Liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Studierender, ich bedanke mich ganz herzlich für die Möglichkeit,
hier jetzt mal die Medienbildung aus Sicht der Musikpädagogik darzustellen.
Ja, und ich werde Ihnen einen Lauf über verschiedenste Theorien... was ist?
Ist schief, ja.
Ja, vielleicht möchte ich ganz kurz vorwegschicken, es gibt nicht, leider nicht, eine geschlossene Theorie
über die medienpädagogischen Ansätze in der Musikpädagogik.
Wie soll ich sagen, wir arbeiten ja von Haus aus mit Medien, also ich werde jetzt nicht den Medienbegriff auch nochmal spezifizieren,
weil das in der Musikpädagogik ziemlich uferlos ist, wenn man bedenkt, dass wir die ganzen Instrumente auch als Medien haben,
wir haben neben gedruckten Medien auch Notentexte als Medien, bis hin zu Internet, Tonband, Schallplatte, CD ist es uferlos
und deswegen gestatten Sie mir, dass ich einfach von den Medien spreche, dass ich jetzt auch weniger über die Rolle der Instrumente
reflektiere, sondern wirklich die neuen Medien im Prinzip meine.
Musik ist bei jugendlichen Freizeitbeschäftigung Nummer eins, sie begleitet den Alltag, sie ist bewusst oder unbewusst den ganzen Tag präsent.
Die Musik bietet einerseits Projektionsfläche für jugendliche Träume, Wünsche und Identitäten,
sie ist andererseits der Schlüssel zu allen menschlichen Kulturen in Gegenwart und Vergangenheit.
Die Diskrepanz zwischen der ständigen Präsenz im Alltag jugendlicher und der damit verbundenen spezifischen Rezeptionsweise
und ihrer Funktion als Trägerin von Kulturgut machen es der Musikdidaktik schwer, eine eigene, klar definierte Position zu beziehen.
Die Geschichte der Musikpädagogik ist deshalb eine Folge von meist verspäteten Anpassungen an neuere Entwicklungen, gegen die man vorher jahrelang polemisiert hatte.
Als Beispiel haben wir hier, ja, ich möchte mit einem kurzen, mit einem wirklich kurzen historischen Rückblick beginnen,
auch das würde schon eine ganze Vorlesung füllen, mit einem, wie gesagt, einen kleinen Rückblick auf die Verhältnisse von Musikpädagogik und Medien.
Es erfolgt meist eine Reaktion auf neue Entwicklungen, die die Inhalte des Musikunterrichts stark beeinflussen.
Die Geschichte der Medien setze ich um die 60er Jahre an mit der Erfindung von Schallplatte und Tonband,
ich habe extra ein besonders schönes Beispiel gesetzt, ich kann mich selber auch noch erinnern, ich habe als Musiklehrer angefangen,
da hatten wir noch diese Kompaktanlagen, wo also Radio, Kassettendeck und Schallplattenspieler in einem war und war glücklich,
wenn man in der Schule bereits solch eine Kompaktanlage überhaupt vorhanden hatte, sodass man auch Schallplatten abspielen kann.
Mit den Tonträgern entstand einerseits eine revolutionäre Umwälzung in Bezug auf die Inhalte des Musikunterrichts.
Also man konnte erstmalig jetzt Werke, überhaupt Musikwerke im Unterricht vorstellen,
ohne dass man darauf angewiesen war, wie früher alles selbst auf dem Klavier vorzuspielen.
Das hatte die Konsequenz, dass an den Gymnasien früher eigentlich, je nachdem,
guter Musikunterricht stattfand, je nachdem, wie gut der Musiklehrer Klavier spielen konnte,
es wurden selbstverständlich Symphonien vorgespielt bis hin zu Konzerten und alles.
An den Volksschulen war das meist nicht der Fall, da war die Qualität meistens nicht so gut,
die Musikunterricht beschränkte sich eigentlich aufs Singen, wobei es noch, wenn es gut ging,
noch der Musiklehrer damals noch mit der Geige begleitet wurde und der mit der Geige den Gesang angeführt hatte.
Die Entwicklung von Schallplatte und Tonband hat also insofern den Musikunterricht revolutioniert,
da man die Möglichkeit hatte, die ganze Musik komplett im Unterricht vorzustellen.
Andererseits, und das brauche ich noch nicht zu erzählen, hat natürlich die Entwicklung der Tonträger
auch in der Musik selber eine unheimliche Entwicklung angestoßen.
Die ganze populäre Musik in den 50er Jahren, die aufgekommen ist, hat die Musikszene vollkommen verändert,
infolgedessen natürlich auch den Musikgeschmack der Jugendlichen und infolgedessen hassen wir natürlich
von der Musikpädagogik, wie immer, hinkten wir auch damals schon etwas hinterher.
Ich möchte Ihnen ein Zitat über die Wichtigkeit und Bedeutung der populären Musik nochmal nicht vorenthalten,
was eigentlich immer so die Position der Musikpädagogik zeigt.
Wir sind immer um 10, 15 Jahre zurück, wir haben immer Angst, dass es ab und lang demnächst mal untergeht
und versuchen und möglichst unsere Jugend davor von den schändlichen Entwicklungen zu bewahren.
Das ist heute im Prinzip nicht ganz anders.
So Walkman, CD-Player und die Entwicklung des MP3-Formats bis hin zum iPhone als Verbindung von Kamera,
Foto, Musik und Video-Player mit sämtlichen Möglichkeiten der Internetnutzung haben die Entwicklung
und Ausdifferenzierung jugendlicher Umgangsweisen mit Musik weiter gefördert.
Die Kinder wachsen in eine Welt voller unterschiedlichen Medien hinein, die sie je nach Bedürfnis
und Interesselage zu ihren eigenen Zwecken benutzen können.
Presenters
Prof. Dr. Wolfgang Pfeiffer
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:12:45 Min
Aufnahmedatum
2011-01-24
Hochgeladen am
2018-05-05 10:30:43
Sprache
de-DE
Medienbildung im Musikunterricht