Ein schönen guten Abend Ihnen allen. Im Vorfeld dieses Auftritts gab es drei kritische Momente.
Der erste war überhaupt die Einladung, wo ich sagte, das macht ja keinen Sinn,
eine Universitätsveranstaltung, da müssen Wissenschaftler her, Wirtschaftsvertreter oder so.
Der zweite kritische Moment war dann, als ich die Agenda der nächsten beiden Veranstaltungen
gesehen habe, das hat nämlich genau dieses bestätigt, etwas geholfen, hat dann Achim Honecker,
der gesagt hat, wir sind uns doch einig, dass die Universität auch für die Wirtschaft da ist. Also
da sind wir uns einig, deswegen auch diese Hürde überwunden und der dritte kritische Moment war
heute beim Reingehen, weil ich ganz viele bekannte Gesichter gesehen habe und da geht es mir jetzt
ähnlich wie dir Achim, ob ich dem kritischen Urteil standhalte, müssen wir mal sehen. Also
ob der Bub was gelernt hat in den letzten Jahrzehnten, schauen wir mal. Vielleicht als
Eingangsbemerkung so etwas wie ein gemeinsames Verständnis, das ich anbieten würde, das macht
es dann leichter, viele Detailthemen zu diskutieren, ein gemeinsames Verständnis, was denn dieses Land
Deutschland sein kann und sein sollte, insbesondere was der Wirtschaftsstandort sein sollte. Jetzt gibt
es dann sicherlich viele Leute, die sagen, berechtigt derweise, aber Wirtschaft ist doch nicht alles,
wieso wollen sie Deutschland auf den Wirtschaftsstandort reduzieren? Zwei Gründe,
erstens ich verstehe vor anderen Dingen zu wenig, als dass ich darüber reden könnte,
zweitens Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne wirtschaftlichen Erfolg ist alles nichts. Wird
das halt mit dem Standort Deutschland ziemlich schwierig? Also als Startpunkt der Versuch eines
Common Grounds würden die Engländer sagen, also eines gemeinsamen Verständnisses und da heißt mein
Angebot, Deutschland hat drei Attribute, an denen wir nicht vorbeikommen, mindestens drei aus
wirtschaftlicher Sicht, das erste Deutschland ist ein Industrieland. Das ist nicht so ganz einfach
ableitbar, deswegen leihe ich mir die Argumentation eines sehr bekannten Volkswirts in Deutschland,
der in der Diskussion mal gesagt hat, ist doch einfach, was anderes können wir nicht. Das ist ein
bisschen geradlinig, aber deswegen nicht unbedingt falsch. Also wir werden nicht als Agrarland
erfolgreich sein. Zum Thema Rohstoffe könnte man jetzt lange drüber philosophieren, ob wir welche
haben. Auf jeden Fall haben wir uns gesellschaftlich entschieden, sie nicht auszubeuten, mit Ausnahme von
ein paar Salzgruben in der Nähe vom Harz. Also mit Rohstoffland wird es auch schwierig und die
Perspektive, dass wir das historische Museum für erfolgreiche Menschen aus dem Rest der Welt sind,
also bei aller Sympathie für Volkheims Geschichte und die pittoreske Altstadt, aber für das ganze
Land trägt es ja auch nicht. Also dass wir Industrieland sind, ist gut so und so recht viele
Alternativen haben wir auch nicht. Frau Schnitzer, die Vorsitzende der Sachverständigenrats, wird
jetzt sofort drohen und sagen, Roswurm, Sie springen zu kurz, Sie reden von alter Welt, Deutschland muss
Dienstleistungswelt der Land werden und die Gegenargumentation heißt Dienstleistungen alleine,
die finden immer beim Kunden statt. Ich meine, Anrich deine Rede, dass wir nicht alle vom
gegenseitigen Haareschneiden leben können, stimmt natürlich auch, ist dazu kein Widerspruch, aber
jetzt ganz ernsthaft, natürlich sind Dienstleistungen, insbesondere auch industrienahe
Dienstleistungen eine große Chance für unsere Unternehmen, aber sie sind typischerweise an
Produkten festgemacht, an greifbarem festgemacht und dann haben wir eine Chance, sie hier auch aus
Deutschland zu erbringen. Also wenn ein neues Wasserkraftwerk in Pakistan aus Schwaben in
Betrieb genommen werden kann und aus Schwaben betrieben wird, weil es dort in Pakistan auch
gar keine qualifizierten Leute gibt, dann ist das Dienstleistungsgeschäft, aber es hängt halt auch
an fünf ziemlich großen Turbinen und Generatoren nur hinter dran. Also Dienstleistungsland allein
von Powerpoint Folien machen wird es nicht gelingen, die Idee, halb London nach Deutschland zu
verlagern als neuer Finanzmittelpunkt Europas hat nicht geklappt, also gilt dann doch, was dieser
Volkswirt gesagt hat, wir haben doch keine Alternative. Deutschland, Industrieland. Zweiter
Eckpunkt, Deutschland Exportland. Warum? Weil wir ziemlich viele Dinge importieren müssen und die
muss ja irgendwie bezahlen können. Also das ist schon fast archaischer Tauchhandel, aber er stimmt
ja immer noch, wenn wir nicht Dinge finden, die andere Leute von uns kaufen, wird es ziemlich
schwierig, dass wir die Sachen einkaufen, die wir selber nicht haben und das fängt dann von
ziemlich viel Energie über viele Rohstoffe an und hört, naja, vor allem mit italienischen Rotwein
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:54:55 Min
Aufnahmedatum
2025-03-13
Hochgeladen am
2025-03-18 11:06:19
Sprache
de-DE
In fast allen volkswirtschaftlichen Kennzahlen fällt Deutschland in internationalen Vergleichen zurück. Das Geschäftsmodell der deutschen Industrie im globalen Wettbewerb wird zunehmend in Frage gestellt. Geopolitische und geoökonomische Veränderungen und Strukturprobleme des Landes führen zu erheblichen Herausforderungen für deutsche Unternehmen. Gleichzeitig wird die Politik zunehmend als geradezu hilflos wahrgenommen in ihrem Bemühen, mit den Effekten der „Zeitenwende“ konstruktiv umzugehen. Dennoch bieten sich für die Unternehmen auch erhebliche Chancen im internationalen Wettbewerb. Dazu ist aber Mut und Bereitschaft zur Veränderung notwendig – für Unternehmen, für die Politik, für den Staat, für das gesamte Gemeinwesen und für jeden Einzelnen.