7 - Heterogenität/Diversität existierender Familienformen im Kontext des evangelischen Religionsunterrichts [ID:3987]
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Vielen, vielen Dank. Und ich weiß jetzt, wo der Fehler lag. Das ist ja auch ganz wichtig für Nachfolgearbeiten.

Ich möchte Ihnen ein Projekt vorstellen, was noch nicht abgeschlossen ist, sondern was gerade einmal 10 Monate läuft

und auf eine Mindestlaufzeit von drei Jahren angelegt ist. Insofern ist das für Sie jetzt auch ein anderer Einstieg,

da ich noch gar nicht mit so vielen Ergebnissen aufwarten kann, dafür aber mal so ein Frage-Portfolio Ihnen aufbereiten kann

und vor allen Dingen auch so eine Relevanz in die Unterrichtspraxis hinein. Es handelt sich um mein Habilitationsprojekt,

die Heterogenität und Diversität existierender Familien- und Lebensformen im Kontext des evangelischen Religionsunterrichtes.

Das handelt sich hierbei also um eine religionspädagogische Habilitation. Ich möchte aber unbedingt dazu sagen,

dass ich das exemplarisch verstanden haben möchte. Die Thematik könnte sich ebenso gut auf andere Fächer verifizieren lassen

und ich möchte es wirklich auch schulpolitisch verstanden wissen. Mir geht es also hier um zwei Größen, nämlich einmal,

wie kann Lernen und Lehren in heterogenen Lerngruppen funktionieren und das am Beispiel der Verschiedenheit momentan existierender Familienwirklichkeiten.

Sie sehen hier ein Lehr-Lern-Setting. Ein Lehrer sitzt am Tisch mit den Schülern und Sie sehen schon, es handelt sich um eine relativ harmonische Situation.

Unterrichtsmaterial liegt aus, der Lehrer befindet sich im Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen, hier in dem Falle wären es Kinder,

und es soll beispielsweise in der achten Klasse, dass die Stoffeinheit Familie oder Leben in Familienformen unterrichtet werden.

Diese Situation hatte ich vor einigen Semestern, als ich mit Studierenden im Praktikum war und die Studentin unbedingt diese Stoffeinheit

in einer achten Klasse unterrichten wollte. Leben in Familienformen. Ich hatte mehrfach darauf hingewiesen,

dass die Studierenden mögen doch bitte das Thema sehr weit halten, sehr offen halten. Sie mögen erstmal eine längere Kennenlernphase der Lerngruppe einplanen

und unbedingt erstmal Ideen kommen lassen von Seiten der Schülerinnen und Schüler. Wir haben die Unterrichtsentwürfe durchgesprochen,

es war alles ganz gut organisiert und dann passierte in der Unterrichtssituation Folgendes, dass die jungen Menschen, die Studierenden

völlig überrollt wurden, was an Möglichkeiten auf sie zugetragen wurde, in welchen Familienkonstellationen die Kinder lebten.

So dass sich für mich hier eine ganz große Frage auftat. Erstens, aus welchem Kontext kommen unsere Studierenden, die Religionslehrer werden wollen?

Das wäre also ein milieuspezifischer Ansatz. Inwiefern ist für uns Familienforschung überhaupt schon zugänglich im Bereich der Religionspädagogik

und vor allen Dingen welches Bild wird innerhalb der Religionspädagogik transportiert? Und das werde ich Ihnen jetzt im folgenden Mal noch ein bisschen erläutern.

Also der Lehrer nähert sich der Lerngruppe mit einem bestimmten Familienbild. Das Familienbild ist bei ihm erfahrungsbezogen, wird sich an seine eigenen Kindheit orientieren

und vor allen Dingen aber auch in der Familien- oder eben Lebensform, in der er gerade lebt. Eventuell befindet er sich in einem Prozess eines doing-families,

aber er wird natürlich permanent damit auch konfrontiert, was seine ihm anvertrauten Schülerinnen und Schüler unter Familie verstehen. Deswegen noch die Fragezeichen.

