Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Sehr geehrte liebe Frau Mangelkramer, vielen Dank für die freundliche Einführung und Begrüßung und
die Einladung Ihnen allen einen guten Abend. Sehr schön, dass Sie mir lauschen wollen zum Thema
Das ist Sparta, eine Welt der Gesunden und Starken. Nun, dieses Thema weist darauf,
es geht um das Verhältnis des antiken Staates Sparta zu seinen Bürgern, aber
auf eine ganz besondere Weise, nämlich zu den Körpern seiner Bürger. Also die
Herrschaft nicht im politischen Sinne alleine, sondern auch im, ja man könnte
was sagen, im biologischen Sinne. Hat es das gegeben? Und hier insbesondere auch
den Umgang mit den Schwachen. Also es geht ja einerseits um die Gesunden und
Starken, das liegt nahe, aber was ist dann mit den Schwachen? All das soll also in
den nächsten 50 Minuten hier zur Sprache kommen und ich beginne mit einem
Überblick bzw. mit einer Geliederung, die Ihnen zeigt, in welcher Reihenfolge ich
vorgehen werde. Ich werde beginnen mit einigen Sparta-Bildern, werde dann ein
kleines Sparta-Lexikon von A bis X hier abhandeln. Das geht vergleichsweise
schnell, weil ich die meisten Buchstaben auslassen werde und dann als dritten
Punkt zu dem entscheidenden Thema der Selektion kommen, also der Starken oder
eben der Ausscheidung der Schwachen. Das werden wir dann gleich sehen, was es damit
auf sich hat. Frau Mangelkramer hat ja schon angedeutet, dass die Quellenlage
gar nicht so einfach ist. Ich beginne mit einigen Bildern. Ein
Zeitgenosse, der um 400 vor Christus schrieb, hat Folgendes über Sparta
gesagt, angenommen die Stadt der Lacedermonia verödete, übrig blieben aber
die Heiligtümer und von den anderen bauten die Grundmauern, so würde glaube
ich nach Verlauf langer Zeit den späteren Menschen starker Zweifel an
ihrer tatsächlichen Macht im Verhältnis zu ihrem Ruhm kommen. Die Stadt könnte
für ziemlich unbedeutend gehalten werden und wenn man sich die Reste von
Sparta, die ja noch erhalten sind, anschaut, dann möchte man diesen
Zeitgenossen zugleich zustimmen. Das sieht vergleichsweise mickrig aus, also
die Reste Spaters, man kann kaum glauben, dass das ein mächtiger Staat gewesen ist.
Und wie steht es mit Athen? Diesen Blick haben viele von ihnen schon gehabt auf
die Akropolis und dieser Zeitgenosse um 400 vor Christus schreibt, würde es aber
den Athenern ebenso ergehen, er meint also die Stadt würde mal untergehen als
politische Macht, so könnte man aufgrund des augenscheinlichen Eindrucks der Stadt
sie doppelt so mächtig schätzen, als sie tatsächlich ist. Und wir können das auch
heute als Touristen gleichsam noch bestätigen, dass Athen, das alte Athen,
selbst diese spärlichen Reste, einen ungeheuer imposanten Eindruck weiterhin
machen nach rund zweieinhalbtausend Jahren. Wer war dieser Zeitgenosse, der das
gesagt hat? Das war Tukhidides, der Athenische Schriftsteller, er ist der
Autor eines bedeutenden Geschichtswerkes über den Peloponnesischen Krieg, der
hat von 431 bis 404 vor Christus gedauert und nur zur Wiederholung ihrer
historischen Schulkenntnisse. Wer hat gewonnen? Wissen Sie das noch? Sparta hat
gewonnen, 404 musste Athen kapitulieren, aber 371, also gerade mal 33 Jahre später,
einige Generationen später, wurde Sparta seinerseits bei Leuctra von den
Thebanern auf dem Schlachtfeld besiegt und hat für alle Zeiten seine
Vormachtstellung mit einem Schlag verloren und seither ist der Mythos
Sparta genauso wichtig wie der reale Staat, der Lacedaemonier, wie die
Spartaner sich selbst nannten. Über Sparta war auch in der Antike schon recht
wenig bekannt und auch Tukhidides, unser Gewehrsmann, spricht davon, dass die
Spartaner immer so heimlich tun und sich abschotten und wenig
nach außen dringen lassen wollte. Wir haben also in der Tat heute auch ein
Quellenproblem, in dem wir fragen, welche Quellen haben wir denn, die über ein
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:55:24 Min
Aufnahmedatum
2017-07-10
Hochgeladen am
2017-07-13 09:15:10
Sprache
de-DE
Im antiken Sparta – so will es die Überlieferung – existierten Ansätze einer staatlichen Gesundheitsüberwachung. Das Ziel: Gesunde und kräftige Männer, Frauen und Kinder sollten die Kampfkraft und Wehrhaftigkeit des Stadtstaates stärken. Unter anderem wird berichtet, dass Neugeborene, die krank, schwach oder missgebildet waren, ausgesetzt und so umgebracht wurden. Im späten 19. Jahrhundert wurde diese Idee im Kontext der Eugenik aufgegriffen und im Nationalsozialismus radikal umgesetzt. In seinem Vortrag geht Prof. Dr. Karl-Heinz Leven der Frage nach, wie vertrauenswürdig die antiken Quellen sind. Oder sind die spartanischen Bräuche doch der Phantasie von Geschichtsschreibern zuzuordnen? Im Anschluss daran analysiert der Medizinhistoriker, wie die Vorstellung über das historische Sparta in der Neuzeit wieder aufgegriffen und instrumentalisiert wurde.