Was ich zu Anfang gleich sagen muss, wenn Sie glauben, Sie erfahren heute was, was Sie vielleicht
morgen übermorgen im Klinikum, im Amberg oder in irgendeiner anderen Klinik sofort nutzen können,
dann muss ich Sie leider enttäuschen. Heute geht es wirklich nur, vielleicht auch ein bisschen
entspannter für Sie. Es geht eigentlich darum, eher um die Biologie dahinter, was jetzt auch
der Bürgermeister erwähnt hat und interessiert, um die Frage, wie schafft das, eine Krebszelle
sich im Körper auszubreiten. Das heißt, es geht hauptsächlich um diesen zweiten Teil,
um diesen faszinierenden Mechanismus. Am Anfang werde ich kurz ein bisschen den klinischen
Background noch einmal erwähnen, dass Sie wissen, um was es wirklich jetzt von der medizinischen,
von der ernsten Seite her geht, noch mal als Motivation für Sie auch vielleicht neugierig
darauf zu sein, wie das alles von der Biologie her abläuft im Körper. Und am Ende dann will ich
noch mal auch aus unserer Arbeit heraus, aber auch von tausenden anderen Arbeitsgruppen auf
der ganzen Welt, die sich mit dem Thema beschäftigen, mit dem wir auch stark interagieren,
auch noch mal vielleicht einen Ausblick wagen, wie man in Zukunft gerade Metastasierung auch
verhindern kann. Ich weiß nicht, ob ich jetzt da rumlaufen darf oder nicht, wegen der Kamera.
Ist das okay so? So, bis hier? Ja, ich bleibe hier auf dem Quadratmeter. Okay, dann nochmal
zum Thema. Ja, drei Teile. Erstmal werde ich noch mal über den klinischen Teil kurz sprechen,
warum sind Metastasen so gefährlich und warum muss man irgendwas ändern dran? Warum muss man
Grundlagenforschung betreiben, die wir jetzt machen in meinem Lehrstuhl, um diese Mechanismen
zu verstehen als Basis für neue Therapien? Sie wissen alle, Metastasen sind der gefährlichste
Teil der eh schon gefährlichen Krebserkrankungen. 90 Prozent aller Todesfälle von Krebspatienten
passieren durch die Metastasen, nicht durch den Primärtumor, den kann man in der Regel oft durch
die Chirurgie gut entfernen. Bis heute gibt es keine spezifische Therapie, um Metastasen gezielt zu
bekämpfen. Und um das zu ändern, müssen wir die Mechanismen verstehen, die dahinterstecken. Und
die sind gar nicht trivial. Sie sehen hier ein paar Bilder, hier ein Stintigramm, wo zum Beispiel
Levermetastasen dargestellt sind. Hier ein Schema, wo man die Levermetastasen sieht. So sieht es der
Radiologe in einem CT und so der Chirurg, wenn er dann operiert und große Metastasen jeweils in
der Leber sieht. Warum ist das so gefährlich? Das hier nochmal ein Beispiel am Darmkrebs,
die berühmte 5 Jahre des Überlebensrate, die Sie wahrscheinlich auch kennen. Das ist so irgendwie
die die Schwelle, wenn man das geschafft hat bei den meisten Tumorerkrankungen. Nicht bei allen,
auf ein Beispiel komme ich gleich, wo das nicht so unbedingt zutrifft. Aber nach fünf Jahren,
wenn der Krebs weg ist, dann ist man geheilt. Beispiel Darmkrebs, den kann man in verschiedenen
Stadien aufteilen, Stadium 1 bis 4. Im Stadium 1 und 2 liegt nur der Tumor im Darm vor, unterschiedlich
groß. Wenn man dann jetzt die Überlebensrate nach fünf Jahren anschaut, ist sie sehr gut. Man
sieht, dass im Stadium 1 und 2 zwischen 80 und 95 Prozent der Patienten geheilt werden können. Das
trifft meist alte Patienten, das heißt, es entspricht so in etwa der sowieso Lebenserwartung
in dem Alter. Selbst wenn man Metastasen in den Lymphknoten nachweist. Sie wissen ja, dass es
Metastasen in Lymphknoten gibt, wo sich die Erkrankung über das Lymphsystem ausbreitet.
Und in sonstigen Organen im Körper, wo sich die Erkrankung über das Blutsystem ausgebreitet hat,
wenn man nur Lymphknotenmetastasen hat, immer noch zwei Drittel aller Patienten sind nach fünf Jahren
geheilt. Und jetzt kommt der Punkt, über den ich heute spreche. Das sind die Fernmetastasen,
die Ausbreitung über das Blut, Metastasen in der Leber, im Gehirn, im Knochen, überall im
Körper möglich. Dann sind die Überlebensrate dramatisch. Vielleicht mittlerweile ein bisschen
besser. Das Bild ist schon einige Jahre alt, aber maximal 15 Prozent der Krebspatienten mit
Metastasen, in dem Fall Darmkrebs, leben noch nach fünf Jahren. Es hängt auch vom Typ ab. Hier am
Beispiel Brustkrebs mal gezeigt. Sind jetzt mal hier die wichtigsten Typen genannt, der luminale
Typ, der Herr II-positive Typ und der sehr aggressive Triple Negative Brustkrebs. Haben
Sie vielleicht auch schon mal gehört. Triple Negative bezieht sich auf dreifach Hormonrezeptor
negative Subtypen, die eben besonders aggressiv sind. Und wenn man jetzt so eine sogenannte
Kaplan-Meier-Kurve anschaut, das ist eine typische Überlebenskurve, wo Sie sehen die
Überlebensrate, also hier 100 Prozent überleben und hier die Zeitachse in Monaten. Dann sehen Sie
Presenters
Prof. Dr. Thomas Brabletz
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:53:27 Min
Aufnahmedatum
2025-03-18
Hochgeladen am
2025-03-20 17:06:27
Sprache
de-DE
Obwohl es in den vergangenen 20 Jahren große Fortschritte in der Behandlung gab, ist Krebs immer noch eine oft tödliche Krankheit. Nur bei etwa 30 Prozent der Patientinnen und Patienten gelingt es trotz moderner Therapien die Krankheit langfristig zurückzudrängen. Am fatalsten sind dabei Metastasen – sie sind für mehr als 90 Prozent der Todesfälle in Zusammenhang mit Krebs verantwortlich – sowie die Entwicklung von Resistenzen gegen Therapien. Innerhalb eines Tumors gibt es Krebszellen, die genau dafür – Metastasen, Therapie- resistenz und Krankheitsrückfall – verantwortlich sind. Diese Krebszellen sind in der Lage, ihre Eigenschaften vorübergehend so zu verändern, dass es ihnen möglich ist, aufgrund einer abnormen Beweglichkeit durch den Körper zu wandern, um an anderer Stelle Metastasen zu bilden. Bislang lassen sich diese Zellen noch nicht ge- zielt angreifen. Prof. Thomas Brabletz Ziel ist es, diese Krebszellen auf molekularer Ebene zu charakterisieren, um so neue Behandlungsstrategien gegen Metastasen und Resistenzen zu entwickeln.