2 - Buchhandel während der Industrialisierung und Urbanisierung (Teil 1) [ID:17966]
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Herzlich willkommen zur Vorlesung Buchhandelsgeschichte am Institut für Buchwissenschaft der FAU Erlangen-Nürnberg.

Wir beschäftigen uns heute mit dem 19. Jahrhundert. Das ist das Jahrhundert der Industrialisierung,

der Urbanisierung und dies sind Rahmenbedingungen, die auch für den Buchhandel natürlich von großer

Bedeutung waren. Bevor ich Ihnen die Agenda für das heutige Treffen vorstelle, möchte ich Ihnen

ein Bild zeigen. Das ist eine Postkarte. Darauf abgebildet, eine Sehenswürdigkeit in Leipzig

und dementsprechend präsent den Bürgerinnen und Bürgern von Leipzig, aber auch allen, die diese

Messe stattbesuchten. Und es ist ein Gebäude, wenn Sie unten hinschauen, da steht deutsches

Buchhandlerhaus. Dies, dieser Palast kann man ja sagen, ist der Sitz der Interessenvertretung

des deutschen Buchhandels und erfüllt natürlich eine ganze Reihe konkrete Funktionen, mit denen

wir uns auch beschäftigen werden. Es ist aber so, wie es da steht, zugleich ein ganz starkes Symbol

für die Stellung, die der deutsche Buchhandel im 19. Jahrhundert, am Ende des 19. Jahrhunderts,

dieses Haus gebaut wurde, inne hatte. Wir werden uns also mit den Funktionen beschäftigen, die der

Buchhandel entwickelte im Laufe des 19. Jahrhunderts und zwar darüber hinaus auch mit der gesellschaftlichen

Stellung im Strukturwandel der Öffentlichkeit dieser Zeit beschäftigen. Zur Agenda, wir machen einen

Rückblick auf das letzte Vorlesungstermin und uns dann beschäftigen anhand von Frischbrunner

Arnold Bockhaus mit einer Unternehmerpersönlichkeit, die sehr gut, finde ich, Einblick gibt in die

Geschäftsgeflogenheiten am Beginn des 19. Jahrhunderts und dann das sehen Sie hier in

zwischendurch bewährter Art und Weise auch in einem Wechselspiel aus. Qualitativ herbeneutischer

Beschäftigung und dann aber auch quantitativ statistischer. Ich werde es weiter beibehalten,

es geht natürlich um die Entwicklung des Buchhandels in der Geschäftsgeflogenheit,

aber eben auch in dieser Vorlesung generell um die Frage, wie es Social Arbeit möglich ist,

welche methodischen Ansätze zur Verfügung stehen und mit welchen Quellen gearbeitet werden kann und

dies wäre ein Beispiel der Geschichte des Buchhandels. Ein Rückblick, wir haben uns im

18. Jahrhundert in einer Umbruchssituation befunden, über viele Generationen hinweg vom

vom 17. Jahrhundert bis weit ins 18. Jahrhundert hinein, hatten wir die Praxis des Tauschverkehrs

auf den Buchhänderischen Messen, Bücher wurden auf den Messen zwischen den Buchhänderischen

Akteuren getauscht und dann in den jeweiligen Heimatorten weiter verkauft zu werden. Dieses

Tauschen von Waren, von Büchern funktioniert natürlich nur so lange, wie es einen halbwegs

Gleichgewicht gibt zwischen Angebot und Nachfrage, also zwischen der Attraktivität von Angeboten in

Büchern und nachgefragenen Büchern. Das ändert sich massiv im 19. Jahrhundert. In den rotestantischen

Gebieten Norddeutschlands mit dem Zentrum Leipzig, kommt diese Ungleichgewicht in der Nachfrage

resultierend aus natürlich nachgefragteren Inhalten, Richtung Aufklärung auch gehend,

die Hinwendung zur nationalsprachlichen Literatur gegenüber dem bis dahin dominierenden Latein

und vor allem auch eine deutliche Zunahme der Bedeutung von Autoren. Wir hatten uns das ja angesehen,

wenn Kunden sich nach Büchern erkundigten, dann eben nicht mehr in erster Linie haben sie etwas

über, sondern haben sie etwas von dem. Das heißt, Autoren rückten zunehmend ins Bewusstsein auch

der Käufer und dies bewirkte natürlich eine größere Attraktivität von Verlagsprodukten,

die eben solche Autoren führten und das waren eben die vornehmlich Leipziger, Sächsischen,

Preußischen Verlage. Wir haben uns das auch statistisch angesehen, diese Entwicklung und

haben auch gesehen, dass bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Leipzig als zentrale Buchhandelsstadt

auch, was die Verlagsproduktion betrifft, eine große Bedeutung hatte daneben als Messestadt. Wenn

wir nochmal auf das Bild zurückkommen und dann beende ich dann auch den Rückblick,

wenn wir uns das rechte Bild anschauen, da sind keine Bücher mehr zu sehen. Die Geschäftsdiskussions,

die dann ab Ende des 18. Jahrhunderts eingeführt wurden, auch in der Folge der sogenannten

Nürnberger Schlussnahme sahen eben eine Abkehr des Tauschhandels auf den Messen vor. Bücher

wurden im Grunde das ganze Jahr über, so wie wir es im Grunde heute kennen, von den Verlagen

ausgeliefert. Ah, Kondition, da steckt dieser Begriff Bedingung hin. Mit der Bedingung,

dass Bücher, die von diesen Buchhandlungen angenommen wurden, dann aber an die Kunden

nicht verkauft werden konnten, dass diese zurückgeschickt, remittiert werden konnten.

Die Leipziger Messen gab es weiterhin, aber eben nicht mehr um zu tauschen, sondern um sich

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:59:43 Min

Aufnahmedatum

2020-06-17

Hochgeladen am

2020-06-17 09:56:34

Sprache

de-DE

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