Zunächst einmal vielen Dank, dass ich hier im Rahmen dieses Forschungstages meine Dessertation
vorstellen darf. Wie gesagt, mein Name ist Diana Nitschke, ich bin wissenschaftliche
Mitarbeiterin der christlichen Archäologie innerhalb der in Erlangen angesiedelten WFG
Forschergruppe Sakralität und Sakralisierung in Mittelalter und früher Neuzeit in der
kulturelle Perspektiven in Europa und Asien. Das Teilprojekt der christlichen Archäologie
beschäftigt sich mit dem Kommunikationspotenzial von frühchristlichen Bodenmosaiken in Sakralräumen
als ostwestlichen Vergleich und ist demnach zweigeteilt. Mein Bearbeitungsgebiet ist Italien,
wohingegen mein Kollege, der nicht hier ist, die Bodenmosaiken der Provinzie Arabier untersucht.
Es geht hierbei darum herauszufinden, wie und ob sich das Verständnis von Raumheiligkeit
der frühen Christen in der Gestaltung der Bodenmosaiken widerspiegelt. Ein wesentlicher
Bestandteil ist die Frage nach Hierarchisierungsprinzipien und der Art der
Binnengliederung des Kircheninnenraums. Der folgende Vortrag möchte zwei Beispiele
für Bodenmosaiken in Kirchenbauten in Italien kurz vorstellen und sich anschließend fragen,
ob sich die Intention der Stifter den Bodenmosaiken erkennen lässt und Einfluss auf die
Gestaltungsprinzipien gehabt haben könnte. Als erstes Beispiel stelle ich das frühchristliche
Bodenmosaik in Pesaro vor. Die Stadt liegt direkt an der italienischen Adria Küste in der heutigen
Region Marcon. Hier befindet sich unterhalb der heutigen Kathedrale ein Bodenmosaik,
welches in seiner ursprünglichen Gestaltung einer Kirche des sechsten Jahrhunderts zugeschrieben
wird. Die Kirche befand sich im Westen innerhalb der antiken römischen Stadt. Der Longitudinalbar
war aufgrund seiner Lage entlang der Stadtmauer nicht geostet, sondern leicht aus der Achse nach
Süden verschoben. Von Westen konnte die Kirche über einen Hauptzugang, den das Mittelschiff
führte, betreten werden. Weitere Zugänge befanden sich im östlichen Bereich der beiden Seitenschiffe,
je einer vom Süden und einer von Norden. Da der Zugang in das nördliche Seitenschiff fast
auf gleicher Höhe angesiedelt war wie das Baptisterium, kann eine liturgische Funktion
desselben angenommen werden. Die Öffnung im südlichen Seitenschiff könnte die Kirche mit
anlagerten Annexbauten verbunden haben, deren Art und Ausdehnung allerdings unklar ist. Für den
Ostabschluss der Kirche im sechsten Jahrhundert wird ein Dreiebsiedenschluss mit halbrunden Absieden
rekonstruiert. 18 Säulen in zwei Reihen teilen das Innere der Kirche in drei Schiffe. Der
Sanktuariumsbereich, welcher in das Mittelschiff vordringt, war erhöht und vermutlich abgeschrankt.
Ein Altarplatz konnte bisher nicht verifiziert werden. Die Funktion des Baus ist auch nicht
abschließend geklärt. Es liegt allerdings die Vermutung nahe, hierin die ursprüngliche
Bischofskirche zu sehen, da sie sich unter der heutigen Bischofskirche befindet. Vom Mosaikboden
des sechsten Jahrhunderts haben sich so großflächige Reste erhalten, dass anzunehmen ist, dass
ursprünglich der gesamte Fußboden mit Mosaiken überzogen war, wobei der Sanktuariumsbereich
davon ausgenommen zu sein schien. Einfügungen, welche in das elfte Jahrhundert datieren,
die man hier nicht sieht, verzerren zwar das frühchristliche Erscheinungsbild, dennoch ist
es möglich, ein Bild der ursprünglichen Mosaikausstattung zu rekonstruieren. Grundsätzlich
nimmt das Mosaik die von der Architektur des Baus vorgegebenen Raumeinheiten auf. Demnach
lässt sich das Mosaik grob in drei Teilbereiche, welche den Längsschiffen der Basilika entsprechend
einteilen. Zusätzlich waren auch die Interkolumnenfelder ausmosaiziert. Hier war ja ein Kant herauszusehen,
der auf der einen von den Seitenschiffen in das Mittelschiff Übertretenden ausgerichtet war. Im
Mittelschiff wird das Mosaik von einem breiten, spiralförmigen Arkantusfries vollständig
umschlossen. Dieser Bereich wird durch ein breites doppeläufiges Flechtband in 16 rechteckige und
quadratische Felder unterteilt. Betritt man das Mittelschiff der Kirche über den Haupteingang,
so trifft man auf ein quadratisches Mosaikfeld, welches die Hauptinschrift des Baus trägt. Diese
befindet sich in einem von vier Adlern umfangenden Clipeus und teilt dem Eintretenden unmittelbar
die wichtigsten Informationen zum Stifter des Baus mit. Demnach hat der rumreiche ehemalige
Konsul und ranghohe militär zugehörige Johannes die Basilika von Grund auf erbauen lassen. Als
weitere Informationen zur Person des Johannes wird sein Geburtsort Mysia genannt. Hierin erkennen
Forscher den Johannes als Neffen des Herrmeisters Flavius Vitalianus, welcher neben Belisar und
Presenters
MA Diana Nitzschke
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:20:09 Min
Aufnahmedatum
2014-06-03
Hochgeladen am
2014-10-20 23:44:27
Sprache
de-DE