Okay, hallo, guten Morgen allerseits.
Wir haben uns die letzten paar Doppelstunden beschäftigt mit der zweiten Quantisierung
und das war etwas technisch und mühsam, aber dafür haben wir jetzt einiges gewonnen, denn
wir können den Hamilton-Operator praktisch zu einem beliebigen Vielteilchen-System hinschreiben,
ob es sich um Fermionen oder Bosonen handelt, und wir können das in einer besonders effizienten
Sprache machen. Wir können dann auch Operatoren ausrechnen, für die wir uns interessieren,
zum Beispiel die Frage, wie viele Teilchen befinden sich gerade in einem gewissen Einteilchen-Zustand,
also in einem gewissen Orbital, dann würden wir eben a-Kreuz-a ausrechnen oder den Erwartungswert
von a-Kreuz-a. Und ein Gewinn bei der ganzen Geschichte ist nicht nur, dass wir den Hamilton-Operator
ziemlich effizient hinschreiben können, in dem Sinne zum Beispiel, dass wir gar nicht
mehr wissen müssen, wie viele Teilchen das sind, und in dem Sinne, dass wir auch schon
berücksichtigt haben, ob es automatisch Boson oder Fermion sind. Sondern ein großer Vorteil
ist der folgende. In der Physik möchte man manchmal gar nicht das volle komplizierte
mikroskopische Modell lösen, also zum Beispiel die Elektronen und die Protonen eines Festkörpers,
wie sie sich im freien Raum bewegen und dann miteinander die Coulomb-Anziehung oder respektive
Abstoßung haben. Dafür könnten wir ja schon von Anfang an die Vielteilchen Schrödinger
Gleichung hinschreiben für die gemeinsame Wellenfunktion, sagen wir alle Elektronen,
die eine Funktion Ψ von x1, x2, x3 und so weiter ist. Aber das ist unter Umständen
viel zu kompliziert, sondern eine Idee, eine wichtige Idee in der Physik ist, sich zu konzentrieren
auf die wesentlichen Zutaten in irgendeiner physikalischen Situation. Zum Beispiel im
Festkörper könnte jemand auf die Idee kommen zu sagen, bei jedem Atom habe ich etliche
innere Schalen, die sind immer von Elektronen besetzt und die Besetzung ändert sich auch
nicht und die sind sozusagen inert, da tut sich gar nichts. Das heißt, die brauche ich
nicht wirklich berücksichtigen. Die tragen vielleicht zur Ladungsdichte bei, aber das
ist fest. Und es gibt natürlich auch sehr viele höhere Schalen, die für immer unbesetzt
bleiben werden und die sind mir auch nicht wichtig. Sondern was mir wichtig sind, sind
die Orbitale, die manchmal von Elektronen besetzt sind und manchmal nicht besetzt. Und
dann bewegt sich ein Elektron, sagen wir, von dem Orbital auf einem Atom zu einem Orbital
auf dem Nachbaratom. Das sind die, um die ich mich kümmern sollte. Und dann hat man
schnell die Vorstellung, man sollte von jedem Atom in dem Kristallgitter vielleicht nur
ein Elektronenorbital mitnehmen oder mehrere, je nach Situation. Und man sollte dann nur
berücksichtigen die Tatsache, dass die Elektronen zwischen den einzelnen Orbitalen tunneln können,
von Atom zu Atom. So bewegen sie sich durch den Kristallgitter. Und wenn zwei Elektronen
beispielsweise gleichzeitig auf einem Orbital sind oder auf benachbarten Orbitalen, dann
können sie miteinander wechselwirken. Dann spüren sie die Coulomb-Wechselwirkung. Das
wären so die elementaren Zutaten, die man im Kopf haben könnte. Und gerade da ist die
zweite Quantisierung besonders hilfreich, weil ich kann mich dann konzentrieren auf
diese wenigen Orbitale und ich kann dann reden von der Besetzung eines jeden Orbitals. Also
sind da gerade null Elektronen oder ein Elektron auf einem gegebenen Orbital. Und dafür ist
die zweite Quantisierung hervorragend geeignet. Und das führt jetzt das nächste Kapitel
ein. Im nächsten Kapitel möchte ich nämlich das allerberühmteste aller Modellsysteme
diskutieren, die es in der Vielteilchenphysik gibt. Und das ist das sogenannte Hubbard-Modell.
Das Hubbard-Modell sagt gerade das, was ich eben erklärt habe. Das heißt, man stellt
sich vor an Gitter von Orbitalen, die dann von Teilchen besetzt sein können und wo die
Teilchen zwischen den einzelnen Orbitalen hin und her tunneln und sich damit bewegen
und wo sie auch miteinander wechselwirken, wenn sie auf demselben Orbital sich befinden.
Und das Modell ist zum ersten Mal vor, weiß nicht, 40 Jahren oder so eingeführt worden,
um tatsächlich Elektronen in Kristallen zu beschreiben. Und Elektronen sind Fermionen
natürlich. Aber es kann auch verwendet werden, um beispielsweise bosonische Teilchen zu beschreiben.
Und für bosonische Teilchen ist die Sache sogar noch ein bisschen einfacher. Und deswegen
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:00:00 Min
Aufnahmedatum
2011-12-07
Hochgeladen am
2011-12-24 14:41:19
Sprache
de-DE