1 - Der Umsturz des Weltbildes durch Galileo Galilei und Johannes Kepler [ID:721]
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Was war am Jahr 1609 nun so bedeutsam, dass weltweit 400 Jahre später diese Ereignisse gewürdigt werden?

Und kann man das überhaupt in einen Vortrag zusammenpacken?

Ich denke, das kann man tun. Man kann sogar in einigen Sätzen sagen.

Es waren auf der einen Seite die astronomischen Beobachtungen von Galileo Galilei mit dem eben erfundenen Fernrohr auf der einen Seite

und es war das Werk von Johannes Kepler, der mit seiner Astronomia Nova erstmals eine korrekte Beschreibung der Planetenbewegungen erreichen konnte.

Wenn man Galilei so auf den Schild hebt, muss man zugeben, dass er weder der Erste noch der Einzige war, der solche teleskopischen Beobachtungen durchgeführt hat.

Er war ganz sicher der Lauteste und er war derjenige, der am schnellsten publizierte.

Man sollte ja meinen, wir sind hier Anfang des 17. Jahrhunderts, kommt es heute nicht, kommt es morgen, aber ganz so ist es doch nicht.

Bedenken Sie nur einen Tag nach Galilei entdeckt der Ansbacher Hofastronom Simon Marius aus Gunzenhausen ebenfalls die vier größten Trabanten des Jupiters.

Trotzdem kennt kaum einer den Namen von Marius.

Thomas Harriot hat schon drei Monate vor Galilei Mondzeichnungen gefertigt, aber er hat nie ein Bedürfnis gespürt, diese zu veröffentlichen.

Das haben erst seine Erben getan und wir heutigen wissen es natürlich.

Galilei war aber auch in einer anderen Hinsicht herausragend.

Er hat wie kein anderer, mal Johannes Kepler ausgenommen, erkannt, welche Bedeutung diese neuen teleskopischen Beobachtungen als Argument für die heliozentrische Theorie spielen.

Und damit ist das Stichwort gefallen, was diese beiden doch so wesensverschiedenen Männer verbindet.

Ihre feste Überzeugung in die Richtigkeit der heliozentrischen Lehre mit der Sonne im Zentrum und den sie umkreisenden Planeten.

Wenn man vom Heliozentrismus spricht, dann fällt einem zunächst Nikolaus Copernicus ein, der in Nürnberg im Jahr 1563 sein Hauptwerk veröffentlichte,

die Revolutionibus Orbium Celestium, also von den Umdrehungen der Himmelssphären. In diesem Werk gelingt es ihm, mathematisch sauber zu zeigen,

dass es durchaus möglich ist, die Bewegungen der Himmelskörper auch auf heliozentrischer Grundlage zu beschreiben.

Wer ein wenig in Astronomiegeschichte bewandert ist, der wird auch an Aristarch von Samos denken.

Jener Grieche soll doch schon als erster die These aufgestellt haben, die Sonne ruhe in der Mitte der Welt und die Erde werde auf einem Kreis um sie geführt.

Nun, die heliozentrische Lehre hat sich in der Antike nicht durchsetzen können. Woran lag das?

Das waren halt alle so dumme Astronomen. Ich würde vorschlagen, dass man das nicht so sehen sollte.

Es gab auch Einwände gegen die Vorstellung. Wenn die Erde sich mit so einem hohen Tempo um die Sonne herum dreht,

wäre da nicht zu erwarten, dass ein Schweif hinter ihr hersteht, so wie wir das von Kometen ja auch kennen.

Müssten wir das nicht bemerken, dass die Wolken sich in rasendem Tempo bewegen. Und wenn die Erde sich um die Sonne dreht,

dann liefert uns das im Kalender das Ja. Aber wir brauchen ja auch noch irgendwie den Tag.

Das heißt, jeder, der heliozentrisch denkt, muss auch immer eine Rotation der Erde vorsehen, die ja doch mit hoher Geschwindigkeit ist.

Wie ist es dann, wenn ein Gegenstand fällt, müsste er nicht hinter der Erddrehung zurückbleiben?

