11 - Frühchristliche Bodenmosaiken [ID:3988]
50 von 223 angezeigt

Zunächst einmal vielen Dank, dass ich hier im Rahmen dieses Forschungstages meine Dessertation

vorstellen darf. Wie gesagt, mein Name ist Diana Nitschke, ich bin wissenschaftliche

Mitarbeiterin der christlichen Archäologie innerhalb der in Erlangen angesiedelten WFG

Forschergruppe Sakralität und Sakralisierung in Mittelalter und früher Neuzeit in der

kulturelle Perspektiven in Europa und Asien. Das Teilprojekt der christlichen Archäologie

beschäftigt sich mit dem Kommunikationspotenzial von frühchristlichen Bodenmosaiken in Sakralräumen

als ostwestlichen Vergleich und ist demnach zweigeteilt. Mein Bearbeitungsgebiet ist Italien,

wohingegen mein Kollege, der nicht hier ist, die Bodenmosaiken der Provinzie Arabier untersucht.

Es geht hierbei darum herauszufinden, wie und ob sich das Verständnis von Raumheiligkeit

der frühen Christen in der Gestaltung der Bodenmosaiken widerspiegelt. Ein wesentlicher

Bestandteil ist die Frage nach Hierarchisierungsprinzipien und der Art der

Binnengliederung des Kircheninnenraums. Der folgende Vortrag möchte zwei Beispiele

für Bodenmosaiken in Kirchenbauten in Italien kurz vorstellen und sich anschließend fragen,

ob sich die Intention der Stifter den Bodenmosaiken erkennen lässt und Einfluss auf die

Gestaltungsprinzipien gehabt haben könnte. Als erstes Beispiel stelle ich das frühchristliche

Bodenmosaik in Pesaro vor. Die Stadt liegt direkt an der italienischen Adria Küste in der heutigen

Region Marcon. Hier befindet sich unterhalb der heutigen Kathedrale ein Bodenmosaik,

welches in seiner ursprünglichen Gestaltung einer Kirche des sechsten Jahrhunderts zugeschrieben

wird. Die Kirche befand sich im Westen innerhalb der antiken römischen Stadt. Der Longitudinalbar

war aufgrund seiner Lage entlang der Stadtmauer nicht geostet, sondern leicht aus der Achse nach

Süden verschoben. Von Westen konnte die Kirche über einen Hauptzugang, den das Mittelschiff

führte, betreten werden. Weitere Zugänge befanden sich im östlichen Bereich der beiden Seitenschiffe,

je einer vom Süden und einer von Norden. Da der Zugang in das nördliche Seitenschiff fast

auf gleicher Höhe angesiedelt war wie das Baptisterium, kann eine liturgische Funktion

desselben angenommen werden. Die Öffnung im südlichen Seitenschiff könnte die Kirche mit

anlagerten Annexbauten verbunden haben, deren Art und Ausdehnung allerdings unklar ist. Für den

Ostabschluss der Kirche im sechsten Jahrhundert wird ein Dreiebsiedenschluss mit halbrunden Absieden

rekonstruiert. 18 Säulen in zwei Reihen teilen das Innere der Kirche in drei Schiffe. Der

Sanktuariumsbereich, welcher in das Mittelschiff vordringt, war erhöht und vermutlich abgeschrankt.

Ein Altarplatz konnte bisher nicht verifiziert werden. Die Funktion des Baus ist auch nicht

abschließend geklärt. Es liegt allerdings die Vermutung nahe, hierin die ursprüngliche

Bischofskirche zu sehen, da sie sich unter der heutigen Bischofskirche befindet. Vom Mosaikboden

des sechsten Jahrhunderts haben sich so großflächige Reste erhalten, dass anzunehmen ist, dass

ursprünglich der gesamte Fußboden mit Mosaiken überzogen war, wobei der Sanktuariumsbereich

davon ausgenommen zu sein schien. Einfügungen, welche in das elfte Jahrhundert datieren,

die man hier nicht sieht, verzerren zwar das frühchristliche Erscheinungsbild, dennoch ist

es möglich, ein Bild der ursprünglichen Mosaikausstattung zu rekonstruieren. Grundsätzlich

nimmt das Mosaik die von der Architektur des Baus vorgegebenen Raumeinheiten auf. Demnach

lässt sich das Mosaik grob in drei Teilbereiche, welche den Längsschiffen der Basilika entsprechend

einteilen. Zusätzlich waren auch die Interkolumnenfelder ausmosaiziert. Hier war ja ein Kant herauszusehen,

der auf der einen von den Seitenschiffen in das Mittelschiff Übertretenden ausgerichtet war. Im

Mittelschiff wird das Mosaik von einem breiten, spiralförmigen Arkantusfries vollständig

umschlossen. Dieser Bereich wird durch ein breites doppeläufiges Flechtband in 16 rechteckige und

quadratische Felder unterteilt. Betritt man das Mittelschiff der Kirche über den Haupteingang,

so trifft man auf ein quadratisches Mosaikfeld, welches die Hauptinschrift des Baus trägt. Diese

befindet sich in einem von vier Adlern umfangenden Clipeus und teilt dem Eintretenden unmittelbar

die wichtigsten Informationen zum Stifter des Baus mit. Demnach hat der rumreiche ehemalige

Konsul und ranghohe militär zugehörige Johannes die Basilika von Grund auf erbauen lassen. Als

weitere Informationen zur Person des Johannes wird sein Geburtsort Mysia genannt. Hierin erkennen

Forscher den Johannes als Neffen des Herrmeisters Flavius Vitalianus, welcher neben Belisar und

Presenters

MA Diana Nitzschke MA Diana Nitzschke

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:20:09 Min

Aufnahmedatum

2014-06-03

Hochgeladen am

2014-10-20 23:44:27

Sprache

de-DE

Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen