann eben nicht die notwendige Unterstützung und Struktur erhalten, diese eben
für ihre individuellen Lernprozesse und ihre Lernfortschritte auch brauchen. Da hat sich nämlich
beispielsweise gezeigt, dass es insbesondere die Kinder aus sozial schwächeren Familien sind,
denen beispielsweise nicht die notwendige technische Ausstattung zur Verfügung stand,
um überhaupt an einem Distanzunterricht beispielsweise teilzunehmen. Auch da hat sich
viel im letzten Jahr getan, aber es gibt da natürlich einfach noch weitere Beeinträchtigungen.
Manche Kinder hatten dann wieder nicht die notwendige Unterstützung, beispielsweise durchs
Elternhaus aufgrund von Doppelbelastungen, aufgrund von sprachlichen Barrieren usw. Bei wieder anderen
Kindern sind dann die Förderangebote durch die Schulen weggebrochen oder es hat auch einfach
die Strukturierung des Tagesablaufs durch den Schulalltag an sich einfach gefehlt. Und insbesondere
gerade auch bei den jüngeren Lernenden sind einfach feste Regeln und Rituale unheimlich wichtig für
das Lernen und das ist einfach was, was durch das Distanzlernen nicht so gegeben ist. Und wie
schon angeklungen, trifft es natürlich nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern eben auch zum
Teil deren Eltern und natürlich auch die Lehrkräfte, die ja dann insbesondere im ersten
Lockdown sich einfach schnell umstellen mussten und dann im weiteren Verlauf des Jahres dann dieser
permanente Wechsel einfach von Distanzlernen, Wechselunterricht und Präsenzunterricht,
der für alle Beteiligten einfach sehr herausfordernd ist. Versetzen wir uns doch mal in die Situation
der Betroffenen. Wie gehen denn Kinder und Jugendliche mit der Krise um? Ja, die Kinder
und Jugendlichen gehen natürlich genauso wie wir auch sehr unterschiedlich mit der Krise und der
Pandemie Situationen, insbesondere auch im schulischen Lernen um. Denn die Kinder haben einfach
unterschiedliche Voraussetzungen und auch unterschiedliche Unterstützungsangebote,
durch die sie dann die Lernangebote beispielsweise auch im Distanzlernen entweder besser oder eher
weniger gut nutzen können. Und so wie bei uns auch, haben auch die Kinder und Jugendliche einfach
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:19:47 Min
Aufnahmedatum
2021-04-19
Hochgeladen am
2021-04-21 13:30:02
Sprache
de-DE