Den Mädchen und Jungen geht es allerdings ganz anders. Die kommen nämlich aus sehr konkreten Familiensituationen, die sie erst einmal überhaupt nicht in Frage stellen,

sondern was für sie existenzielle Größen darstellt. Sie haben sich diese Familienform, in der sie leben, nicht gesucht.

In die wurden sie durch ihre Eltern im Grunde ja auch ein Stück weit hinein gezwungen. Das sind vielleicht auch Konstellationen, die sie gar nicht so sich momentan wünschen.

Aber auf jeden Fall sind es für sie eine existenzielle Größe, sodass von ihrer Perspektive aus der doing-family-Begriff ganz ganz anders gewertet werden muss.

Hinzu kommt aber noch etwas ganz anderes, nämlich die Lehrbücher und das Unterrichtsmaterial, was zur Verfügung steht.

Auch hier wird ein ganz bestimmtes Familienbild transportiert. Und das wird im Kontext des Religionsunterrichtes nochmal besonders deutlich,

da wir es nämlich hier mit einer rechtlichen Größe noch zu tun haben. Und das macht das Fach auch so besonders, auch mit Blick auf die Thematik,

dass wir nämlich immer noch die EKD bzw. die Bayerische Landeskirche in Bayern oder eben die Landeskirchen der anderen Bundesländer mit am Tisch sitzen haben,

die zum einen sämtliches Unterrichtsmaterial, was für den Religionsunterricht auf dem Markt ist, sichtet.

Ich will jetzt nicht sagen bewertet, aber doch kritisch hinterfragt. Es ist ein sehr sehr langer Sichtungsprozess, der hier läuft.

Und auf jeden Fall auch die Lehrkraft abhängig ist von der Landeskirche per Vokation und Lehrauftrag.

Das heißt, hier findet sich eine ganz ganz deutliche Abhängigkeit.

Und das ist eine Komponente, die wir in anderen Fächern und anderen schulischen Kontexten so maßgeblich nicht haben.

Ganz aktuell ist es passiert, in der Begutachtung der neuen Ortswechsellehrbücher, da mussten mehrere Kapitel umgeändert werden,

weil das doch ein Stück weit zu liberal in die Lebensformdebatte hineinging.

Als zweites Beispiel für diese Größe, die hier mit am Tisch sitzt, im Mai letzten Jahres erschien das EKD-Familienpapier,

die sogenannte Orientierungshilfe mit Blick auf Familie und Lebensform.

Auch die ist wiederum in Bearbeitung und wird jetzt im Juni wahrscheinlich auch wieder ein Stück weit abgeschwächt werden mit Blick auf Lebensform und LGBTI.

Es ist also eine Gemengelage, die sich erstaunlich komplex darstellt bei näheren Hinsehen.

Das heißt, der Lehrer blickt auf das Familienbild der ihn umgebenden Kinder und Jugendlichen und nimmt da wahrscheinlich Brüche wahr.

Des Weiteren blicken die Kinder auch auf ihre Familienverhältnisse und Familienbilder untereinander und nehmen auch dort Brüche wahr.

Der Lehrer, die Lehrerin blickt auf das Material, was ihm zur Verfügung gestellt wird und kann eventuell auch dort Brüche darstellen,

dass das nicht unbedingt seinen Überzeugungen und seinen Ansichten entspricht.

Des Weiteren finden wir die Brüche zu der Landeskirche.

Wir finden die Brüche auch von Seiten der Schüler auf das Material und nochmals auf das, was die Schüler an Lern-Lehrleistung auch erbringen müssen.

Presenters

Dr. Michaela Breckenfelder Dr. Michaela Breckenfelder

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:34:34 Min

Aufnahmedatum

2014-06-03

Hochgeladen am

2014-10-20 23:44:27

Sprache

de-DE

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