Vielen Dank auch Ihnen, dass Sie hier sind. Die Jahreszeit ist nicht die richtige und ganz
besonders heute ist nicht der richtige Tag, um über Klimawandel zu reden, zumindest nicht
über Klimawandel ins Wärmere und ich tue es eben trotzdem. Den Klima auf der Spur und vor allen
Dingen welchen Einfluss hat Klima auf Organismen? Das ist mein Thema heute und der Kontext ist klar,
globaler Klimawandel. Das ist jetzt ganz aktuelle Grafik, Temperaturentwicklung,
ich meine die haben Sie bestimmt schon mal gesehen, aber das geht jetzt bis 2015. Sie sehen 2015 der
letzte Punkt, rechts oben in der Ecke war das wärmste Jahr in den letzten 150 Jahren. Insgesamt
sehen wir eine Temperaturerhöhung im Vergleich zu preindustrieller Zeit von 1 Grad Celsius global,
das beinhaltet eben Land wie Meer. Das ist, ist das viel oder ist das wenig? Genau, ist relativ.
Dafür brauchen wir eben diesen Paleo. Der zweite Teil meines Vortrags wird eben in die tiefen Zeit
gehen und versuchen eben solchen Klimawandel, den wir heute sehen, ein bisschen in den Kontext zu
stellen der Erdgeschichte der Millionen von Jahren, was da so alles passiert ist. Zunächst mal ist es
mir aber wichtig, dieses Eindimensionale zumindest mal zweidimensional zu machen. Also wie ist der
Klimawandel eigentlich räumlich verteilt? Da sehen wir zwei Aspekte, die ganz interessant sind. Einmal
natürlich ist über dem Wasser, also die Erwärmung des Ozeans deutlich geringer als an Land. Wir sehen
zweitens, dass auf der Nordhämisphäre der Klimawandel deutlich stärker ausgeprägt ist als auf der
Südhämisphäre. Und vielleicht drittens noch, es gibt auch Regionen, die sich nicht erwärmen. Das ist
in blau dargestellt, zumindest in den letzten 50 Jahren, wo eher eine Abkühlung war. Also dieser
Klimawandel ist räumlich sehr heterogen. Und wenn wir die Auswirkungen des Klimawandels auf
Organismen anschauen wollen, müssen wir eben dieser Heterogenität Rechnung tragen. Was sind
biologische Auswirkungen? Ich habe es hier gleich mal auf den Punkt gebracht, weil ich nicht alle
Aspekte in dem Vortrag jetzt beleuchten kann. Wir sehen die Auswirkungen sowohl an Land als auch im
Meer. Wir sehen vor allen Dingen, das ist das offensichtlichste, Veränderungen in den
geografischen Verbreitungsmustern von Organismen, Pflanzen wie Tiere, auch Einzeller. Wir sehen
Veränderungen in der Phänologie, das werde ich gleich kurz noch erklären. Häufigkeit, das muss
nicht immer so sein, dass etwas seltener wird. Manche Organismen werden häufiger profitieren. Wir
sehen, wir sehen allerdings Rückgang von Wachstumsraten. Das betrifft vor allen Dingen
Riftkorallen, auch ein Rückgang in der Körpergröße, das zum Großteil temperaturbedingt ist. Da gibt es
die Körpergrößen-Temperatur-Regel, die Leistungsfähigkeit, viele Organismen ab. Das große
Fragezeichen ist, sehen wir Artensterben? Frau Mangelkramer hat schon recht. Ich liebe
Aussterben, zumindest aus wissenschaftlicher Sicht. Und die Frage ist eben jetzt, führt Klimawandel
zu Artensterben? Natürlich sterben Arten heute aus. Wir leben im Beginn eines Massenaussterbens.
Allerdings ist das Klima induziert oder ist es eher der direkte Einfluss des Menschen? Das ist die
Frage. Es gibt sehr viele Arbeiten, ich habe hier mal einfach drei aus Nature und Nature Climate
Change angeführt, wo eben mit sehr großen Eindruck, Nachdruck bewiesen wurde, dass es starke
biologische Einflüsse gibt. Schauen wir mal kurz eins nur an, das reiße ich jetzt nur an, diese Phänologie,
das ist einfach die jahreszeitliche Entwicklung von Organismen, die Ereignisse, die ein Organismus durchmacht
im jahreszeitlichen Wechsel. Das kennen wir in unseren Breiten sehr, sehr gut. Zum Beispiel,
wann die Blütezeit von Pflanzen anfängt. Und da gibt es eine Untersuchung hier aus Österreich,
wo ganz deutlich zu sehen ist, das schwankt natürlich, aber hier seit Ende der 80er Jahre
geht das deutlich zurück. Das heißt, die blühen immer früher. Das haben wir natürlich, beobachten
wir hier auch, aber das ist jetzt eine sehr schöne, weil über mehrere Jahre kontinuierlich
durchgeführte Studie. Das ist schon alles, was sich zur Phänologie, ne eins noch, das Problem mit
der Phänologie, das ist ja jetzt erstmal nichts Schlimmes, wenn was früher blüht oder wenn Vögel
früher aus ihrem Winterquartier zurückkommen oder gar nicht erst wegfliegen. Das Problem ist nur,
dass diese Änderungen in der Phänologie nicht unbedingt synchron verlaufen. Es gibt Mismatches,
dann kommt ein Vogel zurück, aber seine Nahrung ist noch nicht da. Die richtet sich vielleicht
eher nach der Tageslänge als nach der Temperatur und dann fängt es an Probleme zu geben.
Klimabedingte Wanderungen, das ist eben mein großes Thema. Das habe ich jetzt auch erst entdeckt,
ist erst seit November online, da hat sich einer die Mühe gemacht für Amerika, Nord- und Südamerika,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:06:37 Min
Aufnahmedatum
2016-12-05
Hochgeladen am
2017-01-27 11:14:58
Sprache
de-DE
Pflanzen und Tiere reagieren auf vielfältige Weise auf den heutigen Klimawandel. Sie verändern ihren jahreszeitlichen Rhythmus, wachsen teils schneller, teils langsamer – und vor allem wandern sie. Die erwärmungsbedingten Migrationen ziehen Flora und Fauna überwiegend polwärts, aber die räumliche Dynamik des Klimas führt auch zu ganz anderen Wanderrouten. Der Vortrag von Prof. Wolfgang Kießling zeigt Vorhersagen, wohin und über welche Routen Pflanzen und Tiere im 21. Jahrhundert wandern werden und diskutiert Konsequenzen, die sich daraus für Ökosysteme an Land und Meer ergeben. In einem Streifzug durch die geologische Vergangenheit beleuchtet Kießling zudem, unter welchen Bedingungen es durch Klimawandel sogar zu massenhaftem Artensterben kommen kann.