Liebe Studierende, heute geht es um Platon, die Begründung politischer Gerechtigkeit in philosophischem Wissen.
Das ist die idealistische Perspektive Platons.
Nur ein paar Takte zum Leben Platons.
Das kann ich deshalb kurz machen, weil wir hier einen Philosophen haben, bei dem das Werk viel wichtiger ist als die Biografie.
Aber ganz ohne Biografie will ich es doch nicht angehen.
Also geboren, circa 428, gestorben 348, 80 Jahre alt ist er geworden.
Er stammt aus einer einflussreichen athenischen Familie.
Platons Onkel war auch politisch aktiv.
Das hätte auch eine Option für Platon selber sein können, die er allerdings verworfen hat.
Also er stand den Verhältnissen seiner Zeit sehr kritisch gegenüber.
So, das absolut Wichtige für Platons Biografie.
Er wurde ein Schüler des Sokrates.
Das zeigt sich eben auch darin, dass der Sokrates die Hauptfigur ist in fast allen Werken Platons.
Das sind ja fast durchgängig dialogisch gestaltete Werke.
Und dann steht immer der Sokrates auf der einen Seite oder auf der anderen Seite irgendeine einflussreiche Persönlichkeit.
Oder einer der Großdenker der damaligen Zeit, den mit dem Platon ringt, den er möglicherweise auch dann ziemlich vorführt.
Entschuldigung, Sokrates. Ich habe gerade Platon gesagt, den Sokrates vorführt.
Platon gestaltet das.
Durchgreifend dann natürlich die Erfahrung der Lehrer, Platons verehrter Lehrer Sokrates wird zum Tode verurteilt und muss den Schierlingsbecher trinken.
Das hat die vielleicht vorher schon bestehende Distanz Platons gegenüber der real existierenden Demokratie seiner Zeit dann noch einmal gesteigert.
Also Platon wird Kritiker der Demokratie, die er ein Stück weit mitverantwortlich macht, also für das Ende seines Lehrers.
Also er sieht sich auch als derjenige, der das sokratische Erbe weiterträgt.
Und zwar vor allem einen Impuls von Sokrates trägt Platon weiter, nämlich das Suchen, das beständige Suchen nach den Grundlagen.
Wir werden dann sehen, dass das dann bei Platon zu sehr eigenen Ergebnissen führt, die vermutlich nicht mehr sokratisch sind.
Also er ist ein Schüler des Sokrates, der aber dann am Ende seinen doch seinen eigenen Weg geht und aber bis am Ende Sokrates immer auftreten lässt als den Sprecher auch vielleicht seiner eigenen Positionen.
Ja, also die Differenz zu Sokrates ist dann gleichzeitig doch offenkundig.
Also wir fangen damit an. Schriftlichkeit von Sokrates ist nichts schriftlich überliefert, weil ihm wichtig war mündliche Auseinandersetzung.
Platons Werk ist fast vollständig erhalten wohl. Also da gibt es einen riesen Övre.
Ich habe es bei mir im Schrank stehen. Das ist ein halber Meter Platons Schriften.
Also die Schriftlichkeit, also hier tatsächlich Philosophie ausgestaltet in umfangreichen Werken.
Alles, was wir vorher hatten, sind dann doch nur kleine Fragmente. Das Övre Platons stellt alles, also ganz massiv in den Schatten, was es vorher gegeben hat.
Also die Schriftlichkeit ist das eine, dann aber auch die Institutionalisierung darüber hinaus.
Also Platon gründet eine Schule und zwar eine Schule, die nach dem Ort benannt wird, dem Heros Academos und deshalb heißt Akademie die Akademie.
Also wir alle, die wir irgendwie in akademischen Gefilden unterwegs sind, hängen immer noch semantisch an Platons Rockschüssen.
Auch wenn die Wege, die wir gehen, dann sehr, sehr andere sind. Also diese platonische Akademie, die hat übrigens dann fast 1000 Jahre Bestand gehabt.
Ganz unmittelbar. Also als die von Platon gegründete Schule im vierten Jahrhundert vor Christus gegründet, im sechsten Jahrhundert nach Christus dann aufgelöst,
als ein heidnisches Relikt in einer mittlerweile christlich gewordenen Zeit, wo ja auch die Politik dann sich christlichen Impulsen verpflichtet zieht.
Also da hat man mit diesem heidnischen Getue dann aufgerollt und die Akademie aufgelöst. 529 nach Christus. Aber fast 1000 Jahre lang hat diese Akademie als solche bestanden.
Und dann noch etwas, was Platon sehr unterscheidet von seinem Lehrer Sokrates. Das Interesse an Systematisierung.
Also das heißt systematisch hat auch Sokrates gefragt, aber das war systematisches Fragen, das sich nicht in ein System hinein geschlossen hat.
Und bei Platon sehen wir aber genau diese Tendenz, dass tatsächlich sein Fragen doch auch Antworten bekommt.
Und die Antworten bleiben immer ein Stück weit offen. Aber trotzdem werden sie sehr viel definitiver in ihrer Gestalt, als das bei Sokrates irgendwie nur ergreifbar wäre.
Also und mündet dann insbesondere in die berühmte, manche würden sagen berühmt berüchtigte Ideenlehre. Da komme ich noch drauf zu sprechen.
Also obwohl Platon Distanz zeigte gegenüber der Politik seiner Zeit, hat er es dann doch auch mal probiert. Also am Hofe in Syrakus hat er sich als Politikberater mal ausprobiert.
Und das hat allerdings nicht funktioniert. Im Gegenteil ist kolossal gescheitert. Das wäre übrigens ein Thema für sich mal zu schauen, wie politische Philosophen in der Politikberatung sich bewähren oder auch nicht bewähren.
Also manchmal führt es in der Tat zu krassen Scheitern. Im Falle Platons soll angeblich er dann Opfer einer Palastintrige geworden sein, mit der Konsequenz sogar, dass er auf dem Sklavenmarkt dann irgendwann landet.
Wohlgemerkt als Objekt. Das ist vermutlich legendär, aber wie dem auch sei, also seine eigenen Versuche politikberatend irgendwie zu wirken, haben nicht funktioniert.
Aber er hat sich wahrscheinlich auch einen etwas komplizierten Zögling ausgesucht. Darin haben sich auch andere dann immer mal wieder versucht.
Also Aristoteles etwa bei Alexander dem Großen. Seneca bei Nero. Das endete tödlich, aber für Seneca nicht für Nero. Thomas Moros bei Heinrich VIII. Das endete ebenfalls tödlich.
Also manchmal in der Tat haben sich die Zöglinge wenig dankbar für die entsprechende Beratungstätigkeit erwiesen.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:03:52 Min
Aufnahmedatum
2020-10-14
Hochgeladen am
2020-10-21 11:41:31
Sprache
de-DE
Platon