Also vielen Dank für die einführenden Worte. Ich freue mich auch, dass Sie gekommen sind. Ich freue
mich auch, dass Sie bei diesem Wetter den Weg hierher gefunden haben und ich möchte eben über
diese Chemikerinnen sprechen, Diepflanzenchemikerinnen. Wenn man es grammatisch genau nimmt, gibt es eigentlich
gar keine Diskussion und ich habe mir schon überlegt, ob ich nicht am ersten Bild oder mit diesem einzigen
Bild alles erklären kann. Da steht zum Beispiel ungefähr drauf, wann ich angefangen habe zu
studieren, das war 1976, 1977, da hat Francois Chaco, ein Nobelpreisträger, einen ganz interessanten
Artikel verfasst, auf den ich allerdings erst vor zwei, drei Jahren gestoßen bin. So kann es gehen,
immer in der Entwicklung eines Menschen und fand das ungeheuer spannend, weil Francois Chaco,
der hat über Evolution gesprochen und hat gesagt, was da gemacht wird, das ist Tinkering,
das ist Kesselflickerei. Wenn man sich das so überlegt, was die Kesselflicker machen,
sie haben Materialien, irgendwelche Materialien, die sie immer wieder in neuer Art und Weise
zusammen biegen können, zusammen nieten können und dazu brauchen wir einerseits Materialien,
die offensichtlich immer wieder sehr ähnlich sind und zum anderen braucht man dann auch Werkzeuge
und mit diesen Werkzeugen, das sind die Enzyme, Katalysatoren, biologische Katalysatoren, mit denen
beschäftigen wir uns in der Arbeitsgruppe seit einigen Jahren und dann habe ich das so ein bisschen
zusammengebracht, dieses Tinkering und diese Werkzeuge, die man braucht und mir meine Gedanken
dazu gemacht, warum es so eine Vielfalt von Strukturen gibt, wo es doch gar nicht genügend Gene, sage ich
einfach mal Gene, wissen wir was das sind, wobei es doch gar nicht mal so viele Gene gibt, die uns
das alles eigentlich erlauben würden, also fast schon wie Antikörperproduktion oder so was,
es gibt viel viel mehr, als wir uns das eigentlich vorstellen können. Und er versucht auch ein Modell
zu machen, das auch schon auf dieser ersten Folie schon drauf, nämlich so eine Art Lego Modell oder
ein Patchwork Modell, das man machen kann, wo es einerseits schon dargestellt ist, es gibt Bausteine,
diese Bausteine müssen wir zusammenfügen und es gibt Knüpfstellen in diesen Bausteinen, wo wir
diese Bausteine zusammenknüpfen können und wie bei diesen Bauglützen oder ähnlichen Systemen wird
man diese Bauglötze vielleicht, wenn man virtuos ist, die in unterschiedlicher Art und Weise
zusammenlegen können. Die Frage ist natürlich, wie halten die dann miteinander und wer fügt die
denn eigentlich zusammen? Die Pflanzen verfügen ja nicht über zwei Hände, mit denen wir das dann
immer so, wie es ihre Fantasie ihnen vorgibt, zusammenlegt, sondern muss es andere Prinzipien
geben und darum wird es eben im Vortrag gehen. Zunächst muss ich ihnen erklären, leider oder
es muss also sein, was für Stoffe es denn sind, mit denen wir uns beschäftigen, was für Stoffe es denn
sind, die die Pflanzen uns synthetisieren und dieses uns möchte ich dann auch gleich hinterfragen, ob
die das wirklich für uns machen oder was denn die Pflanze davon haben kann, wenn sie solche Stoffe
produziert. Das sind sogenannte Naturstoffe, Sekundärmetaboliten nennen das manche auch und
das sind Strukturen, chemische Strukturen, die aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff
im Wesentlichen zusammengesetzt sind und so aussehen können, wie das hier eben auf dem Bild
dargestellt ist. Etwa 200.000 dieser Stoffe sind in ihrer chemischen Struktur aufgeklärt und das
ist nur die Spitze des Eisbergs. Es sind bestimmt eine Million, zwei Millionen individuelle Stoffe,
die eben in der Natur existieren. Ich erzähle nur über Pflanzen, weil das mein Arbeitsgebiet ist.
Ich könnte auch über Mikroorganismen, Pilze, Bakterien reden, dort die sind genauso viel
fältig unterwegs, aber ich rede über Pflanzen. Also solche Strukturen und ein paar von diesen
Strukturformen werden wir uns dann auch noch mal anschauen müssen. Wir schauen mal in so ein
Arzneibuch, ein altes Arzneipflanzenbuch, das ist Köhlers Medizinalpflanzenatlas und gucken, ob wir
da nicht bekannte Pflanzen finden und das sind wirklich zwei ganz bekannten Fingerhut und ein
Schlafmond und wenn ich jetzt wieder meinen strukturellen Blick darauf werfen darf, dann ist es so,
dass im einen im Fingerhut eben Herzglycoside, sogenannte Herzglycoside vorkommen, das sind
diese Strukturen und hier im Mond ein Inhaltsstoff des Opiums vorkommt, unter anderem eben das Morphin.
Und wir kennen diese Stoffe und wir nutzen die auch in der Medizin bei Herzinsizio-Suffizienz,
das eine und bei starken Schmerzen das andere und jeder wird vielleicht meinen oder annehmen,
dass das durchaus auch der Chemiker synthetisieren kann. Man wird gar nicht glauben, dass man das aus
den Pflanzen isolieren muss, aber es ist nicht so. Der Chemiker kann, aber es ist sehr sehr aufwendig,
Presenters
Prof. Dr. Wolfgang Kreis
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:58:10 Min
Aufnahmedatum
2018-12-10
Hochgeladen am
2018-12-20 09:10:10
Sprache
de-DE
Woher kommen eigentlich Morphin, Codein, Chinin, Taxol, Vinblastin und andere wichtige Arzneistoffe? Tatsächlich werden sie auch in unserer modernen Zeit noch aus Pflanzen isoliert. Denn die chemische Synthese dieser Stoffe ist zwar grundsätzlich möglich, allerdings viel zu aufwändig. Pflanzen bilden eine Vielzahl von Naturstoffen, die auch potenzielle Arzneistoffe darstellen. Etwa zweihunderttausend davon sind schon in ihrer chemischen Struktur aufgeklärt. Welche Vorteile bieten solche Stoffe den Pflanzen? Über welche Synthesepläne und -maschinerien verfügen sie? Wie können mit der limitierten Menge von Informationen, die im Erbgut festgeschrieben sind, immer wieder neue Naturstoffe gebildet werden? Prof. Kreis erläutert in seinem Vortrag, wie neue Erkenntnisse zu „latenten Stoffwechselvorgängen“, „stummen Metaboliten“ und „promisken Enzymen“ dazu beitragen, das ständige Entstehen und auch Verschwinden pflanzlicher Naturstoffe zu begreifen. Zudem erfahren Sie, wie dieses Wissen biotechnologisch nutzbar gemacht wird.