Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Also, schön, dass Sie da sind. Bei dem Wetter macht es ja auch mehr Spaß im Hörsaal zu sitzen als beispielsweise letzte Woche.
Wir haben heute ziemlich viel, deswegen wird es nichts mit früher aufhören.
Aber das ist ja nicht so tragisch. Sie sind ja schon oft genug belohnt worden.
Wir reden heute noch über den Great Ordovician Biodiversification Event, Ordovizische Radiation.
Und zwar vor allem im Hinblick auf mögliche Ursachen. Zunächst noch mal die Muster.
Ich habe Ihnen das letzte Mal ja ziemlich ausführlich die einzelnen Gruppen vorgestellt.
Ich habe Ihnen auch vorgestellt, was es mit der paleozoischen Fauna auf sich hat,
die ja hauptsächlich profitiert sozusagen von der ordovizischen Radiation.
Wir sehen eben die Diversifizierung bei den klassischen Gruppen hier.
Brachypoden, Brüozonen, Cephaloponen, Conodonten, Korallen, Grenoiden, Ostrakoden, weniger die Trilobiten.
Wir sehen auch Radiationen eben im Plankton. Und dazu gehört eben die Ketinozonen.
Sie erinnern sich, diese komischen säckchenartigen Gebilde, Graptolithen und auch Radiolarien.
Und auch im Phytoplankton bei den Akritarchen ist ganz deutlich eine Diversitätszunahme zu verzeichnen.
Und wir schauen ja immer auf die globalen Muster, müssen aber auch sehen, dass da eine Geographie dahinter steckt.
Es ist allerdings noch nicht so ganz klar. Also die Provinzen, die wir kennen, im Ordovizium, zeigen teilweise eine unterschiedliche Entwicklung.
Die unterschiedliche Entwicklung ist nicht ganz synchron.
Problematisch ist, dass wir dann sehr schnell, wenn wir kleinere Provinzen, kleinere Regionen anschauen, in Beprobungsprobleme kommen.
Das heißt, die Probenmengen, die wir haben an fossilen Material, die reichen eigentlich gar nicht mehr aus, um zuverlässig hier Muster zu beurteilen.
Deswegen schauen wir uns jetzt doch nochmal die globalen Muster insgesamt an.
Sie sind ja vertraut mit der taxonomischen Hierarchie, Art, Gattung, Familie, Ordnung, Klasse und dann eben Stamm.
Und wenn wir jetzt einmal unterhalb der Klasse schauen, also bei den Ordnungen, dann sehen wir eben hier den extrem steilen Anstieg im Ordovizium.
Und wir sehen ihn genauso auf der Ebene von Familien. So ähnliches Bild hatte ich das letzte Mal schon gezeigt, wo es eigentlich klassisch definiert ist.
Und auch bei der Anzahl von Gattungen. In beiden Fällen sehen wir auch, in allen drei Fällen Ordnung, Familie und Gattung, dass nach der ordovizischen Radiation bis zum Ende des Paleozoikums kein Nettoanstieg in der Diversität mehr zu verzeichnen ist.
Wann genau war jetzt die ordovizische Radiation? Ich habe ja vorhin schon angedeutet, verschiedene Provinzen zeigen verschiedene Muster.
Aber wie schaut es global eigentlich aus? War das jetzt eine Sache, die sich durchs ganze Ordovizium durchgezogen hat, so wie es die vorherigen Grafiken angedeutet haben?
Oder war das punktuiert innerhalb des Ordoviziums? Das ist so, wenn man die globale Diversität anschaut, auf Gattungsebene sieht es ja so aus, als wäre das eigentlich erst im Oberortovizium, das ist das klassische Oberortovizium hier, passiert.
Während, wenn man das ganze Proben standardisiert anguckt, sieht das Muster ein bisschen anders aus. Was heißt jetzt Proben standardisiert? Das habe ich jetzt schon öfter angedeutet und das ist extrem wichtig.
Dass wir eben nicht einfach das, was wir sehen, für bare Münze nehmen. Wenn wir viele Fossilien sehen, sehen wir hohe Diversität normalerweise.
Das ist also proportional zueinander. Es ist kein linearer Zusammenhang leider, deswegen ist es ein bisschen komplex in der Praxis und das müssen Sie jetzt auch nicht lernen, wie man das macht.
Aber Sie sollten zumindest wissen, dass man eine Probenstandardisierung durchführen muss, um Diversitätsmuster zuverlässig beurteilen zu können.
Wie geht das? Das geht so, dass wir aus dem Pool der vorhandenen Fossilien, die insgesamt zu einer Zeit gefunden wurden auf der Erde, zufällig ziehen.
Eine gewisse Anzahl von Fossilien und zwar aus jeder Zeiteinheit gleich viele und dann zählen, wie viele verschiedene Arten oder Gattungen wir finden.
Dieses Verfahren nennt man Rare Faction. Das ist ein statistisches Verfahren, was schon ein bisschen hoch aufgehängt ist, aber das Prinzip sollten Sie kennen.
Wenn man diese Probenstandardisierung durchführt, sieht man, dass das das klassische Mittel-Otovizium, dass der große Sprung in der Diversität eigentlich war vom Unter- zum mittleren Otovizium und dann schon ein Plateau erreicht worden ist.
Dieses hier, das klassische Muster, wenn man alles anschaut, was man hat, ist eben darin begründet, dass wir hier besonders viele Fossilien finden.
Dieses Caradoc, wie es früher hieß, entspricht dem heutigen Sandbieren und Katjen, ist eben extrem fossilreich, vor allem in Nordamerika. Das Sincinetjen.
Und das muss man eben, sozusagen diese tolle Beprobung, ein bisschen runterfahren und dann hat man natürlich insgesamt weniger Gattungen. Schauen Sie mal hier die absoluten Zahlen an im Vergleich.
Sie kommen hier maximal auf nicht mal 250, wenn Sie hier auf über 2000 Gattungen kommen. Das ist klar, die absoluten Anzahlen, die können Sie dann nicht mehr beurteilen mit diesem statistischen Standardisierungsverfahren, aber das Muster durch die Zeit ist eben einfach zuverlässiger.
Das ist das, was man in der analytischen Paleobiologie untersucht.
Ok, abgesehen von der Diversität haben wir auch wieder die Spuren als Hinweis, dass wirklich etwas passiert ist.
Das wissen Sie, ja, Ediacarium und früheres Cambrium, weitgehend keine Bioturbation im Sediment.
Im Unterortovisium wird eben diese Lagigkeit schon durchbrochen, wir sehen viele Spuren Fossilien, viele Organismen, die durch Sediment pflügen.
Aber noch nicht so intensiv, wie dann eben im Oberortovisium, wo im Prinzip die Bioturbation dann in der Intensität erreicht wird, wie es auch heute noch vorhanden ist.
vorhanden ist. Also eine völlige Zerwühlung der Schichten. Wir sehen eigentlich keine echte
Feinschichtung mehr erhalten, im Normalfall. Natürlich, wenn wir sauerstoffarme Bedingungen
haben, können wir das erhalten haben. Aber in durchlüfteten Böden, Sedimenten sehen wir das nicht.
Noch etwas aus der analytischen Paleobiologie ist, wie diese Radiation eigentlich verlief.
Das ist hochinteressant, wenn man es mal anschaut, wann sind eigentlich die neuen
Taxa gekommen, in welchen Milieus, in welchen Environments. Also Cambrium-Odovizium.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:12:02 Min
Aufnahmedatum
2015-06-08
Hochgeladen am
2015-06-08 16:15:45
Sprache
de-DE