Wir wollen uns jetzt einen ganz besonders interessanten Thema zuwenden, denn zum ersten
Ball werden wir uns Dinge anschauen, bei denen die Wechselwirkung tatsächlich ganz drastische
Auswirkungen hat.
Wir erinnern uns, wir hatten das einzelne Zwei-Niveau-System angeschaut oder den einzelnen
harmonischen Oszillator, da tauchte die Frage nach der Wechselwirkung nicht auf.
Wir hatten uns dann auch angeschaut die Gitterschwingung oder das
Strahlungsfeld, aber das konnte man dann auch wieder darstellen als Kollektion
völlig unabhängiger harmonischer Oszillatoren. Und die Wechselwirkung ging
nur insofern ein, als wir dann gesagt haben, eine kleine Wechselwirkung sei
nötig, damit das System überhaupt ins Gleichgewicht relaxiert. Wenn wir dann
aber ausgerechnet haben, wie das Gleichgewicht aussieht, haben wir überhaupt
keine Wechselwirkung mit ins Spiel gebracht. Und bei den Gasen ist es
natürlich ähnlich. Wir hatten bei Fermigas und Bosegas eine Art effektive
statistische Wechselwirkung. Fermionen sind so, als ob sie sich abstoßen,
Bosonen sind so, als ob sie sich anziehen. Aber das steckte automatisch in der
Quantenstatistik drin. Und nur gerade am Ende der letzten Stunde hatten wir
angefangen, bei realen Gasen uns zu überlegen, wie zumindest bei kleiner
Dichte die Wechselwirkung zwischen den Gasatomen im Sinne einer
Störungsreihe, also Clusterentwicklung, mitgenommen werden kann. Aber das ist halt
nur bei kleinen Dichten und die Effekte sind dann auch klein. Nur dann
funktioniert die Störungsrechnung. Was wir uns jetzt anschauen, sind Phasenübergänge.
Wenn die Wechselwirkung wirklich ganz drastische Auswirkungen hat, hat oft das
qualitative Verhalten von Systemen und wo die Störungsrechnung zum Beispiel
überhaupt nicht funktionieren würde.
Sie alle kennen das sozusagen aus der Anschauung, wenn wir bei großen
Temperaturen sind oder bei einer kleinen Dichte, dann haben wir ein Gas. Das ist
das, was wir besprochen haben.
Und tatsächlich aber, wenn ich nun die Temperatur absenke, beispielsweise bei
konstantem Druck, dann wissen Sie, dann kondensiert irgendwann das Gas zur
Flüssigkeit und wenn ich die Temperatur noch weiter absenke, dann wird die
Flüssigkeit einfrieren und zum Kristall werden, zum Beispiel zum Eiskristall.
Und das wird passieren, das Gas wird nur stabil sein, wenn die
Temperatur oberhalb einer gewissen Schwelle ist, sagen wir der Übergangstemperatur
zwischen Gas und Flüssig, dann werden wir eine Flüssigkeit haben und die Atome
werden viel enger beieinander sein. Das wird passieren, wenn die Temperatur
unterhalb dieser Schwelle gefallen ist, aber wenn sie noch größer ist als die
Temperatur, bei der dann tatsächlich die Flüssigkeit zum Kristall wird. Und im
Kristallgitter wissen Sie, sind die Atome nicht mehr so regellos wie in der
Flüssigkeit, sondern sie sind zwar ebenso dicht gepackt, aber sie sind in ein
regelmäßiges Gitter gepackt. In Wahrheit gibt es verschiedene Kristallgittertypen
und es kann auch sein, dass bei ein und demselben Material, bei ein und derselben
Sorte von Molekülen, wir je nach Bedingungen, Druck und Temperatur
verschiedene Kristallphasenzustände haben, die eben eine unterschiedliche
Struktur aufweisen. Und selbst bei Wassereis ist es der Fall, dass es
verschiedene Sorten von Wassereis gibt.
Das wichtige ist, wir haben hier qualitative Unterschiede zwischen den
einzelnen Phasen. Das heißt, es ist nicht mehr nur eine Frage davon, dass vielleicht
die Dichte sich ein bisschen geändert hat oder so. Beispielsweise zwischen dem
Gas oder der Flüssigkeit und dem Kristall ist ein ganz wesentlicher
Unterschied, dass im Kristallgitter wir diese langreichweite Gitterordnung, diese
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:12:31 Min
Aufnahmedatum
2010-12-02
Hochgeladen am
2011-04-11 13:53:29
Sprache
de-DE