Schönen guten Tag, ich darf Sie begrüßen zur Vorlesung Buchhandelsgeschichte im Überblick
am Institut für Buchwissenschaft der FAU Erlangen-Nürnberg. Wir sind im Kapitel
Buchhandel während der Industrialisierung und Urbanisierung. Mit diesem Palast werden
wir uns wie angekündigt noch ausführlicher beschäftigen. In dem letzten Treffen ging es
um Personen, um Strukturen, um Entwicklungen. Wir haben uns beschäftigt ausführlich mit
Friedrich Arnold Brockhaus und seiner Lebens- und Unternehmensgeschichte und auch mit den
Tagebüchern als historische Quelle, den Tagebüchern von dem Brockhaus zweiter Generation,
von soviel Heinrich Brockhaus. Wir haben uns mit der statistischen, mit der quantitativen
Entwicklung beschäftigt und wir sehen eben, dass dieses 19. Jahrhundert eines ist,
das einen enormen quantitativen Wachstum im Buchmarkt mit sich gebracht hat, sowohl in Bezug auf die
Neuerscheinungen, die Buchtitelproduktion ist hier gestiegen von 4000 auf 20.000 um 1900. Die
Steigerungsraten bei den Firmen zahlen um 300. Das ist tatsächlich noch überschaubar. Das hat
durchaus auch Konsequenzen auf die Struktur des Buchmarkts. Wenn man am Beginn des Jahrhunderts
im Grunde quantitativ noch die Chance hatte 300 Firmenkontakte, das kann man überschauen. Wenn
man ins Ende des Jahrhundert geht, wenn man mit tausenden potentiell fast 10.000 Firmen in Kontakt
steht, dann braucht man eine andere Struktur, eine andere Verlässlichkeit, andere Geschäftsgeflogenheiten
im Kontakt auch zu den Branchenkollegen. Damit werden wir uns noch beschäftigen auch in dieser
Vorlesung. Ein anderer Blick auf die statistische Entwicklung betrifft die Buchhandelsstandorte,
hier die Verlagsstandorte, die Dominanz von Leipzig und Berlin haben wir uns näher angesehen und im
Süddeutschen Raum eben lange Stuttgart als wichtigsten Standort. Wir haben uns beschäftigt mit der
Gründung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, hervorgegangen aus der Organisation
der Messegeschäfte, die jährlichen Abrechnungen, die hier zur Leipziger Buchmesse stattfanden.
Der Börsenverein 1825 gegründet, wie dann auch in der Folge Lokalvereine, Regionalvereine,
Spezialvereine und so weiter bildeten eine institutionelle Struktur, die für den Buchhandel
von großer Bedeutung war. Auch darauf werden wir noch weiter zu sprechen kommen. Ja und wenn
es so ist, dass die Neuerscheinungen enorm ansteigen, wie es im 19. Jahrhundert war und
gleichzeitig auch die Firmenzahlen von 300 bis auf mehrere tausend dann am Ende des Jahrhunderts
ansteht, dann bedeutet es auch, dass man Wege finden muss diesen Geschäftskontakt,
diesen Geschäftsverkehr auf eine Art und Weise zu regeln und auch institutionell zu stützen,
Kommunikationswege zu finden und damit beschäftigen wir uns jetzt. Zunächst mal
zeige ich erneut dieses Bild mit dem wir hineintauchen in so ein Börsengeschäft
während der Buchhändlerischen Messe. In dem Moment, wo die Handelsgeschäfte umfangreicher
werden, auch was die Zahl der Geschäftspartner betrifft, dann wird klar, dass man eine Lösung
braucht, die zum einen einen größeren Raum zur Verfügung stellt, vielleicht auch verschiedene
Räume und auch eine Lösung findet, die den Geschäftsverkehr, der sich in der Branche
realisiert, das ganze Jahr über mit unterstützen kann. Und wenn man mal raufschaut auf Leipzig,
Leipzig von oben so Mitte des 19. Jahrhunderts, dann weiß ich, wer von ihnen Leipzig kennt. Wir
haben hier den Augustusplatz, da haben wir heute die Oper, auf der anderen Seite das Gewandhaus,
hier die Nikolai-Kirche, das Rathaus, Marktplatz. Die Szene von dem Messegeschehen in dem Hörsaal,
der angemietet war, das befand sich hier, das leicht gelb hervorgehobene Gebäude und der
Mörsenverein der Deutschen Buchhändler hat dann relativ bald schon nach der Gründung, so Ende
der 20. Jahrhundert, um 1830 sich um eine Alternative bemüht, ein eigenes Gebäude haben und hat dafür
von der Universität Leipzig ein Grundstück erworben, auf dem sich ein Studentenwohnheim befand,
dieses Gebäude hat man abgerissen und überlegt, ein neues zu bauen und das ist dann tatsächlich
entstanden an dieser Stelle, also unmittelbar in der Nähe der Nikolai-Kirche. Und mit der
Entstehungsgeschichte wollen wir uns ein bisschen näher beschäftigen, weil sie durchaus auch bezeichnend
ist für nicht nur die Buchbranche, sondern bürgerliches Agieren in dieser Zeit. Wir kommen
dabei auch zu einem weiteren Quellentyp, das zieht sich ja durch die Vorlesung, dass ich immer wieder
auch auf verschiedene Quellen zu sprechen komme, die uns bei der historischen Arbeit zur Verfügung
stehen. Hier geht es um private Korrespondenz, die einen enormen Stellenwert hat in 19. Jahrhundert,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:08:18 Min
Aufnahmedatum
2020-06-23
Hochgeladen am
2020-06-24 00:16:34
Sprache
de-DE