34 - Präsidenten-Talks: Prof. Hornegger im Gespräch mit Prof. Büttner [ID:41989]
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Liebe Angehörige der FAU, liebe Studierende, meine sehr verehrten Damen und Herren,

wie werden wir in Zukunft essen? Eine hochspannende Frage. Wir kaufen heute Bio-Schokolade,

wir holen das Gemüse vom Hofladen oder wir weichen auf vegane Milchprodukte aus. Das Thema

Nachhaltigkeit ist längst an unserem heimischen Küchentisch angekommen. Und wie man zukünftig

nachhaltig Nahrungsmittel produzieren kann, damit beschäftigt sich mein heutiger Gast. Die

Lebensmittelchemikerin, Professorin Dr. Andrea Büttner ist FAU-Professorin und leitet bei uns

den Lehrstuhl für Aroma- und Geruchsforschung. Zudem ist sie geschäftsführende Institutsleiterin

des Fraunhofer Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising. Liebe Andrea,

herzlich willkommen. Wie geht es dir? Guten Morgen, mir geht es wunderbar. Ich sitze hier

gerade quasi in der Kaffeepause und genieße. Wunderbar. Ich freue mich sehr, dass du dir die

Zeit nimmst, mit mir etwas über die Nahrungsmittelherstellung bei uns in Deutschland

zu sprechen und auch das Thema Nachhaltigkeit etwas genauer in den Blick zu nehmen. Du

beschäftigst dich ja wissenschaftlich mit der Herstellung von Lebensmitteln, von den Rohstoffen

bis hin zur Verpackung. Was macht eigentlich ein nachhaltig produziertes Produkt aus und vor allem,

wie erkenne ich das als Verbraucher? Das ist eine ganz schwierige Frage, denn heutzutage ist es

eigentlich sehr schwer nur möglich, die konventionellen Produkte da völlig zu

durchdringen, wie ob sie nachhaltig produziert sind, welche Wege sie vor allem zurückgelegt

haben. Wir schauen ja sehr häufig darauf, ob etwas bio produziert wurde, ob die Tiere zum

Beispiel entsprechend gepflegt wurden, aber die ganzen Strecken, die verschiedenen Wege,

die Prozessschritte, die Verarbeitungsschritte, die schaut man sich sehr wenig an und das kann

man natürlich auch kaum als Verbraucher und Verbraucherinnen. Man kann es am besten sehen,

wenn man regional kauft, wenn man weiß, bei wem man direkt bezieht, wenn man also direkt auch mal

wieder in die Interaktion mit den Produzierenden kommt und dann tut man auch gleich bei der

Gelegenheit etwas für die Nachhaltigkeit. Also das Thema Hofladen, das ich gerade in der Einleitung

angesprochen habe, ist hier eine Möglichkeit. Wir kennen alle das Bio-Siegel, ist das ein

Indikator dafür, dass es sich um ein nachhaltig produziertes Produkt handelt? Können wir uns

darauf verlassen? Ja, wie gesagt, also Bioproduktion und dann die zum Beispiel CO2-Bilanz, das sind

ganz unterschiedliche Paarstiefel und wenn man jetzt die Nachhaltigkeit als Gesamtes betrachtet,

dann muss man die gesamte Wertschöpfungskette im Blick haben, auch inklusive der Vertriebswege,

dann der dazugehörigen Verpackung. Deswegen hilft einem zwar vielleicht eine Bio-Siegel weiter,

dass man weiß, dass keine Pestizideinsatzinsektizide und so weiter stattgefunden haben,

aber ob es dann auch zwingend nachhaltiger war, die Antwort hat man noch nicht, denn man muss ja

auch sicherstellen, dass zum Beispiel doch Verderb nicht große Mengen an Lebensmitteln verloren gehen

und wenn man jetzt umschaltet auf eine nachhaltige, auf eine ökologische, auf eine Bioproduktion,

da muss man gleichzeitig auch Technologien entwickeln, die verhindern, dass uns dann die

Lebensmittel wegschimmeln oder dass sie vom großen Insektenfraß beschädigt werden. Ich meine,

in unserem Kulturkreis wird ja Fleisch gegessen und es werden auch sehr viele Milchprodukte

konsumiert und ich hatte kürzlich auch ein Gespräch mit unserem Kollegen Prof. Sonnewald,

der mich darauf hingewiesen hat, wie viel Ackerfläche letztlich für die Lebensmittelproduktion,

oder für die Futterproduktion von Tieren verwendet wird. Da stellt sich ja schon die Frage,

wie nachhaltig ist eigentlich die Fleischproduktion in Deutschland und die Herstellung von Milchprodukten.

Müssen wir, meinst du, unsere Ernährung zukünftig umstellen, um nachhaltiger zu sein oder gibt es

Möglichkeiten, unsere Traditionen zu bewahren und hier nicht zu viel verändern zu müssen?

Wir müssen vor allem kritischer hineinschauen, was wir alles nutzen momentan. Wenn wir uns die

Fleischproduktion anschauen, dann haben wir uns eine ziemliche Luxussituation herangezüchtet. Man

muss sich fragen, ob es wirklich eine Luxussituation ist, denn viele wissen gar nicht,

dass nur ein sehr kleiner Prozentsatz von so einem ganzen Rind oder einem ganzen Schwein

tatsächlich bei uns in den Supermarkt gelangt. Also wir nutzen eigentlich nur noch ganz wenige

Teile von so einem Tier und sehr vieles geht schlicht und ergreifend in den Export, weil es bei

uns gar nicht mehr konsumiert wird. Das ist sehr schade, weil es ein Missverständnis von Genuss ist.

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:15:16 Min

Aufnahmedatum

2022-04-26

Hochgeladen am

2022-05-12 09:38:00

Sprache

de-DE

Tags

Nachhaltigkeit resilienz Verpackung
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