Liebe Angehörige der FAU, liebe Studierende, meine sehr verehrten Damen und Herren,
der Klimawandel ist im vollen Gange und mit Hitze und Dürre bedroht er auch die
Welternährung. Ob uns nun die grüne Gentechnik helfen kann, dem entgegenzuwirken, darüber spreche
ich heute mit meinem Gast, Professor Dr. Uwe Sonnewald. Er ist Leiter des Lehrstuhls für Biochemie an der
Friedrich-Alexander-Universität. Herzlich willkommen, lieber Herr Sonnewald. Ich grüße Sie. Wie geht es Ihnen?
Ja, vielen Dank. Mir geht es sehr gut und ich freue mich über die Einladung, dass ich über meine
Arbeiten mit Ihnen sprechen darf. Das ist toll. Ich hatte gerade schon die Klimakrise angesprochen
und die Ernährung spielt ja in dem Zusammenhang eine ganz wichtige Rolle. Lässt sich denn schon
vorhersagen, wie der Klimawandel auf die Nutzpflanzen sich auswirkt und inwieweit überhaupt die Ernährung
der Weltbevölkerung dadurch gefährdet ist? Na ja, die kurze Antwort wäre, dass natürlich
erwartungsgemäß der Klimawandel sich negativ auf die Erträge auswirken wird. Aber leider ist der
Klimawandel ja nicht das einzige Problem, dem sich die Züchtung oder die Pflanzenzüchtern speziell
stellen muss, sondern die Weltbevölkerung die nimmt ja zu und was wir beobachten können, ist,
dass bis zum Jahr 2050 die Produktion der Landwirtschaft um 50 Prozent gesteigert werden
muss. Darüber hinaus gibt es Änderungen in den politischen Rahmenbedingungen, sodass im Rahmen
des Green Deals die Europäische Union auf Pflanzenschutzmittel weitestgehend verzichten
möchte und bis zum Jahr 2030 den Pflanzenschutz um 50 Prozent senken wird. Und wenn man dann weiß,
dass alleine schon bei Verwendung von Pflanzenschutzmitteln die Erträge trotzdem
um 30 Prozent aufgrund von Schädlingen reduziert werden und um 70 Prozent, wenn wir gar keinen
Pflanzenschutz haben, sehen wir, dass wir deutlich mehr produzieren müssen. Darüber hinaus sollen
auch die Düngereinbringungen reduziert werden, auch das bis zum Jahr 2030 um 20 Prozent. Und wenn Sie
sich zurück erinnern, ein großer Teil der grünen Revolution war natürlich der Chemie geschuldet,
nämlich das Haber-Bosch-Verfahren, was es ermöglichte, Stickstoffdünger zu produzieren und das
führte dazu, dass die Erträge auf den Feldern massiv zugenommen haben. Und das wollen wir jetzt
ein bisschen zurückdrehen, würde bedeuten, dass wir geringere Erträge haben pro Fläche oder wir
müssen unsere Pflanzen halt mehrstoffeffizienter machen. Und dann soll auch noch der Ökolandbau
ausgedehnt werden um 25 Prozent. Und wenn Sie da wissen, dass die Erträge im Ökolandbau ungefähr
50 Prozent unterhalb des konventionellen Anbaus liegen, dann fangen Sie langsam an, sich Sorgen
zu machen, weil alle diese Entscheidungen natürlich zunächst mal die Produktivität senken werden. Und
was wir machen können und auch tun, wir können importieren. Das heißt, wir schließen unsere
Nahrungslücke dadurch, dass wir im Weltmarkt kaufen. Aber da sehen wir jetzt auch, dass durch Kriege
unter Umständen die Versorgungswege abgeschnitten werden und wir entweder nicht versorgt werden oder
aber sehr hohe Preise zahlen müssen. Und on top kommt jetzt der Klimawandel. Und der Klimawandel,
wir hatten schon zwei Punkte genannt, Hitze, Trockenheit, aber auch Änderungen in den
Schädlingen, haben natürlich einen sehr, sehr negativen Effekt. Das Problem ist, dass der
Klimawandel sehr, sehr schnell vonstatten geht, viel schneller als ich persönliches erwartet hätte.
Aber die Züchtung, die geht über Tausende von Jahren. Und die Pflanzen, die wir im Moment auf
unseren Ackern haben, sind angepasst natürlich an die Umweltbedingungen von heute, nicht von morgen.
Und insofern denke ich, ist es höchste Zeit, dass wir uns dem Problem widmen. Und wenn wir nur
speziell auf die Hitze schauen, dann können wir aufgrund von der Physiologie und Bierchemie der
Pflanze sagen, dass sie weniger CO2 fixieren wird. Das heißt, der Kohlenioxidgehalt in unsere
Atmosphäre wird sogar noch zunehmen, weil Pflanzen weniger in der Lage sein werden,
CO2 aufzunehmen. Es werden weniger Kohlenhydrate gebildet, es werden die Samen und die Knollen
schlechter versorgt. Und bei der Kartoffel, mein Spezialgebiet, da kommt noch ein weiteres Problem
dazu. Sie stammt aus den Anden und die Anden sind nicht bekannt für ihre warmen Sommer, sondern da
ist es sehr, sehr kühl. Und die Kartoffel braucht zur Bildung der Knollen die kühlen Temperaturen,
hohen Temperaturen, bildet sie gar keine Kartoffelknolle aus. Das heißt, unser Erntegut
wird gar nicht erst gebildet oder wenn, viel, viel weniger. Also Sie sehen schon, da ist sehr,
sehr viel an Problemen, die durch die Umweltveränderung auf die Pflanzenzüchtung
zukommen. Und das Ganze in einem Umfeld, wo sowieso eine sehr hohe Anforderung an die
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:19:36 Min
Aufnahmedatum
2022-04-12
Hochgeladen am
2022-04-14 10:13:00
Sprache
de-DE