Und überhaupt seit Eratosthenes weiß man ja in etwa, wie groß die Erde ist. Wenn die jetzt rotiert innerhalb von einem Tag,

ist das nicht als ob man eine Sahnetorte auf eine Zentrifuge stellt. Das müsste doch alles auseinanderfliegen.

All diese Phänomene sind nicht beobachtet worden. Und die natürliche Anschauung scheint doch eher dagegen zu sprechen.

Natürlich können wir heutige sagen, ja mein Gott, hättet ihr halt neuzeitliche Physik erfunden, da wär's euch schon klar geworden.

Aber das hat halt doch noch 2000 Jahre gedacht. Und deswegen hat sich die Antike dann doch auf ein geozentrisches Weltbild festgelegt.

In diesem Weltbild galt es, die Bewegungen der Gestirne zu erklären, indem man die Erde in die Mitte setzt und die Gestirne auf Kreisbahnen um die Erde geführt werden.

Nun, dies war der Stand der Astronomie über das ganze Mittelalter hinweg.

Nikolaus Copernicus hat für die Neuzeit dann erstmals die heliozentrische Lehre wieder aufgebracht. Er konnte zeigen, dass sie mathematisch durchaus durchführbar ist.

Das war bis zu diesem Zeitpunkt ja immer nur Behauptung. Er hat es in seinem Werk errechnen können, dass dies durchaus möglich ist.

Was konnte Copernicus nun an Argumenten liefern, dass die heliozentrische Lehre tatsächlich nicht nur möglich, sondern auch wahr ist?

Nun, der stärkste Beweis oder sagen wir erst mal das stärkste Argument für den Heliozentrismus ist eine Erklärung dieser Schleifenbahnen.

Denn auch ein antiker Astronom hätte natürlich nicht wirklich geglaubt, dass die Planeten sich auf solchen ominösen Bahnen bewegen.

Es war ein, sagen wir, Rechenmodell, so wie wir heute in der Quantenmechanik auch bereit sind, Wahrscheinlichkeitsfunktionen aufzuaddieren.

Am Schluss kommt dann halt heraus, dass der Apfel zu Boden fällt, aber vorher berücksichtigt man auch, dass er in die Ecke fliegt oder dahin und rechnet es dann erst aus.

Es ist legitim, dass auch antike Wissenschaftler solche Methoden verwenden.

Aber die Erklärung im der Copernikanischen Lehre ist natürlich wesentlich eleganter.

Ist jetzt leider schon weiter gesprungen. Die Erklärung ist nämlich dahingehend, dass klar wird, dass die Bewegung der Schleifen der Planeten dadurch zustande kommt, dass wir uns auf der Erde selbst bereits bewegen.

Und man kann sich es ein bisschen damit vorstellen, dass man sich vorstellt, man läuft auf einer Aschenbahn, auf der sagen wir inneren Bahn, sagen wir mal, wir sind die Erde,

und auf einer äußeren Bahn rennt der Mars gewissermaßen 20 Meter vor uns und wir rennen so hintereinander her.

Und ich schaue zu dem Mars und sehe seine Bewegung ja eigentlich nur an der Tribüne, die ständig hinter ihm vorbeigeht.

Und irgendwann kommt der Augenblick, wo ich den äußeren Planeten überhole, denn es ist wichtig zu wissen, die Planeten bewegen sich nicht so, als ob sie einfach auf eine Radscheibe drauf getackert wären,

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:28:54 Min

Aufnahmedatum

2009-04-23

Hochgeladen am

2018-05-06 12:05:07

Sprache

de-DE

Vor 400 Jahren betrachteten Astronomen wie Galileo Galilei erstmals den Himmel durch ein Fernrohr und Johannes Kepler veröffentlichte 1609 seine Astronomia Nova". Obwohl sie keine Beweise für die Copernicanische Lehre fanden, bereiteten beide ein neues Weltbild vor, das tief greifende Auswirkungen auf die Entwicklung von Wissenschaft, Philosophie und Kultur auslöste. Der Vortrag stellt die Beobachtungen anschaulich vor, zeigt die Argumente in ihrem historischen Zusammenhang und macht sichtbar, wie sich im 17. Jahrhundert Himmel und Erde näher kamen.

Tags

Astronomie
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