Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
So, guten Morgen zusammen. Bevor wir anfangen, möchte ich gerne eine kleine Umfrage machen.
Bitte beantworten Sie die so ehrlich sich selbst und mir gegenüber, wie es nur geht.
Ich würde gerne erfahren, wie viel Zeit Sie außerdem Präsenzzeiten zum Nacharbeiten
oder auch Vorbereiten des Skripts und zum Bearbeiten der Übungsaufgaben aufwenden.
Fangen wir mal an mit 0 bis 0,5. Das sind also jeweils Stunden.
Wer ordnet sich in dem Bereich ein? 3, 5, also ich zähle nochmal von oben dann 5, 6, 7, 8, 9, 10.
0,5 bis 1. Wer ordnet sich hier ein? 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7. Wenn ich das richtig gezählt habe.
1 bis 2. 1, 2, 3, 4, 5. Größer gleich 2. 1. Okay. Ich sage Ihnen jetzt ganz wertfrei meine Meinung dazu.
Diese Zahlen sind völlig indiskutabel. Damit haben Sie keine Chance hier zu folgen.
Sie haben keine Chance generell einem wissenschaftlichen Studium mit diesem Arbeitsaufwand zu folgen.
Sie stehen einfach am Scheideweg. Entweder Sie entscheiden sich zu arbeiten
oder Sie entscheiden sich gegen ein wissenschaftliches Studium. So einfach ist das.
Ich muss das in aller Klarheit sagen, denn Sie werden gesehen haben, das was ich gesagt habe,
das waren keine leeren Worte. Das anzutraten Ihren Arbeit aus.
Wir gehen eine gewisse Geschwindigkeit, die wird nicht unbedingt geringer.
Und der Stoff kommt Schlag auf Schlag. Und Sie müssen den nacharbeiten.
Sie müssen ihn auch verinnerlichen. Und das geht nur, indem Sie jetzt in diesen drei Wochen durchgängig.
Und durchgängig heißt es gibt auch eine Zeit vor 10 Uhr. Es gibt auch eine Zeit nach 4 Uhr.
Es gibt sogar eine Zeit nach 8 Uhr abends. Ich habe als Student öfters mal Nächte durchgearbeitet.
Sie sind jung, gesund. Ihnen macht das doch kein Problem.
Ein alter Mann wie ich, der muss um 11 oder 12 Uhr in der Nacht im Arbeiten aufhören.
Das sind die Rahmenbedingungen, was wir Ihnen hier anbieten. Ich rede jetzt nicht von der Qualität.
Da kann ich natürlich nichts drüber sagen. Aber was wir Ihnen hier anbieten
und was wir hier Ihnen an Kapazität erstmalig und vermutlich auch aufgrund dessen einmalig hier anbieten,
das werden Sie an keiner anderen deutschen Universität in keinem anderen Fach so geboten bekommen.
Das ist eine Betreuungsdichte, die natürlich sich auch in einem erheblichen personellen
und damit finanziellen Aufwand widerspiegelt, den es maximal noch,
und auch da bin ich mir nicht sicher, weil ich die Verhältnisse dort ganz gut kenne,
sie nicht höchstens noch in Princeton oder in Stanford bekommen.
Dort kostet das Semester allerdings 20.000 Dollar. Da sollte Ihnen auch klar sein.
Wenn Sie unter diesen optimalen Bedingungen, die wir Ihnen hier bieten, wie gesagt, ich rede nicht vom Inhalt.
Ich rede nicht, wie schlecht ich das kann oder wie gut oder schlecht die Assistenten das können.
Ich rede allein vom Kapazitätsaufwand. Wenn Sie das unter diesen optimalen Bedingungen nicht annehmen
und nicht das aller, allerbeste aus sich rausholen, werden Sie, egal was Sie mal im Winter oder in einem Jahr
oder in zwei Jahren studieren, egal ob das Mathematik oder Physik oder Informatik oder Ingenieurwissenschaft ist,
werden Sie die Situation haben, Sie sind in einer Anfängervorlesung mit 400 Anfängern.
Und dann gilt das reine Überlebensprinzip. Und wenn Sie in diesen Idealbedingungen,
die wir Ihnen hier bieten, nicht mehr investieren, glaube ich persönlich, dass Sie für ein wissenschaftliches Studium nicht geeignet sind.
Beweisen Sie mir bitte das Gegenteil. Ja?
Ja, hängen Sie sich rein. Ich meine, wir machen nur drei Wochen. Ein Semester hat 15 Wochen.
Sie müssen sich nicht von mir rechtfertigen. Sie müssen sich in keiner Weise von mir rechtfertigen.
Wir machen nur Angebote und wir protokollieren die Ergebnisse am Schluss.
Und was aus Ihnen wird, ob Sie ein Studium erfolgreich abschließen, nicht erfolgreich,
was auch immer Sie mit Ihrem Leben machen, ich weiß, das ist ein schrecklicher Gedanke,
aber das ist einzig und allein in Ihrer Verantwortlichkeit.
Wir können nur protokollieren, was Sie machen. Wir können Ihnen Hilfestellungen geben.
Meine These ist, die ich ein Stück weit damit beweisen möchte mit dieser Veranstaltung,
ist, sozusagen, jeder kann Mathematik lernen. Ich muss ein Mathematikgenie sein, halte ich für einen Unsinn.
Aber jeder kann Mathematik lernen, wenn er die entsprechende quantitative und insbesondere auch qualitative Intensität der Arbeit aufbringt.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:31:19 Min
Aufnahmedatum
2016-07-20
Hochgeladen am
2016-07-20 12:48:37
Sprache
de-DE