So, guten Morgen. Wir haben uns gestern noch mit den Basalganglien beschäftigt und den
verschiedenen oder typischen Krankheitsbildern, die daraus resultieren, dass in diesem Rückkopplungskreis,
Basalganglien, Cortex und so fort irgendwas schief läuft. Dann haben wir gesehen und gelernt,
woher eigentlich der Antrieb zur Motorik, der Bewegungsantrieb überhaupt kommt. Dann
haben wir gesehen, das spielt der Stirnlappen, der präfrontale Cortex im Verein mit dem
vordersten Teil der Basalganglien, des Triathums, des Nucleus accumbens eine wesentliche Rolle
und dann dieses merkwürdige dopaminerge Areal im Mittelhirn, das sogenannte ventrale,
mentale Areal, das wiederum auf diesen Nucleus accumbens projiziert und auf den präfrontalen
Cortex. Und deswegen wird auch verständlich, warum Patienten, die eine Schädigung dieses
Stirnlappens erlitten haben, durch eine Verletzung, durch einen Schlaganfall oder durch eine
Tumorerkrankung, wenn ein Tumor, irgendein Hirntumor, im Bereich des Stirnlappens zu wachsen
beginnt und diesen Stirnlappen komprimiert oder sogar zerstört, dann sind diese Patienten
in typischer Weise antriebslos, zeigen auch noch andere Persönlichkeitsveränderungen,
werden komisch auf Deutsch gesagt, aber vor allem sind sie oft antriebslos, weil dieser
Regelkreis präfrontaler Cortex, Nucleus accumbens, ventrales, tegmentales Areal gestört ist
an einer Stelle dieses Netzwerks. Weißen, wer von Ihnen diesen alten Film, Einer flog
übers Kuckucknesse kennt mit Jack Nicholson aus den frühen 70er Jahren, da wird der Held,
der auffällig wurde in seinem Sozialverhalten in irgendeiner Weise und dann für verrückt
erklärt wurde, Schizophrenie hat man diagnostiziert, der wurde einer Operation unterzogen, die
in den 40er, 50er, auch noch 60er Jahren relativ häufig durchgeführt wurde, da hat man nämlich
die Verbindungen chirurgisch, die Verbindungen zwischen dem Stirnlappen und dem übrigen
Gehirn, also diese ganzen Assoziations- und Projektionsbahnen durchtrennt. Das hat man
genannt, die sogenannte frontale Lobotomie ist heute nur mehr aus medizingeschichtlichen
Gründen interessant, aber zeigt, was diese Verbindungen zwischen Stirnlappen und dem
übrigen Gehirn für eine Bedeutung haben. Frontale Lobo von Lobus, Stirnlappen Lobotomie
oder auch Leukotomie hat man sie genannt, Leukotomie, weil die weiße Substanz ganz
grob chirurgisch durchtrennt wurde, also die Verbindungen. Und dann waren diese Patienten
von ihren Wahnvorstellungen, von ihrem pathologischen, verrückten Verhalten befreit, aber sie waren
völlig antriebslos, völlig apathisch und das wird in diesem Film ganz schön gezeigt,
wenn man genau hinschaut, hat man dem Jack Nicholson da so zwei Narben auf der Stirn
aufgeschminkt, um ihn sozusagen als Patienten dieser Leukotomie zu deklarieren. Der Erfinder
dieser Technik war ein Portugiese, der hieß Egaz Moniz, Moniz, Doppelname, Antonio hat
er geheißen mit Vorname. Und der hat tatsächlich, nachdem er diese Technik in den 30er Jahren
des letzten Jahrhunderts etwa, oder ja, 30er Jahren entwickelt hat, also sogar nach 20er
Jahren waren das, also in grauer Vorzeit kann man aus heutiger Sicht fast schon sagen,
hat er tatsächlich einen Nobelpreis gekriegt, weil es damals die einzige Methode war, diesen
Patienten, die ja manchmal auch an völlig pathologischen Bewegungsmustern litten, die
sogenannte Katatonie, das ist auch ein Begriff, mit dem Sie in der Psychiatrie Bekanntschaft
schließen werden, Katatonie, Katatonie. Das ist ein motorisches Symptom, das bei Patienten
mit Schizophrenie auftritt, die nehmen bizarre Körperhaltungen ein, liegen stocksteif im
Bett in irgendeiner komischen Stellung und können sich nicht bewegen und versterben
daran in der Regel, wenn man nicht irgendwie was dagegen machen kann, weil das der Kreislauf
auf Dauer nicht aushält. Und diese Symptome sind eben durch diese Lobotomie beseitigt
worden, aber auf Kosten der ganzen anderen letzten Endes Veränderungen der Persönlichkeit
des Patienten. Man hat diese Technik dann später vor allem in den USA in den 50er,
60er Jahren in großem Stil angewandt. Da gab es einen Chirurgen, der hat damit auch viel
Geld verdient und kaum war jemand ein bisschen auffällig, hat man schon gesagt, okay, der
Schizophren, machen wir eine Lobotomie. Das ist auf heutiger Sicht natürlich völlig
grotesk, aber kommt wahrscheinlich auch unter anderen Vorzeichen immer wieder besonders
gerne in diktatorischen Staaten vor, dass jemand verrückt erklärt wird und dann behandelt
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:45:03 Min
Aufnahmedatum
2016-05-20
Hochgeladen am
2016-05-24 11:50:02
Sprache
de-DE