2 - Interessenentwicklung bei Säuglingen und Kleinkindern [ID:473]
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Wenn Kinder satt sind und ausgeschlafen sind, dann beschäftigen sie sich mit Objekten ihrer

Umgebung und das auf eine scheinbar unermüdliche Art und Weise. Es gibt Aussagen von Eltern,

wie Timo liebt diese Stapelbecher, damit beschäftigt er sich stundenlang oder Svenja schaut ihre Tiere

an, sie beschäftigt sich, sie skrupiert, sie stellt sie auf, ahmt sie nach, ich weiß nicht,

was wir ohne unsere Tiere machten oder schon als Baby hat sich Tom für Autos interessiert,

das hält bis heute an. Diese und ähnliche Aussagen von Eltern legen nahe, dass Interessen

schon sehr, sehr früh entstehen und dass Kinder eben individuelle Vorlieben für bestimmte Spielzeugobjekte

haben. Eltern oder Erzieher haben dazu klare Meinungen. In der Entwicklungspsychologie haben

wir dazu allerdings noch relativ wenig fundiertes Wissen. Wenn wir Antworten darauf haben wollen,

warum sich ein Kind mehr für Bauklötze interessiert und das andere eher für Puzzles oder Bücher und

auch ausdauernder und konzentrierter mit diesen Sachen spielt und vielleicht auch andere Spielformen

verwendet, dann brauchen wir die Interessenforschung, da insbesondere bei der Interessenforschung

Gegenstandsspezifische Interessen untersucht werden. Wir versuchen also Antworten auf Fragen

zu bekommen, wie zum Beispiel ab wann haben wir es mit individuellen Vorlieben zu tun,

inwieweit zeigen sich individuelle oder geschlechtsspezifische Unterschiede und

woher kommen diese? Eine Voraussetzung für die Erforschung von individuellen Vorlieben bestimmter

Gegenstände und Gegenstandskategorien ist, dass wir annehmen können, dass kleine Kinder bereits

zwischen den Objekten und zwischen den Objektkategorien unterscheiden können. Hier

hat die kognitive Säuglingsforschung in den letzten Jahren viele Erkenntnisse gewonnen.

Da sich Säuglinge und kleine Kinder noch nicht ausdrücken können, noch nicht sagen können,

was sie schon können, wurde ihr Wissen lange Zeit unterschätzt. Inzwischen konnte man aber dank

intelligenter, experimenteller Methoden feststellen, dass Babys mehr über Objekte wissen, als wir lange

Zeit gedacht haben. Sie scheinen so etwas wie ein intuitives physikalisches Wissen über die

Bewegungsmöglichkeiten von Objekten und Lebewesen zu haben bzw. schon in den ersten Monaten zu

entwickeln. Außerdem können sie unterscheiden zwischen belebten und unbelebten Objekten.

Zum Beispiel erwarten sieben Monate alte Säuglinge eher von einem Tier, dass es wieder anfängt,

sich zu bewegen, als von einem Ball. Babys können ab circa sieben, acht Monaten zwischen Tieren und

Möbeln, Tieren und Fahrzeugen, Landtieren und Seetieren unterscheiden. Im Folgenden werde ich

zwei typische Experimente aus der kognitiven Säuglingsforschung bringen. Das erste zum Wissen

über die Lage stabiler Objekte mit vier bis sechs Monaten. Probanden waren sechs Monate alte Kinder.

Hier haben wir es mit einem typischen Habituationsexperiment zu tun. Es ist aufgeteilt

zwischen Gewöhnungs- also Habituationsphase und Testphase. In diesen Experimenten wird aus den

Blickzeiten auf das Wissen und auf die Erwartungen der Babys geschlossen. Dem Kind wird ein bestimmter

Reiz immer wieder gezeigt. Es reagiert zunehmend gelangweilt. Es wendet seine Aufmerksamkeit ab.

Zeigt man ihm dann einen neuen Reiz, schaut das Kind wieder hin. Die Betrachtungszeit steigt

wieder bzw. das Kind, so nennen wir das in der Forschung, dishabituiert. Damit kann untersucht

werden, ob das Kind Neues oder Überraschendes erkennt. Wie ist das nun in dem Beispiel,

das Sie hier sehen? In der Gewöhnungsphase sahen die Kinder im Film die Box mit dem Gesicht,

wie sie zum Ende der gestreiften Unterlage geschoben wurde oder wie sie über die gestreifte

Unterlage hinaus über eine einfarbige Unterlage geschoben wurde und zwar einerseits zu 85 Prozent

und andererseits zu 30 Prozent. In der Testphase wurde die einfarbige Unterlage dann weggenommen.

Die Box mit dem Gesicht wird nun wieder genauso weit geschoben. In der Testphase hat man dann

festgestellt, dass die Kinder in der Tat sich deutlich mehr für das physikalisch unmögliche

Ereignis interessieren, nämlich dieses hier unten. Das ist das, was sie für eher seltsam

erachtet haben. Das ist das, wo sie sehr viel länger hingeschaut haben. Also nicht hier rechts,

hoppala. Dieses, wo also der Würfel nicht runterfallen würde, sondern hier genau diese

Geschichte, da würde der Würfel runterfallen und das ist das, was die Kinder sehr erstaunt

betrachtet haben. Das heißt, man kann davon ausgehen, dass Kinder etwa zwischen vier und

sechs Monaten differenziertes Wissen über die Lage stabiler Objekte entwickeln. Also was kann

physikalisch sein und was kann physikalisch nicht sein? Das ist die eine Geschichte. Eine

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:29:39 Min

Aufnahmedatum

2007-06-13

Hochgeladen am

2017-07-06 14:03:48

Sprache

de-DE

Tags

Interessenentwicklung Säugling Kleinkinder Kleinkind
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