Herzlich willkommen zur Vorlesung Sozotechnische Systeme im Bachelorstudiengang Buchwissenschaft.
Wir befinden uns mit unserer aktuellen Lektion auf der Makroebene und dort im Unterkapitel
D Zuschreibungen und Diskurse.
Was wir uns abschließend zur Makroebene noch anschauen wollen sind Diskurse, die wir in
Gesellschaft führen darüber, wie wir mit Medien umgehen, wie Medien und Kommunikation
sich verändert.
Und das sind Diskurse, die der Mensch schon immer geführt hat, immer wenn eine neue
Kommunikationstechnologie oder ein neues Medium er sich selbst ersonnen hat, gab es
in der Regel sofort auch eine Diskussion darüber, ob man das jetzt braucht, ob das gut ist oder
ob das irgendwie schädlich ist.
Und diese Diskurse wollen wir, oder einen Teil dieser Diskurse zumindest, wollen wir
mal uns anschauen, um daran zu sehen und festzustellen, dass eigentlich das, was da diskutiert wird,
irgendwie immer struktureidentisch ist.
Das sind sozusagen immer die gleichen Narrative, die da passieren und um vielleicht auch einmal
auf einer theoretischen Ebene zu gucken, wie kann man das erklären, was da passiert.
Wir fangen mal an mit solch einem Ausschnitt aus einer Zeitung, also das, was eben hier
im Politikteil diskutiert wurde.
Hier macht einer einen Artikel auf, der ist überschrieben mit nur noch Analphabeten.
Da unten steht, die Welt von morgen, die Welt von morgen braucht keine Menschen mehr, die
lesen oder schreiben können.
Das Ende der Schriftkultur hat längst begonnen.
Und hier ein Auszug, das steht, auch in vielen anderen Branchen ist die audiovisuelle Kommunikation
auf dem Vormarsch.
Audiovisuell meint Töne und visuell ist in dem Zusammenhang immer Bilder, also statische
Bilder, Abbildungen oder auch das Bewegtbild.
Also das ist auf dem Vormarsch.
Dabei muss man nicht nur an die praktischen Tätigkeiten im produzierenden Gewerbe oder
im Dienstleistungssektor denken.
Piktogramme, Blink- und Piepsignale zeigen dem Pommes Frittes Brata im Schnellrestaurant
genau, was er zu tun hat.
Aber auch ein guter 90 Minuten Lehrfilm über die Bauchspeicheldrüse trägt mehr zur medizinischen
Ausbildung bei, als ein dreitägiges Studium des entsprechenden Lehrbuches.
Audiovisuelle und interaktive Didaktik sind der Textlektüren in vielen Bereichen überlegen.
Auch das wird die Schriftkultur weiter zurückdrängen.
Irgendwo weiter in diesem Text kommt auch noch eine interessante weitere Aussage oder vielleicht
auch eine Provokation, der sagt nämlich, die Kamera ist die neue Tastatur.
Also wir haben an unserem Smartphone eine Kamera und damit fotografieren wir alles Mögliche
und statt dass wir irgendwie schreiben und B schreiben, mittels eben Schrift, was wir
vielleicht gerade sehen oder empfinden, nehmen wir eben ein Fotoapparat und machen ein Foto
von wie wir gerade im Restaurant sitzen und was wir so auf dem Teller haben.
Dann mache ich ein Foto von einem Schlitzel und lade das dann auf Facebook hoch.
Die Kamera ist die neue Tastatur.
Das hier 2018.
Das Ende der Schriftlichkeit schadet uns.
Wir bewegen uns auf eine Postschriftgesellschaft zu.
In Zeiten von Emojis, Memes und Snaps wird Text zunehmend unwichtig.
Damit verlieren wir eine ganze Tradition und steuern auf eine Trivialkultur zu.
Da sind ja gleich zwei Behauptungen auch mal drin, nämlich dass zum einen die Schrift
und die Schriftkommunikation unbedeutender wird und im Niedergang ist und von etwas
anderem dominiert wird, nämlich insbesondere von gelben Gesichtern.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:25:57 Min
Aufnahmedatum
2022-04-20
Hochgeladen am
2022-04-22 12:06:10
Sprache
de-DE