18 - Sensomotorik III: Extrapyramidales System; Cortico-cerebello-cortikale Schleife [ID:6356]
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So, guten Morgen. Wir haben uns gestern noch mit den Basalganglien beschäftigt und den

verschiedenen oder typischen Krankheitsbildern, die daraus resultieren, dass in diesem Rückkopplungskreis,

Basalganglien, Cortex und so fort irgendwas schief läuft. Dann haben wir gesehen und gelernt,

woher eigentlich der Antrieb zur Motorik, der Bewegungsantrieb überhaupt kommt. Dann

haben wir gesehen, das spielt der Stirnlappen, der präfrontale Cortex im Verein mit dem

vordersten Teil der Basalganglien, des Triathums, des Nucleus accumbens eine wesentliche Rolle

und dann dieses merkwürdige dopaminerge Areal im Mittelhirn, das sogenannte ventrale,

mentale Areal, das wiederum auf diesen Nucleus accumbens projiziert und auf den präfrontalen

Cortex. Und deswegen wird auch verständlich, warum Patienten, die eine Schädigung dieses

Stirnlappens erlitten haben, durch eine Verletzung, durch einen Schlaganfall oder durch eine

Tumorerkrankung, wenn ein Tumor, irgendein Hirntumor, im Bereich des Stirnlappens zu wachsen

beginnt und diesen Stirnlappen komprimiert oder sogar zerstört, dann sind diese Patienten

in typischer Weise antriebslos, zeigen auch noch andere Persönlichkeitsveränderungen,

werden komisch auf Deutsch gesagt, aber vor allem sind sie oft antriebslos, weil dieser

Regelkreis präfrontaler Cortex, Nucleus accumbens, ventrales, tegmentales Areal gestört ist

an einer Stelle dieses Netzwerks. Weißen, wer von Ihnen diesen alten Film, Einer flog

übers Kuckucknesse kennt mit Jack Nicholson aus den frühen 70er Jahren, da wird der Held,

der auffällig wurde in seinem Sozialverhalten in irgendeiner Weise und dann für verrückt

erklärt wurde, Schizophrenie hat man diagnostiziert, der wurde einer Operation unterzogen, die

in den 40er, 50er, auch noch 60er Jahren relativ häufig durchgeführt wurde, da hat man nämlich

die Verbindungen chirurgisch, die Verbindungen zwischen dem Stirnlappen und dem übrigen

Gehirn, also diese ganzen Assoziations- und Projektionsbahnen durchtrennt. Das hat man

genannt, die sogenannte frontale Lobotomie ist heute nur mehr aus medizingeschichtlichen

Gründen interessant, aber zeigt, was diese Verbindungen zwischen Stirnlappen und dem

übrigen Gehirn für eine Bedeutung haben. Frontale Lobo von Lobus, Stirnlappen Lobotomie

oder auch Leukotomie hat man sie genannt, Leukotomie, weil die weiße Substanz ganz

grob chirurgisch durchtrennt wurde, also die Verbindungen. Und dann waren diese Patienten

von ihren Wahnvorstellungen, von ihrem pathologischen, verrückten Verhalten befreit, aber sie waren

völlig antriebslos, völlig apathisch und das wird in diesem Film ganz schön gezeigt,

wenn man genau hinschaut, hat man dem Jack Nicholson da so zwei Narben auf der Stirn

aufgeschminkt, um ihn sozusagen als Patienten dieser Leukotomie zu deklarieren. Der Erfinder

dieser Technik war ein Portugiese, der hieß Egaz Moniz, Moniz, Doppelname, Antonio hat

er geheißen mit Vorname. Und der hat tatsächlich, nachdem er diese Technik in den 30er Jahren

des letzten Jahrhunderts etwa, oder ja, 30er Jahren entwickelt hat, also sogar nach 20er

Jahren waren das, also in grauer Vorzeit kann man aus heutiger Sicht fast schon sagen,

hat er tatsächlich einen Nobelpreis gekriegt, weil es damals die einzige Methode war, diesen

Patienten, die ja manchmal auch an völlig pathologischen Bewegungsmustern litten, die

sogenannte Katatonie, das ist auch ein Begriff, mit dem Sie in der Psychiatrie Bekanntschaft

schließen werden, Katatonie, Katatonie. Das ist ein motorisches Symptom, das bei Patienten

mit Schizophrenie auftritt, die nehmen bizarre Körperhaltungen ein, liegen stocksteif im

Bett in irgendeiner komischen Stellung und können sich nicht bewegen und versterben

daran in der Regel, wenn man nicht irgendwie was dagegen machen kann, weil das der Kreislauf

auf Dauer nicht aushält. Und diese Symptome sind eben durch diese Lobotomie beseitigt

worden, aber auf Kosten der ganzen anderen letzten Endes Veränderungen der Persönlichkeit

des Patienten. Man hat diese Technik dann später vor allem in den USA in den 50er,

60er Jahren in großem Stil angewandt. Da gab es einen Chirurgen, der hat damit auch viel

Geld verdient und kaum war jemand ein bisschen auffällig, hat man schon gesagt, okay, der

Schizophren, machen wir eine Lobotomie. Das ist auf heutiger Sicht natürlich völlig

grotesk, aber kommt wahrscheinlich auch unter anderen Vorzeichen immer wieder besonders

gerne in diktatorischen Staaten vor, dass jemand verrückt erklärt wird und dann behandelt

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:45:03 Min

Aufnahmedatum

2016-05-20

Hochgeladen am

2016-05-24 11:50:02

Sprache

de-DE

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