14 - Grußworte - Erlanger Wunderbabys und "God Committees" [ID:6127]
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Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Herr Professor

Uda, das war eine sehr kreative und von mir natürlich bisher nicht gekannte Einleitung,

die aber vielleicht doch einige interessante Metaperspektiven auf das Thema uns werfen lässt.

Ich freue mich sehr, dass Sie den Blick zurück in die Entwicklung der Universitätsmedizin hier in

Erlangen werfen, aber dieses Thema ist gleichzeitig ein Blick auf moralische Themen, die nicht nur

das Medical Valley in Franken beschäftigen, sondern die nationale, ja sogar internationale

Diskussionen hervorgehoben hat. Mit dem Bild, das die Pressestelle mit dem Vortrag verknüpft hat,

sind wir bereits bei dem ersten erklärungswürdigen Begriff meines Obertitels. Erlanger Wunder-Bibis,

kann es so etwas geben in einer Zeit moderner Naturwissenschaft und Technik, sind Wunder noch

möglich? Und noch schwieriger scheint es mit dem zweiten Terminus zu sein, Gottkommitees. Warum

sollte die Medizinethik die Theologie jetzt ersetzen wollen? Mit dem Blick auf die Geburt

der Medizinethik möchten wir die Entwicklung der Geschichte der Medizin hier am Universitätsklinikum

genauer ansehen und einen Blick werfen auf die Meilensteine von Schlüsselfällen. Wir haben mit

dem ersten dramatischen Fall einen Kasus, der uns im Jahr 2007 genau zum Weihnachtsfest beschäftigt

hat durch den Anruf des Kollegen Professor Beckmann, Leiter der Frauenklinik und Geburtsmedizin,

der sich an das klinische Ethikkomitee gewandt hat mit der Frage, wie sollen wir vorgehen in

einem Fall, in dem eine 40-jährige Patientin nach Herzinfarkt ins Koma gefallen war, aber dann

bemerkt wurde, sie ist schwanger. Hier haben Sie bereits das Ergebnis, die Auflösung, die nach

etwa zwei Jahren intensiver klinischer, aber auch medizinethischer Diskussion für internationale

Aufmerksamkeit gesorgt hat. Es sei ein Wunder gewesen, so die populäre Bildzeitung, die Yellow

Press auch international, was Ärzte und Forscher in Erlangen erreicht hätten. Ein singuläres

Ereignis, dass eine Frau über so einen langen Zeitraum trotz Bewusstlosigkeit und tiefen Koma,

trotz heikler Kreislaufsituation noch ein gesundes Kind auf die Welt bringen kann. Im Jahr 2009,

Sie merken die Differenz, wurde im Oktober hier am Universitätsklinikum eine Pressekonferenz

veranstaltet, die laut Leiter der Pressestelle die Meldungen hervorbrachte, die am weitesten über

den Globus verteilt wurden. Das Erlanger Wunderbaby ging durch alle Medien, Printmedien,

Fernsehsendungen, Radioberichte. Es waren 50 Reporter anwesend, als Mitte Oktober 2009 die

Klinik eingeladen hatte zur Erklärung für die Hintergründe dieses Falles. Sie kämpften um das

Wunschbaby, so stand es etwa im Fokus. Ärzte haben Unglaubliches vollbracht. Es grenzte ein

Wunder. Sicherlich war es kein Wunder im historisch-landläufigen Sinne, sondern vor

allem hervorragende Arbeit der Medizin und Pflege hier im Universitätsklinikum, die diese Frau,

die in der 18. Woche schwanger war, einen kompletten Kreislaufschock hatte, auch dann im dauerhaften

Koma sich befand, über den Zeitraum von 16 Wochen am Leben halten konnten, mit Schwangerschaft,

die dann zur Geburt eines gesunden Kindes führte, der fortan als Erlanger Junge in die Chroniken

der Universitätsmedizin eingehen sollte. Wir haben nicht miteinander gekämpft, aber es war

ein Dialog mit der Frauenheilkunde. Es war ein gemeinsames Beraten mit dem Ethikkommitee und der

zuständigen Gruppe der AG, der Arbeitsgruppe Ethikberatung. Die mitbeteiligten Disziplinen,

nicht nur mit Herrn Prof. Beckmann, sondern auch mit weiteren Kollegen aus der inneren Medizin,

aus der Diabetologie, aus der Pflege, aber eben auch aus dem Bereich der medizinrechtlichen und

medizinethischen Expertise zur Entscheidung kam, wie diese Vorgehensweise in den einzelnen

Stadien der Schwangerschaft sinnvoll vorangebracht werden kann. Die meisten von Ihnen können sich

vielleicht noch an diesen Fall erinnern, wenn Sie damals in Erlangen waren. Und auch die internationale

Presse hat sich sehr schnell daran erinnert, dass dieser Erlanger Junge in Anführungszeichen ja

offenbar ein Wiederholungsfall war. Ups, they did it again, hatte eine englsprachige Zeitung

getitelt und spielte damit an auf den sogenannten Erlanger Babyfall, der im Jahr 1992 ebenfalls für

große internationale Aufmerksamkeit gesorgt hat. Wir werden auf diesen Fall und den Erlanger Babyfall

noch mal genauer eingehen. So viel vielleicht zur Einleitung und Einführung. Die Brücke zur

Mumie ist vielleicht nicht ganz so leicht für eine Patientin, die natürlich als Person im Koma

liegt und alle Rechte und die Würde eines Patienten hat. Aber genau diese Dinge werden

wir vertiefen. Ich möchte mit Ihnen ausgewählte Kasuistiken, einige Schlüsselfälle, die für die

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:54:40 Min

Aufnahmedatum

2016-04-04

Hochgeladen am

2016-04-08 11:05:26

Sprache

de-DE

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