14 - 3C Pfingstlied III - "Gott Vater, send uns Deinen Geist" [ID:17279]
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Ja, herzlich willkommen zur dritten Pfingstlesung von Paul-Gerhard Liedern.

Aller guten Dinge sind drei, es gibt noch ein drittes Pfingstlied, das aber genauso

wenig bekannt ist wie das zweite, das in der letzten Sequenz besprochen wurde.

Ich muss allerdings zunächst einen kurzen Nachtrag mal wieder anbringen,

aber wirklich nur kurz. Dieses Lied, O du aller süßeste Freude, habe ich inzwischen

festgestellt, ist nicht erst 1653 in der Praxis Pietatis Medica erschienen, sondern

schon 1647. Warum ich das falsch notiert habe auf dem Handout, das ist ein

typischer Fehler, der sich ergibt, wenn man der philologischen Logik vertraut. Die

philologische Logik heißt, dass diese neue Ausgabe, kritische Neuedition der

Praxis Pietatis Medica, die gerade noch im Erscheinen ist, es fehlt noch ein

Kommentarband, aber es gibt schon diesen relativ dünnen Band, der nur Listen

enthält und diese Listen, hier also alle möglichen Liedtitel und hier in welchen

Praxis Pietatis Medica Ausgaben das Lied erschienen ist. Und da haben wir hier

als erste Berlin 1640, das ist das erste Gesangbuch, das Krüger herausgegeben

hat, das noch unter dem Titel lief, Neues Vollkömmliches Gesangbuch. Dann kommt

Leipzig 1649, das ist das Choralbuch quasi, die Sätze, die auskomponierten

Sätze, die Krüger separat ideiert hat und dann kommt Berlin 1653, die fünfte

Auflage der Praxis Pietatis Medica. Das heißt, zwischen 1640 und 1653 ist hier

gar nichts geführt, obwohl wir wissen, dass es da drei Ausgaben gegeben

haben muss, die Praxis Pietatis Medica hießen, nur diese Ausgaben sind alle

verschollen. Wenn nun im Gesangbuch bei einigen Paul

Gerhardt-Liedern 1647 steht, dann rührt das daher, dass die Ausgabe aus dem Jahre

1647 vor dem Zweiten Weltkrieg noch greifbar war. Sie ist also einer der vielen

Kriegsverluste und dass eine Frau Elisabeth Fischer-Krückeberg 1930 und 1933

in diesen Jahren verschiedene Aufsätze veröffentlicht hat zu Johann Krüger und

Johann Krügers Melodien und aus ihren Veröffentlichungen, also in diesem Sinn

eine Sekundärquelle, wissen wir, welche Paul Gerhardt-Lieder 1647 schon in der

Praxis Pietatis Medica standen und dazu gehört, oh du aller süßeste Freude.

Dass nun 1647 hier nicht auftaucht in dieser Liste, ist einfach der

philologischen Präzision geschuldet, wenn man eine Quelle heutzutage nicht hat,

dann kann man sie auch nicht nachweisen und ich bin mir jetzt auch nicht sicher,

ich glaube die Frau Krügeberg hat sich nur auf Krüger konzentriert, also dann

nur die Paul Gerhardt-Lieder aufgelistet und die Krüger Melodien in diesem

Gesangbuch und glaube ich kein Gesamtinhaltsverzeichnis angefertigt.

Ich weiß es nicht, ich habe diese Beiträge noch nie gesehen, das war

Berliner Blätter für brandenburgische Kirchengeschichte, die wurden in den

1930er Jahren in Erlangen nicht geführt, es gibt sie nicht hier in der Bibliothek

und eingescannt sind sie auch nicht. Also ich habe jetzt gelernt, ich habe

bisher immer hier geschaut, wann das Lied als erstes erschienen ist, aber das ist

keine Gewähr dafür, dass es schon vor 1653 erschienen sein kann. Also das war

der Nachtrag, oh du aller süßste Freude, dieses Lied gehört also schon zur ersten

Tranche, Paul Gerhardt-Lieder, die Aufnahme in die Praxis Pietatis Medica

fanden. So jetzt kommen wir zum dritten Pfingstlied, es ist auf dem Handout ja, wo

die Liedtexte alle sind, Gott Vater sende deinen Geist.

Da stimmt was drüber steht 1653 Praxis Pietatis Medica, erst Veröffentlichung.

Es hat in die Nummer 218, das bezieht sich auf die Edition 10 der Praxis Pietatis

Medica von 1661, die Grundlage dieser Edition ist, aus der ich da die Texte

meistens abkopiere. Wir sehen, es gibt keine eigene Melodie dabei, sondern nur

einen Melodieverweis hier in dieser zehnten Edition, den Herren meine Seel

erhebt, das ist eine Nachtdichtung des Magnifikat.

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:52:34 Min

Aufnahmedatum

2020-06-03

Hochgeladen am

2020-06-07 14:36:32

Sprache

de-DE

Das Phänomen Paul-Gerhardt-Lieder II

Die Lieder von Paul Gerhardt (1607-1676) sind "Evergreens" trotz ihrer veralteten barocken Sprach- und Vorstellungswelt, trotz ihres oft schweren theologischen "Ballasts", trotz ihrer Überlänge. Die Vorlesung nimmt einzelne Lieder in Textgestaltung wie Melodiezuweisung genauer unter die Lupe, vermittelt historischen Hintergrund der Liedentstehung und gibt Einblicke in die Liedrezeption durch die Jahrhunderte in Gesangbüchern wie Kunstmusik.

Tags

Kirchenmusik
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