2 - Political Prophecies in the Middle Ages [ID:7603]
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Wir befinden uns hier vor dem Gebäude des Internationalen Kollegen für

Geisteswissenschaftliche Forschung nach einem Arbeitstag, nach einem Workshop,

den ein ehemaliger Fellow dieses Kollegen, Herr Dr. Hannes Möhring, ausgerichtet hat mit dem

Thema politische Weißsagungen im Mittelalter. Hier haben acht Personen sehr intensiv miteinander

diskutiert über die Frage, was Weißsagungen und Politik miteinander zu tun haben könnten.

Hannes, ich würde zunächst einmal fragen, was war für dich der Auslöser,

diesen Workshop zu veranstalten? Also der Auslöser war der,

dass man nicht ohne Weiteres davon sprechen kann, dass das derartige Weißsagungen alles pure

Spinnerei sind, sondern dass sich da schon handfeste politische Interessen teilweise

jedenfalls nachweisen lassen und dass es sicher bei diesen Weißsagungen teilweise auch um sehr

difficile Gebilde handelt, die interpretiert sein wollen und dass das durchaus die Mühe

wert ist, sich mal näher damit zu befassen. Ja, es ist ja ganz auffällig gewesen,

welche Quantitäten an Texten von der Spätantike bis in die Zeit der Reformation überhaupt vorhanden

sind, die auch unterschiedlichen Kategorien zuzuordnen sind. Wie weit ist da die

Geschichtswissenschaft und andere Disziplinen überhaupt, um die entsprechenden methodischen

Mittel zu haben, diese Texte zu erschließen? Ja, so was die Editionstechnik und Tätigkeit

betrifft, so sieht es ja damit in Deutschland nicht so berauschend aus. Eben weil vielfach

diese Weißsagungen ja als relativ unseriös betrachtet werden, stehen also diese Weißsagungen

und die Beschäftigung damit immer im Schatten. Es wäre dringend erforderlich, dass man da eine

stärkere Editionstätigkeit entwickelt. Ich glaube, dass es im Ausland wesentlich eher der Fall ist,

dass man da diese Aussagen auch ernster nimmt und dass wir insofern hier in Deutschland noch am

Anfang stehen. Also wir sind in Deutschland prognosegeschädigt sozusagen. Wir halten

nichts davon, obwohl die Horoskope heimlich gelesen werden. Ja, so ist es. Obwohl also die

meteorologischen Wetterberichte geglaubt werden, obwohl Börsenprognosen geglaubt werden, alle

Möchenprognosen, die aber eben nicht heute nach heutigem Sprachgebrauch eben weder als

Prophädie noch als Weißsagungen gelten, aber trotzdem natürlich Vorhersagen sind, die auch

oft genug daneben gehen. Das Ganze scheint ja auch ein ziemlich sperriges Material zu sein,

ein kompliziertes Material zu sein. Wenn ich mich erinnere an die Diskussionen eben, es gibt eben

einen intensiven Austauschprozess zwischen Produzenten von solchen Texten und den Rezipienten

dieser Texte und insbesondere scheint es ja eine Vielzahl von unterschiedlichen Fassungen dieser

Prophezeiungen gegeben zu haben. Und wenn ich eine Vermutung äußern darf, mir kam es so vor,

als ob die Kurzfassungen oftmals den größten Einfluss in der Gesellschaft ausgeübt haben.

Wie kann man sich so etwas erklären? Na ja, die Kurzfassungen bringen eben die Aussage der

Texte auf den Punkt und da es sich dann eben um kurze Texte handelt, sind sie auch schneller

abzuschreiben und damit auch zu vervielfältigen und können leichter unter die Leute gebracht werden.

Und ich glaube, so erklärt sich auch zum Beispiel, dass die Kurzfassung von Pseudomethodius,

also dieser einen großen, das im Mittelalter beherrschenden Weissagung, eine sehr artige

Popularität erreichen konnte, während die ursprüngliche Übersetzung und die längere,

also die längere Fassung eben gegenüber der Kurzfassung doch im Schatten stand.

Diese Weissagung des Pseudomethodius scheint ja nun in ganz speziellem Maße eine politische

Weissagung zu sein. Man kann ja fast davon ausgehen, dass die Vorhersage über den Niedergang

der Araber immer wieder aktualisiert worden ist. Welche Anlässe gab es denn für so etwas?

Das Erstaunliche bei Pseudomethodius ist ja, dass also Aktualisierungen im Grunde nicht zu

beobachten sind. Bei der eben erwähnten Kurzfassung, der sateinischen Kurzfassung,

ist ja auch so, dass es wesentliche Bestandteile der ursprünglichen Fassung da nicht gibt und auch

damit wesentliche Aussagen wegfallen, wie zum Beispiel die Warnung des Pseudomethodius vor

dem Abfall vom Christentum. Also Pseudomethodius reagiert damit ja auf die Gefahr, die ja tatsächlich

war, dass Christen massenweise zum Islam sich bekehren. Interessanterweise spricht ja Pseudomethodius

den Islam selber nicht an, also Religion nicht und auch den Prophet Muhammad nennt Pseudomethodius

mit keinem Wort. Er sagt nur, dass die Christen nicht zur Seite der anderen beziehungsweise der

Teil einer Videoserie :

Presenters

Dr. Hannes Möhring Dr. Hannes Möhring
Prof. Dr. Klaus Herbers Prof. Dr. Klaus Herbers

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:13:08 Min

Aufnahmedatum

2012-05-01

Hochgeladen am

2017-05-14 12:47:14

Sprache

de-DE

The participants in the workshop discussed inter alia the correlation between politics and prophecies, notational diminutives of prognostications and the Pseudo-Methodius. Klaus Herbers reviews the day and the results of the discussion panel in conversation with Hannes Möhring.

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