8 - Banken und die Finanzkrise (1154-2010) [ID:904]
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Heute nehmen wir die drei Themen durch und ich wollte am Anfang nur ein bisschen repetieren,

nicht dass ich davon ausgehe, dass Sie nicht aufgepasst haben, als Jürgen vorgelesen hat,

seine Vorlesung gibt mir den Kriterienkatalog zur Beurteilung der ersten, nach Ansicht,

zumindest einiger Teile der Wissenschaft, der ersten nachweisbaren Spekulationsblasen.

Und da diese Dinge umstritten sind, es gibt Leute, die sagen, das sind keine Blasen,

und es gibt andere, die sagen, das war definitiv eine Blase, sollten wir zunächst einmal die Fragen vorlegen,

die wir hier durchnehmen wollen. Also, Jürgen hat erst einmal eine Spekulationsblase als einen Zustand definiert,

in dem der Preis eines Vermögenswertes deutlich den Fundamentalwert eben dieses Vermögenswertes übersteigt.

Das kann eine Immobilie sein, es kann eine Aktie sein, was auch immer.

Charakteristisch für diese Spekulationsblasen ist die Tatsache, dass der Preis rasant hoch steigt,

die Blase platzt und der Preis sinkt ebenso schnell.

Und parallel dazu expandiert das Kreditangebot und der Handelsvolumen, bis alles platzt,

und dann schrumpft alles in der Abschwungphase nochmal zusammen.

Das zweite Charakteristikum ist, dass in der Aufschwungphase neue und unerfahrene Investorengruppen in den Markt einsteigen.

Wie Jürgen oft sagt, der Punkt, wo man aus dem Markt aussteigen sollte, ist der Augenblick,

wo die Friseuse davon anfängt zu reden, während einem die Haare geschnitten werden.

Also, unerfahrene Investorengruppen, wobei wir aufpassen müssen, dass bei technischen Innovationen,

etwa Internet und so weiter und so fort, und bei Finanzinnovationen, der Rivate und so weiter,

alle Investoren erst einmal unerfahren sind, denn niemand weiß, was kommt. Es ist neu.

Niemand weiß, ob es profitabel wird und so weiter und so fort.

Und zuletzt, das dritte Charakteristikum, ist, dass das Motiv des Erwerbs dieser Vermögenswerte sich verschiebt.

In einem normalen Marktgeschehen kauft man diese Vermögenswerte, um Einkünfte, Dividende usw. aus ihnen herauszunehmen.

Das heißt, man kauft einen Zahlungsstrom. Keynes sagt es als Revenue Stream, aber das ist es selber in Grün.

In der Spekulationsblase kaufen wir nicht einen Vermögenswert, in der Erwartung, jedes Jahr, bis auf Sankt Nimmerleins Tag,

so und so viel Geld aus dem zu gewinnen, sondern um es schnell zu verkloppen, zu einem höheren Preis.

Also, der Erwerb ist aus dem Grund des Kapitalertrags und nicht aus dem Grund, dass es Dividenden usw. abwirft.

Die Gegenseite ist die Gruppe derer, die an effiziente Märkte glauben.

Und die Definition davon ist, dass die Märkte alle verfügbaren und relevanten Informationen effizient verarbeiten,

sodass die Marktpreise all diese Informationen wieder spiegeln. Und die Folge davon ist, dass der Preis immer richtig ist.

Efficient Markets Hypothesis kann man wirklich wunderbar in einem Satz zusammenfassen, der Preis ist nie falsch.

Es ist immer richtig, egal wie hoch oder tief, es ist immer richtig.

Das heißt aber im Klartext, dass der Preis immer den Fundamentalwert eines Vermögenswertes widerspiegelt mit der Folge,

dass es gar keine Spekulationsblasen geben kann, per Definition.

Wie gesagt, das ist mittlerweile Gottlob eine Minderheitenposition.

Heute werde ich also drei Fallstudien durchnehmen, eben die ersten drei Ereignisse, die die Wissenschaft,

zumindest in Teilen als Spekulationsblase bezeichnet hat, nämlich die Turpenmanie, System Law und die Südsee-Blase.

Unser Betrachtungszeitraum erstreckt sich vom frühen 17. bis zum frühen 18. Jahrhundert und wir stellen schlicht und ergreifend die Fragen,

die Jürgen letzte Woche vorgezeichnet hat, nämlich haben wir tatsächlich Spekulationsblasen

oder haben die Advokaten der effizienten Marktverarbeitung von Informationen Recht und der Preis ist eben richtig.

Das heißt, wir müssen zunächst einmal die Preisgeschichte im Auge behalten und wir müssen, wenn es geht,

uns fragen, ob wir irgendetwas zum Volumen des Handels in diesen Vermögenswerten sagen können

und zweitens, ob der Kreditvolumen fundamental auch mit expandiert.

Und wir müssen uns dann fragen, wie sieht es aus mit den Investorengruppen?

Haben wir neue Leute im Markt oder aber haben wir Innovationen von irgendeiner Art,

die sozusagen alle unerfahren und alle im Grunde genommen naiv machen?

Und wir fangen im Grunde genommen mit den Tulpen an.

Tulpen sind, ich hätte Ihnen lieben gern ein paar Illustrationen gebracht,

aber so viel Geld verdiene ich nicht, dass ich die Bildrechte organisieren konnte.

Tulpen sind keine in Europa heimischen Blumen.

Die kommen im Grunde genommen über die Türkei nach Europa und breiten sich im Laufe des 16. Jahrhunderts

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:33:38 Min

Aufnahmedatum

2010-06-15

Hochgeladen am

2018-12-12 13:47:13

Sprache

de-DE

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