Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ja, guten Abend meine Damen und Herren, ich begrüße Sie auch ganz herzlich zu dem zweiten
Teil von unserer Präsentation. Darin geht es in erster Linie darum ein bisschen zu veranschaulichen,
wie die Mathematik in diesen physikalischen Modellbildungsprozess eingreift bzw. was sie
dazu beitragen kann, gegebenenfalls eine konsistente Theorie der Quantengravitation zu entwickeln.
Im Großen und Ganzen werde ich dabei relativ an der Oberfläche bleiben, aus zeitlichen Gründen.
Ich möchte Ihnen einen Eindruck vermitteln davon, wie der Symmetriebegriff zunächst
mal mathematisch spezifisiert wird, wie Geometrie und Gruppentheorie seinerzeit in Erlangen sozusagen
zusammengefügt wurde im Rahmen des Erlanger Programms. Dann auf der nächsten Ebene etwas
feiner hineingehen in die Struktur kontinuierlicher Symmetrien, kontinuierlicher Gruppen und von da
aus dann zur Physik übergehen, indem das Ganze zu Erhaltungsgrößen in Bezug gesetzt wird. Und dann
am Ende möchte ich auch kurz darauf hindeuten, welche Projekte in der Mathematik im Rahmen von
unserem Projekt dann auftreten. Zunächst mal zum Symmetriebegriff. Die Schwierigkeit des
Symmetriebegriffs ist die, dass die Mathematik mit sehr präzisen Objekten umgehen möchte, aber
andererseits jeder im Grunde eine gewisse Vorstellung davon hat, was Symmetrien sind,
was symmetrischt bedeutet und da möchte ich Sie zunächst über diese Brücke führen. Die
einfachste Art von Symmetrie ist eine Spiegelungssymmetrie, das sehen Sie hier in diesem Bild. Das kann man
ein bisschen verfeinern, indem man symmetrische Objekte anschaut, zum Beispiel zu einem Quadrat.
Das hat viele Spiegelungssymmetrien. Jede Achse, die die Seiten halbiert oder die Eckpunkte
miteinander verbindet, bewirkt so eine Symmetrie und von da aus weiter kann man anschauen, welche
Symmetrien hat ein Quadrat noch. Ein Quadrat kann man auch rotieren. Das ist etwas anders als eine
Spiegelungssymmetrie und wenn man dann mal nachzählt, wie viele Möglichkeiten es gibt,
ein Quadrat zu drehen, dann stellt man fest, das sind vier, denn sie können um 90 Grad drehen,
180 Grad, 270 Grad und dann aber auch um 360 Grad und das ist dann genauso gut wie nichts tun,
sollte man aber auch zählen als Symmetrie. Das heißt also insgesamt hätte ein Quadrat 8
Symmetrien, 8 Spiegelungen, 8 Drehungen. Wenn man dann feiner in Symmetrien hineinschaut,
stellt man fest, es ist nicht nur das Quadrat, was sich bezüglich seiner Symmetrien so verhält,
wie das Quadrat, sondern es gibt viele andere Figuren, die genau die gleichen Symmetrien haben.
Das sehen Sie hier in diesem Bild, zum Beispiel hier diese Herdplatte sozusagen, hat die gleichen
Symmetrien wie das Quadrat oder dieses Rosettenfenster verhält sich genauso, was die Symmetrien angeht,
wie ein Quadrat. Entsprechend kann man andere Figuren anschauen, die ähnlich sind, wo sozusagen
gewisse Symmetrien gestört oder gebrochen sind, das sehen Sie hier. Diese Figur hat nur die
Drehsymmetrien, die hat keine Spiegelungssymmetrien mehr, das heißt also sie verhält sich etwas
anders als das Quadrat, hat aber vier Symmetrien in die Drehungen. Dann diese andere Figur hier,
die hat auch genau vier Symmetrien, wenn man mal etwas genauer hinschaut, aber das sind alles
Spiegelungssymmetrien, das heißt also, obwohl sie auch vier Symmetrien hat, ist sie von einem
anderen Symmetrietyp, wie hier dieses Windrad sozusagen und das ist etwas, was man dann
mathematisch spezifizieren möchte und das tut man, indem man sich ein bisschen überlegt, welche
Eigenschaften haben denn Symmetrieoperation oder was ist überhaupt eine Symmetrieoperation.
Dabei stellt man sich eben Symmetrieoperationen, gehen gerade nochmal zurück in den Bildern so vor,
wie Bewegungen der Ebene, die die Figuren wieder in sich überführen, also Drehungen,
Spiegelungen und so weiter und wenn man sich in diesem Sinn Geometrien als Transformationen
vorstellt, kann man sich überlegen, welche Eigenschaften haben denn diese Symmetrien eines
Objekts. Da sieht man zunächst mal, dass man zwei Symmetrien immer hintereinander ausführen kann,
komponieren, also Drehungen mit Spiegelungen, Drehungen mit Drehungen und so weiter. Dann gibt
das wie beim Quadrat die 360 Grad Drehung, das ist sozusagen die Symmetrie, die nichts tut, die gibt
es sicher immer und dann eine dritte Eigenschaft ist die, dass sich Symmetrien immer umkehren lassen.
Das sieht man bei konkreten Symmetrien sofort, insbesondere dann, wenn sie endlich Ordnung
haben, das heißt, wenn sie nach endlich oft anwenden, wieder zurückführen und wenn man nun
diese drei Eigenschaften abstrahiert, dann wird man in der Mathematik auf den sogenannten Gruppenbegriff
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:32:47 Min
Aufnahmedatum
2013-07-01
Hochgeladen am
2013-07-17 13:14:35
Sprache
de-DE
Das Zusammenspiel von Symmetrien (in der Mathematik repräsentiert durch Symmetriegruppen), Geometrie und Quantentheorie hat in Erlangen eine lange Tradition: Felix Kleins „Erlanger Programm“ spezifiziert Geometrien durch Symmetriegruppen und Emmy Noether beschrieb das Wechselspiel zwischen Symmetrie und physikalischen Erhaltungsgrößen. In der modernen Quantenphysik sind Symmetrien ein zentraler Aspekt der Modellbildung. Auf der Seite der Mathematik steht hier die Darstellungstheorie, der Forschungsschwerpunkt des interdisziplinären Emmy-Noether-Zentrums für Algebra. Der Vortrag führt zunächst in die Ideenwelt dieser Thematik ein und stellt dann einige aktuelle Projekte aus diesem Kontext vor.