Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ich freue mich sehr darauf, ein paar Gedanken vorstellen zu können.
Zum Besitzverhältnis am menschlichen Körper angekündigt wurde eine psychanalytische Rekonstruktion der Organspende mit dem Titel.
Faktisch ist es eine Rekonstruktion des Besitzverhältnisses am menschlichen Körper,
welche auch in der Organspende zum Ausdruck kommt oder dort zur Erscheinung kommt.
Und die Psychoanalysen ziehe ich heran als eine Entwicklungspsychologie.
Und als Entwicklungspsychologie verwende ich sie zur Rekonstruktion der Vergesellschaftung.
Also wie ein Mensch an die Gesellschaft anwächst und welche Subjektivität oder Subjektform ausgebildet wird.
Im Grunde genommen geht es mir bei der Rekonstruktion weniger um die Organspende als das Verhältnis,
das Körperverhältnis in einer Gesellschaft von Warenproduzenten.
Der Begriff wird Ihnen vielleicht auch vertraut vorkommen.
Es ist durchaus innerhalb der kritischen Theorie nicht zufällig häufig verwendet worden.
Verweist auf Marx, der eher von einer Warenproduzierenden Gesellschaft sprach als von einer kapitalistischen,
also vom Kapitalismus, darauf hat Blumen ja auch schon mal hingewiesen,
dass er in 1 42 blauen Bänden nur an zwei Stellen die Rede und das ist das da, wo Engels die Feder führte,
soweit ich mich, wenn ich mich richtig erinnere, aber auf jeden Fall nur zweimal die Rede.
Marx hat diesen Begriff weniger verwendet als Weber und Schumpeter, da ist er mit hineingekommen.
Zentral war eben, dass es eine Gesellschaft ist, in der alle Güter als Waren,
alles was entsteht als Ware hervorgebracht wird, in der wahren Form.
Und es wurde ja gestern schon auch darauf hingewiesen, dass wir innerhalb der Frage der Organallokation,
wie auch der Transplantation, Medizin häufig Begriffe der Ökonomie wiederfindet.
Man kann auch sagen, sie ist davon durchdringen.
Also Frau Esser hat das gestern Abend schon mal angesprochen und ich denke, das ist durchaus kein Zufall,
so wenig wie die Lösungen, die hier diskutiert werden, wahrscheinlich keine tatsächlichen darstellen,
weil zur Transplantation wie auch zu der wahrenproduzierenden Gesellschaft gehört, dass der Mangel konstitutiv ist.
Das ist ja im Übrigen auch zur Frage der Subjektivität im synergischen Denken.
Der Mangel konstitutiv ist nämlich sowohl für die Subjektstruktur wie für das Körperbild.
Und das gilt eben für die Transplantationsmedizin auch seitdem sie erfunden worden ist.
Wenn nun trotzdem alles bemühen auf die Ausdehnung geht, also der möglichen Spende,
dann ist damit mehr berührt als nur das Individuum, welches sich,
sonst wäre der Skandal nicht da und die Auseinandersetzung nicht notwendig,
diese Anrufung in der Regel ja doch noch entzieht.
Selbst wenn, und ich betone dieses selbst wenn, denn das ist nicht selbstverständlich ausgemacht,
wie die Rationalität der Forderung nach der Organspenderbereitschaft annehmen,
nämlich dass sie tatsächlich eine Rationalität auf ihrer Seite hat,
so gilt doch auch dann gleichermaßen, selbst wenn wir das annehmen,
dass sich in der Irrationalität des eingefangenen Individuums das Irre ganze zeigt.
Also im Grunde genommen die angenommene Irrationalität des Individuums,
dass sich diese Anrufung entzieht, untersuchen müssen hinsichtlich ihrer,
was an Gesellschaftlichkeit, an gesellschaftlichem Widerspruch
in dieser Verweigerung des Individuums zum Ausdruck kommt.
Also was finden wir hier eigentlich vor, wenn sich die Menschen dem Appell,
Organspenderin oder Spender zu sein, welcher Widerspruch offenbart sich,
zeigt sich hier welche gesellschaftlichen Antinomien kommen hier zum Vorschein.
Es geht also darum zu verstehen, welche Antinomien die Gegengewärtsgesellschaft durchziehen
und sich in der Organtransplantation eben auch genau so zeigen wie anderenorts.
Das wäre auch deswegen denke ich ein Lohn des Unterfangs,
weil die Transplantationsmedizin als Imbegriff der modernen Medizin gelten kann
und die moderne Medizin als Imbegriff der moderne überhaupt.
Also wer darüber auch eine Pass Pro Toto, eine Untersuchung der moderne Gesellschaft vornehmen können.
Presenters
PD Dr. Oliver Decker
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:34:42 Min
Aufnahmedatum
2016-07-19
Hochgeladen am
2016-11-09 14:26:12
Sprache
de-DE