2 - Daddeln und Chatten bis der Arzt kommt: neue Erkenntnisse zur Internetsucht [ID:3995]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Ja, meine Damen und Herren, herzlich willkommen zu unserem zweiten Vortrag

Wissenschaft auf AEG in diesem Sommersemester. Wir freuen uns, dass Sie sich bei dem schönen

Wetter so zahlreich von Ihrem Computer loseisen konnten und hierher kommen konnten zu unserem

heutigen Vortrag daddeln und chatten, bis der Arzt kommt. Vor ziemlich genau zehn Jahren

hat ein junger Harvard-Student ein digitales Studentenverzeichnis entwickelt. Dieses kleine

Verzeichnis hat heute 1,2 Milliarden User weltweit und ist damit das größte soziale

Netzwerk der Welt. Und der junge Student Mark Zuckerberg ist multimilliardär. In Deutschland

gibt es rund 27,5 Millionen Facebook-Nutzer. 3,2 Millionen davon sind im Alter von 13 bis

17 Jahren und immerhin zwei Millionen Nutzer sind älter als 55. Insgesamt hat sich die

Zahl der Facebook-Nutzer in Deutschland seit 2011 damit exakt verdoppelt. Nun ist die Nutzung

von Facebook keines der Weise verwerflich oder gefährlich, doch so wie Alkohol, Nikotin,

Drogen und Computerspiele bergen auch diese sozialen Netzwerke und das Internet insgesamt

ein gewisses Suchtpotenzial. Zum zehnten Geburtstag von Facebook hat das Time-Magazin eine App

bereitgestellt, mit der man schätzen kann, wie viele Stunden seines Lebens man mit Facebook

verbracht hat. Die App nennt sich treffenderweise How much time have you wasted with Facebook?

Das Ergebnis dort, durchschnittlich 17 Minuten, ist sicher noch kein Grund zur Beunruhigung.

Andererseits gibt es auch Studien, die besagen, dass Internetnutzer in Deutschland durchschnittlich

2,4 Stunden am Tag in sozialen Netzwerken verbringen. Da ist es dann nicht mehr weit

zu den viereinhalb Stunden, die rund 10 Prozent der deutschen Teenager täglich am Computer

spielen. Wie sich Internetsuch bemerkbar macht, wann man Internet-süchtig ist und welche

Faktoren dazu führen, das ist Gegenstand der Forschungen von Prof. Dr. Johannes Kornhuber

und Privatdozent Dr. Bernd Lenz vom Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie, die ich

Ihnen kurz vorstellen darf. Prof. Kornhuber gehört zu den führenden Kapazitäten auf

dem Gebiet der Psychiatrie und Psychotherapie und ist nicht nur Inhaber des gleichnamigen

Lehrstuhls an unserer Universität, sondern auch Direktor der psychiatrischen und psychotherapeutischen

Klinik am Universitätsklinikum Erlangen. Prof. Kornhuber begann seine klinische Laufbahn

als Assistenzarzt im Bundeswehrkrankenhaus Ulm in der Abteilung Neurologie und Psychiatrie.

Er ist seit 1991 Facharzt für Psychiatrie und wurde im gleichen Jahr Oberarzt an der

psychiatrischen Universitätsklinik Würzburg. Er habilitierte sich 1992 im Fach Psychiatrie

und wurde 1995 Professor für Psychiatrie an der psychiatrischen Klinik der Universität

Göttingen. Im Juli 2000 wechselte er auf die schon genannten Funktionen an die Friedrich

Alexander Universität Erlangen Nürnberg. Prof. Kornhuber ist übrigens Wiederholungstäter

in Sachen Wissenschaft auf AEG. Vor einem halben Jahr ging er hier gemeinsam mit zwei

Kollegen der Frage nach, wie Nahrung unser Gehirn beeinflusst und er hat auch schon gesagt,

er ist auch gerne im nächsten Semester wieder da. Wir kommen gern darauf zurück. Privatdozent

Dr. Bernd Lenz studierte Medizin in Erlangen, Quebec, Bern und Basel, ist Facharzt für

Psychiatrie und darf die Zusatzbezeichnung Suchtmedizinische Grundversorgung führen.

Er wurde 2012 Oberarzt an der Klinik von Prof. Kornhuber und habilitierte sich 2013 mit einem

Thema im Bereich der Alkoholabhängigkeit. Seit Januar 2014 ist Dr. Lenz Geschäftsführer

der Oberarzt an der psychiatrischen und psychotherapeutischen Klinik am Universitätsklinikum und er ist

Leiter der Arbeitsgruppe Psychoneuroendokrinologie. Die beiden Herren werden sich also heute mit

den neuen Erkenntnissen zur Internetzucht beschäftigen. Nein, sie beschäftigen sich länger damit.

Sie werden uns heute darüber berichten. Ich weiß gar nicht, wer anfängt. Prof. Kornhuber,

ich darf Ihnen das Wort geben.

Lieber Herr Stix, vielen Dank für die freundliche Einladung hierher. Ich werde den

heutigen Vortragsabend gemeinsam mit meinem Kollegen Dr. Lenz gestalten. Wir werden uns

jetzt gleich die Bälle so gegenseitig zuwerfen. Ich habe folgende Gliederung vorgesehen.

Für Sie im ersten Teil möchten wir Sie einführen in die Phänomene Videospielabhängigkeit,

das werde ich präsentieren, und süchtiges Städtenherr Lenz, also in die Störungsbilder.

Teil einer Videoserie :

Presenters

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:07:27 Min

Aufnahmedatum

2014-06-02

Hochgeladen am

2014-06-11 11:36:30

Sprache

de-DE

Rund zehn Prozent der deutschen Teenager spielen mehr als 4,5 Stunden am Tag am Computer, fast zwei Prozent davon erfüllen die Kriterien der Abhängigkeit. Bisher gibt es weltweit vergleichsweise wenige Studien dazu. In Europa existiert die Diagnose „Internetspielsucht“ offiziell nicht, im Gegensatz zu den USA, wo diese Sucht seit vergangenem Jahr als Krankheit anerkannt ist. Dennoch: Das Phänomen muss genauso wie exzessives Chatten auch hier ernst genommen werden. Doch welche Risikofaktoren für eine Internetabhängigkeit gibt es? Wie kann der Sucht vorgebeugt oder sie sogar vorhergesagt werden? Erst kürzlich haben die beiden FAU-Forscher Kornhuber und Lenz herausgefunden, dass ein höherer Testosteronspiegel vor der Geburt das Risiko für eine spätere Internetsucht steigert. Daneben spielt eine Vielzahl weiterer Faktoren eine Rolle, ob jemand tatsächlich abhängig wird oder nicht. Fest steht: Eine Menge hochspannender Fragen warten in den nächsten Jahren darauf, von Wissenschaftlern weltweit beantwortet zu werden.

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