Liebe Studierende, willkommen zur Vorlesung Politische Theorie 1.
Da geht es um Ideengeschichte von der Antike bis in die Aufklärung.
Mein Name ist Heiner Bielefeld. Ich bin hier an der FAU primär eigentlich für den Bereich Menschenrechte tätig.
Ich springe aber gelegentlich auch bei der politischen Theorie mit ein.
Jetzt, nachdem der Kollege Kaufmann verstorben ist, einiges improvisiert werden muss,
habe ich es auch dann gerne übernommen, nochmal die Vorlesung politische Theorie 1 hier Ihnen zu präsentieren.
Natürlich ist es nicht die Kaufmann-Vorlesung, das ist schon das, was auf meinem eigenen Kram gewachsen ist.
Ich will Ihnen zwei Serviceangebote noch machen.
Zum einen gibt es zu jeder einzelnen Vorlesungseinheit, also zu den zwölf Vorlesungssitzungen, jeweils zwei Blätter.
Ich bin nicht so ein Freund von PowerPoint, ich ziehe das jetzt nicht derweil ich vorlese durch, sondern stelle Ihnen das anders zur Verfügung.
Das eine ist eine Geliederung, da sehen Sie die Struktur meiner Argumente Punkt für Punkt.
Das können Sie alles noch genauer nachvollziehen, hoffe ich jedenfalls.
Und auf der Rückseite oder auf dem zweiten Blatt dann kleine Quellenstücke.
Ich werde natürlich immer auch Originalquellen vorlesen und dann ist es natürlich ganz gut, wenn Sie das sozusagen mitlesen oder nachlesen können.
Das ist das eine Serviceangebot, die zwei Blätter zu jeder einzelnen Sitzung, können Sie sich runterladen.
Das andere Serviceangebot besteht darin, dass ich eben nicht nur Videos zur Verfügung stelle, sondern gerne mit Ihnen auch darüber sprechen möchte.
Eigentlich selbstverständlich in der Uni.
Und das können wir dann jeweils montags durchführen, also die Vorlesung ist ja eigentlich vorgesehen für Montag 10 bis 12.
Jetzt können Sie sich die Videos anschauen, wann Sie wollen.
Aber ich würde dann tatsächlich am Montag spät vormittags eine Zoom-Sitzung einrichten.
Und Sie sind alle herzlich willkommen reinzukommen, Fragen zu stellen oder nicht nur Fragen zu stellen, auch Ihre eigenen Einschätzungen einzubringen.
Wie gesagt, Diskussion ist mir sehr, sehr willkommen.
Und dann schauen wir mal, wie das funktioniert.
Es geht um politische Ideengeschichte. Jetzt muss ich einschränken.
Ideengeschichte Europas.
Ich finde die Ideengeschichte Ostasiens, Südasiens oder anderer Teile der Welt nicht weniger interessant, auch nicht weniger relevant, aber kenne mich weit weniger darin aus.
Also ein Stück weit ist es meiner eigenen Arroganz, nein nicht Arroganz, überhaupt nicht, aber meiner eigenen Ignoranz geschuldet, dass ich mich auf die europäische Geschichte konzentriere.
Da kenne ich mich halbwegs aus, da kann ich Ihnen auch gern was präsentieren.
Ich wünschte mir, ich wäre auch in der Lage, Ähnliches über Indien oder Ostasien zu machen.
Aber wenn Sie da Interesse haben, müssen Sie, so fürchte ich, sich an andere Dozentinnen und Dozenten wenden.
Ok, kurze Vorbemerkung. Warum ist es überhaupt sinnvoll, sich mit der Geschichte politischer Ideen zu beschäftigen?
Zum einen, das weitet den Horizont.
Also da schaut man mal über den Tellerrand hinaus, über die tagesaktuellen Themen, Konjunkturen hinaus.
Ich finde, das kann Fantasie anregen, das kann das Denken weiten.
Es kann einem Kontinuitäten aufzeigen, Parallelen heutiger Diskussionen mit Erscheinungen, die viel früher waren, aber auch Kontraste.
Ich finde die Kontraste ja nicht weniger interessant als etwaige Parallelen.
Also etwa die Tatsache, dass wir heute relativ selbstverständlich von Demokratie sprechen, in der Geschichte des politischen Denkens in Europa,
die Demokratie aber bis ins 19. Jahrhundert hinein eigentlich eher ein Grenzwall des Politischen war.
Das heißt, ein Stück weit wird man rausgeschleudert aus bestimmten Selbstverständlichkeiten, kommt nochmal ins Grübeln,
und das kann dann am Ende dazu führen, dass man klarer sich zur Demokratie verhält und bekennt, als wenn man einfach bestimmte Dinge nur selbstverständlich und unbefragt übernimmt.
Also ein Stück weit regt es an, durch Kontraste weitet den Horizont.
Und das ist schon mal, glaube ich, ein Wert an sich.
Hinzu kommt dann, dass einem auch in der Literatur zur politischen Theorie immer wieder Motive begegnen, die man nicht verstehen kann, ohne sich auch historisch einzulassen.
Also Begriffe wie Naturrecht etwa oder Begriffe wie gemäßigte Verfassung.
Das sind Begriffe, die jahrhundertelange Traditionen tragen, Traditionen des Nachdenkens.
Und sich da ein bisschen auszukennen, hilft einem auch ganz schlicht, die Literatur in Fragen politischer Theorie zu lesen und zu verstehen.
Soweit meine Vorbemerkungen, und jetzt soll es gleich richtig reingehen,
ich setze ein bei der Entwicklung zur atischen Demokratie und damit verbunden einer ersten Aufklärungsbewegung in Europa, nämlich der antiken Sophistik.
Also ganz generell ist mir immer wichtig, Ideengeschichte, also Geschichte des Denkens, zu verbinden, auch mit der Realgeschichte.
Also politisches Denken ist ja ein Denken auch über Erfahrungen, über Problemstellungen, die sich ganz real aufdrängen.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:58:13 Min
Aufnahmedatum
2020-10-14
Hochgeladen am
2020-10-21 11:38:31
Sprache
de-DE
Die Vorlesung gibt exemplarische Einblicke in die Entwicklung des politischen Denkens von den antiken „Sophisten“ des 5. vorchristlichen Jahrhunderts bis in die europäische Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Vorgestellt werden unter anderem: Protagoras, Sokrates, Platon, Aristoteles, Cicero, Augustinus, Petrus Abaelardus, Thomas von Aquin, Bartolomé de las Casas, Thomas Morus, Baruch de Spinoza, Thomas Hobbes, John Locke, Jean-Jacques Rousseau und Moses Mendelssohn. Dabei soll deutlich werden, dass sich die jeweiligen Denkansätze nur in der Zusammensicht mit politischen Umbrüchen, kollektiven Erfahrungen und institutionellen Entwicklungen angemessen verstehen lassen.